Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier
Das hat sie verdorben.« Es folgte eine längere Pause. »Vielleicht wäre es besser, ich würde deine Kräfte nicht wecken. Zu deinem Besten und zu dem deiner Schwester.«
Josh blinzelte überrascht und schaute über die Schulter zu Dee und Machiavelli hinüber. Das Gesicht des Italieners war ausdruckslos, doch Dee war offenbar so fassungslos wie Josh. Weigerte Mars sich, seine Kräfte zu wecken?
»Großer Mars«, begann der Magier, »die Kräfte des Jungen müssen geweckt werden …«
»Er soll selbst darüber entscheiden«, entgegnete Mars mit sanfter Stimme.
»Ich verlange – «
Die Augen im Helm glühten weiß. » Du verlangst?«
»Im Namen meines Meisters natürlich«, beeilte Dee sich zu sagen. »Mein Meister verlangt – «
»Dein Meister kann nichts von mir verlangen, Magier«, flüsterte Mars. »Und wenn du noch einmal den Mund aufmachst«, fügte er hinzu, »schicke ich dir meine Gefährten auf den Hals.« Phobos und Deimos kletterten auf seine Schultern und beäugten Dee. »Es ist ein schrecklicher Tod.« Mars wandte sich wieder an Josh. »Es ist deine Entscheidung, ganz allein deine. Ich kann deine Kräfte wecken. Ich kann dich mächtig machen. Mächtig und gefährlich. Willst du das?«
»Ja«, antwortete Josh, ohne zu zögern.
»Es hat seinen Preis, wie alles seinen Preis hat.«
»Ich werde ihn bezahlen«, sagte Josh sofort, obwohl er keine Ahnung hatte, worauf er sich da einließ.
Mars nickte. Knirschend rieb Stein an Stein. »Eine gute Antwort, die richtige Antwort. Mich nach dem Preis zu fragen, wäre ein Fehler gewesen.«
Phobos und Deimos gaben keckernde Geräusche von sich, die wohl ein Lachen sein sollten, und Josh wusste instinktiv, dass andere für den Versuch, mit dem Schlafenden Gott zu verhandeln, teuer bezahlt hatten.
»Die Zeit wird kommen, in der ich dich daran erinnern werde, dass du in meiner Schuld stehst.« Er schaute über Joshs Schulter. »Wer wird den Jungen danach ausbilden?«
»Ich«, antworteten Dee und Machiavelli wie aus einem Mund.
Josh drehte sich überrascht zu den beiden Unsterblichen um. Wenn er die Wahl hätte, hätte er sich lieber für Machiavelli entschieden.
»Magier, übernimm du es«, bestimmte Mars allerdings nach kurzem Überlegen. »Deine Absichten und Motive kann ich deutlich erkennen. Du willst den Jungen dazu benutzen, das Ältere Geschlecht zurückzuholen, daran zweifle ich nicht. Aber du …« Er wandte sich an Machiavelli. »Deine Aura kann ich nicht le sen. Ich weiß nicht, was du willst. Vielleicht weil du dich noch nicht entschieden hast.«
Steinsplitter brachen ab, als der Gott sich erhob. Er war weit über zwei Meter groß und sein Helm berührte fast die Decke. »Knie nieder«, sagte er zu Josh, der sofort gehorchte. Mars zog sein gewaltiges Schwert aus dem Boden und drehte es so, dass die Spitze direkt auf Joshs Gesicht zeigte und der Junge schielen musste, wenn er daraufschauen wollte. Josh sah, dass die Schneide ziemlich schartig war, und konnte sogar ganz schwach ein Spiralmuster erkennen, das sich in der Mitte nach oben zog.
»Wie ist der Name deines Clans und wie heißen deine Eltern?«
Joshs Mund war so trocken, dass er kaum sprechen konnte. »Der Name meines Clans? Oh, mein Familienname ist New-man. Mein Vater heißt Richard und meine Mutter Sara.« Ihm fiel plötzlich ein, dass Hekate Sophie dieselbe Frage gestellt hatte. Es war erst vor wenigen Tagen gewesen, schien aber schon ein ganzes Leben zurückzuliegen.
Die Stimme des Gottes veränderte sich, sie wurde kräftiger und so laut, dass Josh die Vibration in seinen Knochen spürte. »Josh, Sohn von Richard und Sara vom Clan Newman, zugehörig der Rasse Humani, ich erfülle deinen Wunsch nach Erweckung deiner Kräfte. Du weißt, dass dies kein Geschenk ist und dass du einen Preis dafür bezahlen musst. Bezahlst du ihn nicht, werde ich dich und alles, was dir lieb ist, vernichten.«
»Ich werde ihn bezahlen«, erwiderte Josh mit schwerer Zunge. Das Blut dröhnte in seinem Kopf.
»Das weiß ich.« Das gewaltige Schwert berührte zuerst seine rechte Schulter, dann seine linke, danach wieder die rechte. Ganz schwach flackerte Joshs Aura um seinen Körper herum auf. Goldene Rauchkringel lösten sich aus seinem blonden Haar und der Orangenduft wurde intensiver. »Von jetzt an wirst du scharf sehen können …«
Joshs klare blaue Augen wurden zu Scheiben aus massivem Gold und Tränen liefen ihm über die Wangen. Sie hatten die Farbe und Beschaffenheit von flüssigem
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