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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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dem Ende zu, und das Licht reichte nicht mehr bis in die langen Korridore des Labors.
    Gott, wie satt sie diesen Auftrag und welchen Schmacht sie auf eine Zigarette hatte!
    Sie holte tief Luft, schloss kurz die Augen und zwang sich zur Konzentration auf die weitere Vorgehensweise. Bei diesem verdammten Job drehte sich alles nur um Timing und Warten, wobei Letzteres ihre schlechteste Disziplin war.
    Sie war so absolut und restlos fertig mit dieser Stadt und dieser Angelegenheit. Der ganze verdammte Nordpol war ohne Zweifel ein einziger Mist. Ihr letzter Auftrag hatte wenigstens noch ein bisschen Power gehabt, aber das hier war einfach zäh. Ihre Abneigung gegen das Land war nicht nur mit der Narbe auf der Wange und den Schmerzen im Bein zu begründen. Es lag an der Anspruchslosigkeit von Architektur und Landschaft, an den naiven Blicken der Menschen und ihren vertrauensseligen Gesichtern.
    Ein selbstzufriedenes Volk, dachte sie, ein Haufen schwachsinniger Idioten, die durch eine rosarote Brille aus Wohlwollen auf ihre Umwelt blickten. Hier kommen wir, und wenn alle es so machten wie wir, herrschte Frieden auf Erden, halleluja, ihr Höllenhunde.
    Dieser strohdumme Schwätzer in der Gefriertruhe war auch keine Ausnahme. Er hatte den Mund nicht halten können, und dann kam es eben, wie es kommen musste. Zum Glück hatte sie das Handy ihres Komplizen mitgenommen! Sicherheitshalber hatte sie es angeschaltet gelassen und aufgeladen, eine intuitive Maßnahme, die durchaus berechtigt gewesen war.
    Die erste SMS hatte die kleine Quasselstrippe geschickt, als sie gerade bei dem verdammten Viehdoktor in der Kommunistenhölle aufgeräumt hatte. Die Nachricht, von seiner privaten Nummer aus geschickt, war kurz und irgendwie von einer gewissen Panik durchdrungen gewesen:
Call me! I want to talk!
    Sie hatte natürlich nicht geantwortet, wohl aber angenommen, dass er einen Sendebericht erhielt, wenn die Nachricht zugestellt worden war, denn die nächste SMS lautete:
I know you are there. I know what you did. Call me!
    Es wurde zu einer Art Sport, fast schon einem kleinen Hobby, auf seinen nächsten Zug zu warten. Ihre einzige Antwort bestand darin, dass sie ihn nun in seinem Scheißiglu leiden ließ.
    Dann, am Dienstag, war der Spaß plötzlich zu Ende.
    O.k. Fine. I’m going to the police.
    Sie hatte ihre Sachen zusammengepackt, still und leise ihre Wohnung verlassen, hinter sich abgeschlossen und war zum Flughafen gefahren. Noch am gleichen Abend hatte sie seine Studentenbude durchsucht. Auf seinem Computer fand sie den Entwurf eines Briefs. Es war ein anonymer Brief an die Polizei, der darüber aufklärte, was er getan und wie viel Geld er dafür bekommen hatte. Er berichtete über die Vorgehensweise des Komplizen (so erbärmlich dilettantisch!), darüber hinaus hatte er die Telefonnummer angegeben, unter welcher der Komplize zu erreichen gewesen war.
    Sie ließ das Dokument, wo es war, ohne es anzurühren. Der Typ hatte keinen Kabelanschluss, und ein Modem hatte sie ebenfalls nirgends entdeckt, also hatte er keinen Internetzugang. Den Rest der Woche hatte sie den kleinen Schwätzer unter konstanter Beobachtung gehalten. Er verschickte keinen Brief, sie war noch rechtzeitig gekommen.
    Sie seufzte tief, bewegte sich mühsam zu den Kohlendioxidflaschen rechts von der Labortür. Jedes Mal, wenn sie das Bein belastete, brannten Schmerzen unterhalb des linken Knies. Der Bruch war völlig schief zusammengewachsen, nachdem der Fahrradflicker so verdammt geschlampt hatte.
    Sie fragte sich, ob sich jemand darüber Gedanken machen würde, dass beide Flaschen leer waren. Wahrscheinlich schon, diese Forschungsheinis waren ja so unglaublich genau mit ihren ekelhaften kleinen Kulturen. Auf ihren Runden durch die Labors hinter dem Putzwagen hatte sie sich ein genaues Bild davon machen können, wie durchgeknallt die Leute waren. Die leeren Flaschen würden ihnen auffallen, darüber würden sie diskutieren, nicht aber über die Putzfrau, die umherging und desinfizierte. Niemand sieht eine Putzfrau, niemand kann sie im Nachhinein beschreiben.
    Sie öffnete die Tür zum Flur und lauschte. Zwar hatte keiner außer der Quasselstrippe für den Abend und die Nacht ein Labor reserviert, aber man konnte nie vorsichtig genug sein. Im Flur war noch immer das Gas zu riechen, das war nicht gut, aber auch nicht zu ändern. Nicht, dass Kohlendioxid besonders giftig war, das hatte sie zuvor überprüft, aber sie hatte den Inhalt von zwei gefüllten Flaschen

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