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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sagte:
Eines von Dettores Kindern könnte es.
    »Dasselbe gilt für die Körpergröße«, fuhr John fort. »Die meisten Menschen bewegen sich innerhalb eines bestimmten Spektrums. Gelegentlich gibt es Abweichungen, aber zwei Meter dreißig scheinen in etwa die Obergrenze zu sein – kein Mensch wird jemals fünf Meter groß werden.« Wiederum sah er die Psychologin an. »Wenn ich Sie recht verstehe, wollten Sie mit dem Begriff andeuten, dass Lukes und Phoebes Sondersprache einem Fünfmetermenschen oder einer Meile in einer Minute gleichkäme?«
    »Ganz genau.«
    John erhaschte Naomis Blick und vermied ab sofort jeglichen Augenkontakt. Bisher hatte er die volle Bedeutung von Lukes und Phoebes Verhalten nicht erkannt, und jetzt, wo er es tat, wusste er nicht, was er davon halten sollte.
    »Warum hat Chetwynde-Cunningham dir das nicht gesagt?«, fragte Naomi.
    John sah sie an, dann die Psychologin, dann wieder seine Frau. »Das hat er. Genau das hat er gesagt. Ich dachte, er übertreibe vielleicht, aber jetzt wird mir klar, dass das durchaus nicht der Fall war.«
    »Sie behaupten also, unsere Kinder erbrächten eine mathematische Leistung, die die Fähigkeiten jedes lebenden menschlichen Wesens übersteigt?«
    »Sogar jedes menschlichen Wesens, das je gelebt hat, Mrs. Klaesson.« Die Psychologin musterte John und Naomi misstrauisch. »Ich denke, der nächste Schritt wäre, dass ich mir Luke und Phoebe einmal ansehe. Am besten in der Spielgruppe.«
    Naomis Wangen brannten. »Der Grund – der Hauptgrund –, warum wir hierhergekommen sind, ist …« Sie sah hilfesuchend John an, dann wieder Dr. Michaelides. »… dass ich gebeten wurde, die Kinder aus der Spielgruppe herauszunehmen.«
    Die Psychologin nickte. »Dann werde ich mit der Gruppenleiterin sprechen und sie bitten, sie noch einmal aufzunehmen, damit ich sie beobachten kann – ich habe das schon oft gemacht und meistens war es kein Problem.«
    Naomi sagte: »Was immer Sie tun können, wir sind Ihnen dankbar.«
    Nachdem sie gegangen waren, notierte sich die Psychologin ihre Beobachtungen auf ihrem Computer und studierte dazu die Unterlagen, die der Psychiater, Dr. Roland Talbot, ihr gefaxt hatte.
    Druck ausübende, ehrgeizige Eltern,
schrieb sie.
    Der Vater versucht, seine langen Arbeitszeiten mit dem zu kompensieren, was er als quality time definiert.
    Intelligente Leute. Dr. Klaesson: typischer Akademiker. Intelligenter als seine Frau, aber weniger pragmatisch. Der Unsinn mit der angeblichen Sondersprache – deutliches Zeichen für ihren übersteigerten Ehrgeiz in Bezug auf Luke und Phoebe. Vermutlich setzen sie die Kinder unter Druck. Ihr Verhalten könnte bei den Zwillingen Schulangst auslösen. Verschlossenheit der Zwillinge Zeichen für Missbrauch?
    Die Eltern verschweigen etwas, das hat ihre Körpersprache verraten.

71
    EBENSO WIE DIE GROSSKLÖSTER auf der Festlandhalbinsel Berg Athos, bestand die Abtei Perivoli Tis Panagias aus einer weitläufigen Ansammlung von Gebäuden in verschiedenen Architekturstilen, umschlossen von den äußeren Klostermauern. Im Mittelalter bewohnten arme Mönche Zellen im Hauptgebäude, während wohlhabendere Ordensmitglieder ihre eigenen Häuser aus ihren bevorzugten Materialien – meist Holz oder Stein – und in ihren Lieblingsfarben errichteten.
    Harald Gatward blickte aus seinem Zellenfenster auf den Kopfsteinpflasterhof hinunter, über dem imposant die Domkirche aufragte. An sie angebaut war auf der einen Seite eine Reihe von Häusern, die ebenso gut nach San Francisco oder in bestimmte Viertel Bostons gepasst hätten, auf der anderen die mit Türmchen und Zinnen versehene Mauer. Wie so oft während der Stunden der Kontemplation dachte der Amerikaner im Stillen, dass dieser Ort bei Nacht einem verlassenen Filmstudio-Gelände glich.
    Nur, dass er niemals verlassen war. Der Geist Gottes war stets anwesend, und die Augen ihres geliebten Schutzengels, der Jungfrau Maria, wachten darüber.
    Pater Yanni erlaubte nur einigen Auserwählten, durch die großen Holztore in das Kloster einzutreten. Pilger waren natürlich willkommen, getreu der klösterlichen Tradition der Gastfreundschaft, doch der Abt erinnerte sich daran, dass es zwanzig Jahre, vielleicht noch länger her war – er hätte im Register nachschlagen müssen –, seitdem irgendein Pilger die zwanzig Kilometer lange Bootsfahrt vom Festland aus auf sich genommen hatte. Gelegentlich glitt ein Kreuzfahrtschiff oder eine Yacht vorbei, doch immer in

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