Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
zerstört. Und mir hast du es überlassen, ihm zu erklären, warum die Frau, die er liebte, ihn einfach so verlassen hatte –«
»Donald wusste – er brauchte mich nicht –«
»Nein? Du bist dir deiner Sache immer so sicher, Hazel, aber diesmal hast du dich geirrt. Ich glaube nicht, dass er jemals darüber hinweggekommen ist. Hast du dich denn nicht gefragt, wieso er nie geheiratet hat?«
»Donald? Aber Donald – ich hatte eben angenommen – Donald hat sich doch vor Verehrerinnen nie retten können–«
»Als ob es darauf ankäme!«, höhnte Louise. »Hast du etwa geglaubt, die Liebe sei eine Ware, die man einfach so umtauschen kann? Und jetzt bist du drauf und dran, deiner Familie das Gleiche anzutun, und willst auch noch meinen Segen dafür?«
Es war einen Moment lang still. Gemma stand wie angewurzelt im Wohnzimmer und wagte kaum zu atmen. Sie konnte keinen Schritt vor oder zurück tun, ohne ihre Anwesenheit zu verraten.
Dann war wieder Hazels Stimme zu hören, leiser als zuvor. »Louise, was immer sonst passiert sein mag –
dir
habe ich nie wehtun wollen.« Das Geräusch von Schritten ertönte und wurde allmählich leiser, und dann fiel die Hintertür mit einem Knall ins Schloss.
Gemma schlüpfte hastig zur Haustür hinaus. Sie versuchte, keinen Lärm zu machen, denn sie wollte auf keinen Fall Louise begegnen, wollte nicht den Eindruck erwecken, sie habe gelauscht. Und außerdem musste sie mit Hazel reden.
Sie fand ihre Freundin im Garten hinter dem Haus. Hazel blickte zum Fluss hinunter und rieb sich nervös die Hände.
»Du hast alles gehört, nicht wahr?«, fragte Hazel, ohne Gemma anzusehen.
»Ja.« Gemma wartete und beobachtete unterdessen die Pferde, die in der Ferne friedlich grasten. »Geht’s wieder?«
»Ich war so blöd. Ich habe mich wie eine Idiotin benommen, und ich war auch nicht ehrlich mir selbst gegenüber.« Hazel schien Gemmas Frage gar nicht gehört zu haben. »Ich habe mir erfolgreich eingeredet, ich könnte zurückkommen und einfach mal ein bisschen die Zehen ins Wasser stecken, um zu sehen, ob es noch so angenehm ist, wie ich es in Erinnerung habe, ohne dass ich irgendwem damit wehtue.« Sie verzog den Mund zu einer angewiderten Grimasse. »Ich habe mir gesagt, ich könnte ja immer noch einen Rückzieher machen – einfach beschließen, es sein zu lassen und weiter vor mich hin leben wie bisher. Aber die Wahrheit ist – oh, Gemma, ich bin mir nicht sicher, ob ich darauf verzichten
kann
! Kann ich weiter meine Schattenexistenz führen, obwohl ich genau weiß, was mir die ganze Zeit entgeht? Es hat sich nichts geändert zwischen uns – es ist noch genauso wie vor dreizehn Jahren. So etwas habe ich für keinen anderen je empfunden…«
Sie wandte sich zu Gemma um; Tränen flossen ihr über die Wangen. »Ich bin eine Betrügerin, Gemma, eine elende Schwindlerin. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit, dass ich anderen Leuten erzähle, wie sie ihr Leben in den Griff kriegen können. Und wenn sie es verbocken, blicke ich milde von oben auf sie herab, als ob ich die Lösung für alle Probleme wüsste.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber das hier… damit bin auch ich überfordert.«
Sie zogen sich schweigend fürs Abendessen um. Gemma fröstelte ein wenig, als sie sich einen moosgrünen Pullover überstreifte. Es war gegen Abend rasch kühler geworden, und die Heizung in ihrem Zimmer war noch nicht angesprungen.
Als John sie vor einer Weile in die Küche bestellt hatte, um das Essen zuzubereiten, hatte Hazel Gemma angefleht, sie zu entschuldigen: »Ich
kann
sie jetzt nicht sehen, weder ihn noch sie.«
»Du meinst Donald und Louise?« Als Hazel nickte, meinte Gemma: »Also schön. Dann hast du eben Migräne. Und ich komme dich holen, wenn es Zeit für die Drinks ist.«
Niemand äußerte Zweifel an Hazels Kopfschmerzen, aber Donald schnappte sich sofort Gemma als Kochpartnerin, was ihr ziemlich unangenehm war. Gemeinsam füllten sie die Küchenmaschine mit Basilikumblättern, geschälten Knoblauchzehen, dunkelgrünem Olivenöl und gerösteten Pinienkernen. Mit dieser Mischung bestrichen sie sodann die Lachsfilets, die John ganz am Schluss grillte. Sie rührten den Käse in die Brie-Selleriesuppe, putzten die Zuckererbsen und sautierten sie. Sie und Donald arbeiteten gut zusammen und hatten rasch einen gemeinsamen Rhythmus gefunden, sodass sie sich am Ende ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen konnte.
Als alles fertig gewesen war, hatte John sie entlassen und noch
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