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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ihn Skade. »Oder hattest du eher an Drohungen
gedacht?«
    »Wo ist sie?«
    Skade bewegte einen Arm. Die Rüstung knirschte, ein Eisregen
prasselte nieder. Sie klopfte auf die harte Platte über ihrem
Unterleib. »Sie ist hier in mir. Mein Körper erhält
sie am Leben.«
    Clavain sah sich nach Khouri um. Sein Blick war ein stummes
Eingeständnis. Alles, was sie ihnen erzählt hatte, stellte
sich nun als wahr heraus. »Gut«, sagte er und wandte sich
wieder an Skade. »Dafür danke ich dir. Aber jetzt will ihre
Mutter sie wiederhaben.«
    »Und dir geht es natürlich nur um die Mutter«,
spottete Skade mit eisigem Lächeln. »Und um das Schicksal
des Kindes.«
    »Ich habe einen weiten Weg hinter mich gebracht, um dieses
Kind zu holen.«
    »Du hast einen weiten Weg hinter dich gebracht, um einen
Wertgegenstand zu holen«, verbesserte Skade.
    »Für dich bedeutet das Kind natürlich viel, viel
mehr.«
    »Das reicht«, unterbrach Scorpio. »Für dieses
Hickhack haben wir keine Zeit. Wir wollen Khouris Kind. Die
Gründe kümmern mich einen Dreck. Geben Sie es einfach
heraus.«
    »Herausgeben?« Skade lachte dem Schwein ins Gesicht.
»Hast du dir das wirklich so einfach vorgestellt? Das Kind ist in mir. Es liegt in meinem Schoß und ist an meinen
Kreislauf angeschlossen.«
    »Sie«, betonte Khouri. »Aura ist kein
›Es‹, Sie herzloses Stück Dreck.«
    »Aber sie ist auch kein Mensch«, sagte Skade,
»selbst wenn Sie in diesem Punkt anderer Meinung sind.« Sie
drehte den Kopf so, dass sie Clavain ansehen konnte. »Ja. Ich
habe meine Absicht ausgeführt und mir von Delmar einen neuen
Körper züchten lassen. Jetzt bin ich vom Hals abwärts
nur Fleisch. Sogar die Gebärmutter ist mehr Organ als Maschine.
Finde dich damit ab, Nevil: Ich bin lebendiger als du, nachdem
du deine Hand verloren hast.«
    »Du warst immer eine Maschine, Skade. Es war dir nur nicht
bewusst.«
    »Wenn das heißen soll, dass ich immer nur meine Pflicht
getan habe, gebe ich dir Recht. Maschinen haben eine gewisse
Würde: Sie können weder betrügen noch Treubruch
begehen. Sie sind zu keinem Verrat fähig.«
    »Ich bin nicht hier, um mir eine Moralpredigt
anzuhören.«
    »Willst du nicht wissen, was mit meinem Schiff passiert ist?
Wie gefällt dir mein Eispalast?« Sie deutete in die Runde,
als erwarte sie, dass man ihren Einrichtungsgeschmack bewunderte.
»Ich habe ihn speziell für dich gebaut.«
    »Ich glaube eher, dass deine kryo-arithmetischen Aggregate
außer Kontrolle geraten sind«, sagte Clavain.
    »Wenn du meine Bemühungen abwerten willst, nur zu«,
schmollte Skade.
    »Was ist passiert?«, fragte Scorpio ruhig.
    Sie seufzte. »Du wirst es nicht verstehen. Die besten
Köpfe im Mutternest hatten Mühe, die Grundlagen des
Verfahrens zu begreifen. Du hast nicht einmal die Intelligenz eines
Standardmenschen. Du bist nur ein Schwein.«
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie diese Attacken
unterlassen würden.«
    »Soll das eine Drohung sein? Solange ich Aura in mir trage,
kannst du mir nichts anhaben. Wenn ich sterbe, stirbt auch sie. So
einfach ist das.«
    »Die perfekte Geiselsituation«, bemerkte Clavain.
    »Ich behaupte nicht, es wäre einfach gewesen. Die beiden
Immunsysteme mussten stark verändert werden, bevor wir
aufhörten, uns gegenseitig abzustoßen.« Skade warf
Khouri einen messerscharfen Blick zu. »Verabschieden Sie sich
von der Vorstellung, sie wieder in Ihren Schoß
zurückzuholen. Ich fürchte, Sie beide sind nicht mehr
kompatibel.«
    Khouri wollte etwas erwidern, aber Clavain hob rasch die
unverletzte Hand und kam ihr zuvor. »Du bist also doch zu
Verhandlungen bereit«, sagte er, »sonst hättest du dir
diese Warnung sparen können.«
    Skade ließ Khouri nicht aus den Augen. »Sie können
mit Aura von hier weggehen. An Bord dieses Schiffes müssten sich
noch genügend funktionsfähige chirurgische Instrumente
finden. Durch den Kaiserschnitt kann ich Sie steuern, oder Sie
können improvisieren. Es ist schließlich keine Hirnoperation .« Sie sah Clavain an. »Ihr habt ein
Lebenserhaltungsgerät mitgebracht?«
    »Natürlich.«
    »Dann steht nichts mehr im Weg. Ich bin mit Auras Bewusstsein
noch über neuronale Bahnen verbunden und kann sie für die
Dauer der Operation ins Koma versetzen.«
    »Ich habe ein chirurgisches Besteck gefunden«, meldete
Jaccottet und schob einen schweren schwarzen Koffer vor sich her. Auf
dem Deckel war unter einer Reifschicht in Halbrelieftechnik ein
Äskulapstab abgebildet. »Selbst wenn es nicht

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