Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
Vom Netzwerk:
Nikita-Stimme. » Da. Sie können mir nicht widerstähen, Miieester Lem-behrt.«
    Cindy öffnete eine neue Website und war nach ein paar Klicks im Personenverzeichnis der Harriot University, wo sie Edmund Lambert eingab und fand, was sie suchte.
    »Du bist also aus Wilson«, sagte sie. »Klingt logisch. Ist ein Stück zu fahren, da raus – deshalb sieht man dich nie bei geselligen Anlässen in der Stadt. Aber jetzt hab ich dich dort, wo ich dich haben will.«
    Sie kicherte und tippte »Cindy Lambert« in das Facebook-Suchfeld – wieder über fünfhundert Treffer. »Fünfhundert zu eins«, sagte sie. »Tja, das Risiko gehe ich ein.«
    Cindy lächelte und schaltete ihren Computer aus. Fünf Minuten später war sie wieder im Bett und schlief fest, ohne ein einziges Mal » Fort, verdammter Fleck « zu sich selbst gesagt zu haben.

Teil 2
    Annäherung

11
    Es war Samstagabend, und Hank Biehn machte sich Sorgen, er könnte nach Schnaps stinken. Er roch es nie an sich selbst. Andererseits roch Hank Biehn seit etwa 1980 auch sonst nicht mehr viel. Das viele Koks-Schnupfen machte die ollen faktorischen Nerven oder wie die Dinger hießen ganz schön kaputt. Und den Gleichgewichtssinn ruinierte es auch, dachte er, während er an der Route 301 entlanglief. Die Dunkelheit machte das Ganze nicht besser – man konnte sich auf nichts konzentrieren, außer auf ein paar zufällige Lichter weiter vorn oder die Straße vor einem; man musste den Kopf auch mehr unten lassen, als wenn man bei Tag unterwegs war. Genau das machte den ollen faktorischen Nerven zu schaffen. Kopf unten und ein kaputter Gleichgewichtssinn – keine gute Kombination.
    Er war wohl auch ein bisschen eingerostet. Früher war er ein Profi im Gehen gewesen – oder im »Vagabundieren«, wie es dieses Arschloch von Boss in dem Diner genannt hatte. »Ich stelle normalerweise keine Vagabunden ein«, hatte er gesagt, aber Hank hatte ihn doch dazu überredet. Hank Biehn hatte immer gut reden können. Das war vor etwas mehr als zwei Jahren gewesen, die längste Zeit, die er seit seiner Entlassung auf Bewährung im Jahr 1998 an einem Ort geblieben war. Fünfzehn Jahre für bewaffneten Bankraub, nachdem er vom Koks zur Nadel gewechselt war. Junge, dieses Heroin war eine verdammt kostspielige Braut!
    Aber Hank Biehn war clean geblieben, seit er draußen war, nicht einmal nach Methadon hatte er noch Verlangen. Abgesehen davon hatte er eine neue Liebe gefunden – der Flasche würde er immer treu bleiben –, aber er hatte gelernt, sie zu kontrollieren. Gelegenheitsjobs hier und dort, Tagelöhnerarbeit, wenn man welche bekam, war alles, was sie brauchte. Fast-Food-Koch war auch kein schlechter Job, wenn man es richtig anstellte. Und Hank Biehn dachte auf jeden Fall, dass er diesen letzten Job richtig gemacht hatte, keine Frage. War den größten Teil des Tages nüchtern geblieben und hatte seine Miete pünktlich bezahlt.
    Bis er gefeuert wurde.
    Und wofür? Dass er diesem beschissenen Latino-Hilfskellner eine aufs Maul gegeben hatte, weil der ihm das Geschirr auf den Fuß geschmissen hatte. Nö, Chef, ich hab nicht getrunken! Okay, okay, ich geb’s zu, ein Schlückchen in meiner Pause – wirklich nur ein ganz kleines –, aber dieser verdammte Chihuahua hat es absichtlich getan! Solche Reden? Was soll das heißen, Sie wollen solche Reden nicht hören? Wie soll ein anständiger, hart arbeitender Weißer über die Runden kommen, wenn einem die Bohnenfresser die ganzen Jobs wegschnappen?
    Das war der Anfang vom Ende seines guten Laufs in Lucama, North Carolina, gewesen. Immer die gleiche Scheiße. Erst wirst du eingebuchtet, dann musst du deine Möglichkeiten abwägen. Und in dem beschissenen Lucama hatte es überhaupt keine Möglichkeiten gegeben. Kleinstadt-Machenschaften, Gerede, schlechter Ruf jetzt und die Miete bald fällig. Alles schon erlebt. Besser man scheißt drauf und macht sich dünne, bevor einem das Geld ausgeht und die Vermieterin einem den Sheriff auf den Hals schickt. Wenn er jetzt ging, hatte er noch genug Geld übrig, um über die Runden zu kommen – mehr als sonst meistens, wenn er Reißaus nahm –, und er würde es anderswo strecken können, bis sich etwas Neues auftat. Und bestimmt tat sich etwas auf.
    Etwas tat sich immer auf.
    Was sollte er abgesehen davon jetzt sonst tun? Zurück zu dem Leben, das er vor dem Knast geführt hatte? Er war zweiundfünfzig und hatte keine solchen Reflexe mehr. Dafür hatte die Ehe mit der Flasche gesorgt;

Weitere Kostenlose Bücher