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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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schwer genug, dachte er, eine bestimmte Pistole in dieser weiten Welt zu finden, ganz zu schweigen von einem Schalldämpfer.
    Doch wenn die Suche nach eben diesem Schalldämpper ihm dabei half, Renz für eine Weile zu dämpfen, erfüllte der Metzger 800 immer noch seinen Job.
    *
    Pearl hatte spät in ihrer Wohnung zu Abend gegessen, ein Hühnergericht von Weight Watchers, das sie mit Scotch und Wasser hinuntergespült hatte. Mein schlimmster Feind.
    Sie spülte das leere Glas aus und stellte es zurück in den Schrank. Dann warf sie die Reste ihres Essens in den Mülleimer. Abwasch erledigt.
    Manchmal fragte sie sich, wie ihr Leben aussehen würde, wenn Vern Shults überlebt hätte. Mit zwanzig waren sie sehr verliebt gewesen, oder zumindest hatte das Pearl geglaubt. Das, was von ihrer Familie übrig gewesen war, hatte mit ihr gebrochen, nachdem sie sich mit einem gläubigen Katholiken verlobt hatte. Wie gläubig hatte selbst Pearl nicht gewusst. Eines Nachts, nachdem sie miteinander geschlafen hatten, hatte Vern ihr verkündet, dass er ihre Verlobung löste, um Priester zu werden.
    Eine Woche später wurde er tot in seiner Badewanne aufgefunden, nachdem er offensichtlich ausgerutscht war und sich den Kopf gestoßen hatte. Pearl war so einsam, wie eine Frau nur sein konnte.
    Gott, der auf seinen unergründlichen Wegen wandelte. Pearl, gefangen in der göttlichen Geometrie.
    Wo sie gefangen blieb.
    Sie schaute eine Weile fern, bis sie überzeugt war, dass sie nicht würde schlafen können, und das Glas wieder aus dem Schrank holte.
    Das Wissen, dass nur drei Meter von ihr und vier Meter von ihrem schlafenden Mann entfernt die Godavia-Pralinen eines anonymen Schenkers in ihrer Kommode lagen, raubte Marcy Graham den Schlaf. Sie dachte daran, wie irrational Ron auf die Lederjacke aus der Boutique reagiert hatte, welche Probleme sie verursacht hatte.
    Selbst wenn die Pralinen von Ron waren, würde er es vielleicht nicht zugeben. Oder er würde sich aus irgendeinem Grund, den sie nicht verstand, überhaupt nicht daran erinnern, sie für sie versteckt zu haben.
    Marcy wartete, bis ihr Mut groß genug war, dann stieg sie leise aus dem Bett und öffnete die Schublade ihrer Kommode. Sie bewegte sich geräuschlos, als sie die Schachtel nahm und in die Küche trug.
    Sie konnte nicht widerstehen und öffnete die Schachtel, um eine Praline zu probieren.
    Köstlich! Locker-luftiges Karamell mit einer Cremefüllung.
    Sie aß noch eine, bevor sie die Schachtel zumachte und in den Mülleimer unter der Spüle steckte. Dann riss sie ein Stück Küchenkrepp ab und legte es über die Schachtel, damit Ron sie nicht sehen würde, wenn er zufällig beschloss, etwas wegzuwerfen.
    Zurück im Schlafzimmer schlüpfte sie vorsichtig unter die Decke und lag eine Weile wach, während sie Rons tiefen, gleichmäßigen Atemzügen lauschte.
    Sie war sich sicher, dass er immer noch schlief.
    Jetzt fühlte sie sich sicherer.

16
    Er wurde nicht so schnell wütend. Darüber war er hinweg.
    Hatte er gedacht.
    Er ging leise auf und ab. Es war eine Beleidigung, eine Zurückweisung. Ein gedankenloser, gefühlskalter Akt. Wer würde da nicht wütend werden? Wen würde das nicht treffen?
    Er brauchte nicht zu befürchten, dass er zu viel Lärm machte. Das gleichmäßige, widerhallende Brummen überdeckte das leise Geräusch seine weichen Sohlen auf den Fliesen.
    Das Brummen schien sogar noch lauter zu werden und kroch ihm unter die Haut. Woher kommt es? Er hatte draußen nachgesehen, aber nichts entdeckt, was dieses unerbittliche Geräusch verursachen könnte. Und innerhalb des Gebäudes schien niemand seine Teppiche zu saugen oder irgendein anderes Gerät laufen zu lassen.
    Das Brummen hielt an. Es war fast so, als wäre er in einem kleinen Raum gefangen und würde von einem riesigen, räuberischen Insekt mit Flügeln bewacht, das ihm Angst einjagte, das ihn beinahe mit seinem schmerzhaften und lähmenden Giftstachel erreichte, das niemals aufgeben würde, weil es wusste, dass es ihn früher oder später tatsächlich erreichen würde.
    Schwarz … schwarz …
    Das Geräusch wurde noch lauter und durchdringender, ein Brummen, das die Schwingungen seines Körpers ins Stolpern geraten ließ und grauenhafte Vibrationen in jeder Zelle auslöste. Ein Brummen wie Tod und Sterben. Das Brummen des Endes und des Anfangs. Der schwirrenden Insekten der Verwesung, das Rauschen von Bussardflügeln, von Bienen und Wespen in der feuchten Finsternis des Untergrunds. Beelzebub

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