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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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herauszufinden.
    Quinn sprach es aus. »Offen gesagt, wir brauchen noch mehr Opfer.«
    »Zwei neue Ansatzpunkte«, meinte Fedderman. »Wenn er tötet, ist es, als würde er uns neue Spielkarten austeilen.«
    »Und es erhöht den Druck auf uns, ihn zu stoppen, was unsere Arbeit schwerer macht. Es ist ein Tauschgeschäft, und er muss es wissen. Das ist das Spiel, das wir spielen.«
    Pearl warf Quinn einen Blick zu, den er inzwischen zu deuten wusste. Die frustrierende Lage setzte ihr ziemlich zu. Sie heizte sich auf wie ein Teekessel, der meckerte, anstatt zu pfeifen.
    »Unser Kerl steht genauso unter Druck«, meinte Feddermann. »Er braucht bald wieder seine doppelte Portion.«
    »Das Ganze wird immer beschissener, Quinn«, sagte Pearl.
    »Es war von Anfang an beschissen.«
    »Genau das ist der Druck, von dem wir gesprochen haben«, sagte Fedderman. »Egan und der Mörder wollen, dass wir so reden, wir ihr zwei es tut.«
    »Feds«, sagte Pearl, »hör auf, uns irgendwas von Druck zu erzählen. Und Küchen und Kartenspielen.«
    Fedderman aß eine Brezel.
    Pearl richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Quinn. »Das ist dann also unsere Strategie? Wir sitzen herum wie ein paar Leichenfledderer und warten auf das nächste Gemetzel, damit wir uns durch die Eingeweide wühlen können?«
    »Wie Cops«, korrigierte Quinn sie. »Und wir sitzen nicht herum.«
    Fedderman stand auf und stopfte sein Hemd fester in die Hose, dort wo die Hosenträger an seinem Hosenbund befestigt waren.
    »Was zum Teufel machst du da?«, fuhr Pearl ihn an, überrascht von der plötzlichen Bewegung.
    »Ich sitze nicht herum. Ich stehe auf, um noch ein Bier zu holen. Willst du auch eins?«
    »Ich sag dir, was du mit deiner Bierdose tun kannst …«
    »Nicht!«, unterbrach Quinn sie, aber er grinste dabei.
    Das machte Pearl noch viel wütender.
    David Blank war wie immer pünktlich. Doch dieses Mal schien er nicht ganz so entspannt, als er sich in den tiefen Ledersessel sinken ließ. Er lächelte, aber nicht mit seiner üblichen Selbstgefälligkeit, und schaute Dr. Maxwell erwartungsvoll von der Seite an. Sein Blick sagte, dass sie beide wussten, dass die Uhr lief. Und Zeit war Geld.
    Rita beschloss, mit seinem Unbehagen zu spielen, vielleicht konnte sie ihn zum Reden bringen. Sie schwieg weiter.
    Nachdem fast eine Minute verstrichen war, sagte Blank: »Ticktack, Dr. Rita.«
    »Genau das machen Bomben, David.«
    »Und Uhren. Aber es ist lustig, dass sie Bomben erwähnen. Zeitbomben.«
    »Habe ich Ihre Gedanken gelesen?« Zeitbomben?
    »Ein oder zwei Absätze«, entgegnete Blank.
    »Haben Sie das Gefühl, dass etwas in Ihnen tickt, David?«
    »Wie wenn ich meine Uhr verschluckt hätte oder so?«
    »Sie wissen, was ich meine. Etwas, ein komplexes Gefühl oder eine Reihe von Emotionen, die zu einer Art Explosion führen könnten.«
    »Explosion? Nein, das glaube ich nicht.« Für einen Moment schwieg er. »Doch was, wenn sich ein gewisser Druck aufbauen würde? Wie könnte sich eine Person von diesem Druck befreien, wenn nicht durch eine Explosion?«
    »Der Druck rührt von einem Konflikt, David. Sie können Ihren Konflikt mit jemandem teilen. Sie erzählen mir davon, und ich kann Ihnen vielleicht helfen, sich selbst zu helfen.«
    »Mir helfen, dass das Ticken aufhört?«
    »In gewisser Hinsicht, ja.«
    »Doch was, wenn die Explosion schon stattgefunden hat?«
    »Hat sie?«
    »Was wenn?«
    »Dann könnte es sein, dass es Schuldgefühle sind, die für Ihren Konflikt und den Druck verantwortlich sind.«
    »Mein Gott, sind sie flexibel.«
    Sarkasmus. Ich verliere ihn. »Sie wissen, wie es funktioniert, David: Beichten Sie Ihre Schuld und sie wird kleiner, weil Sie sie mit jemandem teilen.«
    »Das ist nicht logisch.«
    »Ich weiß, aber es ist menschlich. So funktionieren Leute nun mal. Schon immer. Waren Sie je beichten?«
    »Sie meinen, in einer Kirche? Nein, ich bin nicht katholisch.«
    »Genau dafür ist die Beichte da, um Schuldgefühle zu lindern. Es ist ein kathartischer Akt, sich vor jemand anderem zu erleichtern. Die Kirche hat das vor Jahrhunderten begriffen, und es funktioniert auch heute noch. Für Katholiken mag ein Priester passend erscheinen. Anderen reicht vielleicht jemand wie ich.«
    »Und ich gehöre zur Kategorie der anderen.«
    »Sie haben gesagt, Sie sind nicht katholisch.«
    »Die Kirche glaubt, die Beichte führt zur Erlösung«, sagte Blank. »Ich bin nicht an Erlösung interessiert.«
    »Oh, David, ich denke, das sind wir alle.«
    Er

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