orwell,_george_-_tage_in_burma
auf der Veranda seines Büros erschienen und sprang aufgeregt auf und nieder.
»Kommen Sie herauf, Sir, kommen Sie sofort herauf! Die werden Sie ermorden!«
Ellis verschmähte es zu rennen, aber er ging auf die Verandastufen zu. Ein Brocken Laterit kam durch die Luft geflogen und zerschellte an einem Pfeiler, woraufhin der Angestellte ins Haus flitzte. Aber Ellis drehte sich auf der Veranda zu den Jungen um, die unten standen, jeder mit einem Armvoll Laterit. Er gackerte vor Entzücken.
»Ihr verdammten, dreckigen kleinen Nigger!« rief er zu ihnen hinunter. »Das war eine Überraschung diesmal, nicht wahr? Kommt doch auf die Veranda und kämpft mit mir, alle vier! Ihr traut euch nicht. Vier gegen einen, und ihr traut euch nicht, mir entgegenzutreten! Ihr wollt Männer sein? Ihr heimtückischen, räudigen kleinen Ratten!«
Er ging zum Burmanischen über und nannte sie eine inzüchtige Schweinebrut. Die ganze Zeit bombardierten sie ihn mit Lateritbrocken, aber ihre Arme waren schwach und ihre Würfe ungeschickt. Er wich den Steinen aus, und bei jedem, der ihn verfehlte, gackerte er triumphierend. Bald erschollen Rufe auf der Straße, denn man hatte auf der Polizeiwache den Lärm gehört, und ein paar Polizisten kamen heraus, um sich umzusehen. Die Jungen bekamen es mit der Angst und rissen aus; Ellis blieb als absoluter Sieger zurück.
Ellis hatte den Krawall von Herzen genossen, aber sobald er vorüber war, war er wütend und zornig. Er schrieb ein paar scharfe Zeilen an Mr. Macgregor, daß er böswillig überfallen worden sei und Rache verlange. Zwei Beamte, die die Szene mit angesehen hatten, und ein Chaprassi wurden in Mr. Macgregors Büro beordert, um den Hergang zu bestätigen. Sie logen in vollkommener Einmütigkeit. »Die Jungen hatten Mr. Ellis ohne jede Provokation angegriffen, er hatte sich zur Wehr gesetzt« usw. usw. Ellis - um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen hie lt dies wohl für eine wahre Version des Hergangs. Mr. Macgregor war etwas verwirrt und befahl der Polizei, die vier Schuljungen zu suchen und zu vernehmen. Die Jungen hatten jedoch etwas derartiges geahnt und hielten sich versteckt; die Polizei durchsuchte einen ganzen Tag den Basar, ohne Erfolg.
Gegen Abend wurde der verletzte Junge zu einem burmanischen Arzt gebracht, der sein linkes Auge mit einem giftigen Gebräu aus zerstampften Blättern behandelte, so daß der Junge dann wirklich blind wurde.
Die Europäer trafen sich an diesem Abend wie üblich im Club bis auf Westfield und Verrall, die noch nicht zurückgekehrt waren. Alle waren schlechter Laune. Der auf den Mord folgende unprovozierte Überfall auf Ellis (das war die allgemein anerkannte Beschreibung) hatte sie ängstlich wie auch wütend gemacht. Mrs. Lackersteen zirpte zur Melodie von ›Wir werden alle noch im Bett umgebracht werden‹. Mr. Macgregor beruhigte sie, daß im Fall eines Aufruhrs die europäischen Damen immer ins Gefängnis gesperrt würden, bis alles vorüber war; aber das schien sie nicht sehr zu trösten. Ellis beschimpfte Flory, und Elizabeth schnitt ihn fast ganz. Er war in der irren Hoffnung, sich zu versöhnen, in den Club gekommen, und ihr Benehmen machte ihn so elend, daß er den größten Teil des Abends schmollend in der Bibliothek saß. Erst um acht Uhr, als alle eine Anzahl von Drinks zu sich genommen hatten, wurde die Atmosphäre ein bißchen freundlicher, und Ellis sagte:
»Wie wär’s, wenn wir ein paar Chokras zu uns nach Hause schickten und uns unser Essen herbringen ließen? Wir könnten auch ein paar Robber Bridge spielen. Besser als zu Hause herumzusitzen.«
Mrs. Lackersteen, die sich vor dem Nachhausegehen fürchtete, griff diesen Vorschlag sofort auf. Die Europäer aßen hin und wieder im Club, wenn sie lange zu bleiben gedachten. Zwei Chokras wurden weggeschickt und brachen, als man ihnen ihren Auftrag mitteilte, unverzüglich in Tränen aus. Es stellte sich heraus, daß sie auf dem Weg den Hügel hinauf bestimmt Maxwells Geist begegnen würden. An ihrer Stelle wurde der Mali geschickt. Als der Mann ging, bemerkte Flory, daß es wieder eine Vollmondnacht war - vier Wochen auf den Tag genau seit jenem unsäglich fernen Abend, an dem er Elizabeth unter dem Jasminbaum geküßt hatte.
Sie hatten sich gerade an den Bridgetisch gesetzt, und Mrs. Lackersteen hatte sich aus reiner Nervosität entschlossen, nicht zu bedienen, als etwas Schweres aufs Dach plumpste. Alle schreckten zusammen und blickten auf.
»Da ist eine Kokosnuß
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