Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Lackersteen fertigbrachte, auszurufen:
    »Mr. Verrall - geht? Aber sicherlich doch nicht jetzt schon?« »Geht? Er ist schon gegangen!«
    »Gegangen?«
    »Na ja, ich meine - der Zug fährt ungefähr in einer halben Stunde ab. Er wird wohl jetzt am Bahnhof sein. Ich habe ihm ein Arbeitskommando zur Unterstützung geschickt. Muß seine Ponies in den Zug schaffen und so weiter.«
    Wahrscheinlich gab er noch weitere Erklärungen ab, aber weder Elizabeth noch ihre Tante hörten ein Wort davon. Auf jeden Fall waren sie, ohne ein Wort des Abschieds an den Militärpolizisten, innerhalb von fünfzehn Sekunden draußen auf der Eingangstreppe. Mrs. Lackersteen rief mit durchdringender Stimme nach dem Butler.
    »Butler! Schicken Sie meine Rikscha sofort nach vorne! Zum Bahnhof, Jaldi!« fügte sie hinzu, als der Rikscha - Mann erschien, und stieß ihn, nachdem sie sich in der Rikscha niedergelassen hatte, mit der Zwinge ihres Regenschirms in den Rücken zwecks größerer Eile.
    Elizabeth hatte ihren Regenmantel angezogen und Mrs. Lackersteen verkroch sich in der Rikscha hinter ihrem Regenschirm, aber das alles nützte gegen den Regen nicht viel. Er kam in solchen Strömen gegen sie angebraust, daß Elizabeths Kleid durchnäßt war, bevor sie das Tor erreicht hatten, und die Rikscha im Wind fast umkippte. Der Rikscha - wallah senkte den Kopf und mühte sic h stöhnend ab. Elizabeth erlitt Höllenqualen. Es war ein Irrtum, es mußte ein Irrtum sein. Er hatte ihr geschrieben, und der Brief war verlorengegangen. Das war es, daß mußte es sein! Es durfte nicht sein, daß er sie hatte verlassen wollen, ohne sich auch nur zu verabschieden! Und wenn es so wäre - nein, nicht einmal dann würde sie die Hoffnung aufgeben! Wenn er sie, zum letzten Male, auf dem Bahnsteig sah, konnte er nicht so brutal sein, sie im Stich zu lassen! Als sie sich dem Bahnhof näherten, blieb sie hinter der Rikscha zurück und kniff sich in die Wangen, um sie zu durchbluten. Eine Gruppe von Sepoys der Militärpolizei, ihre dünne Uniformen zu Lumpen aufgeweicht, schlurfte hastig vorbei und zog gemeinsam einen Handkarren. Das mußte Verralls Arbeitskommando sein. Gott sei Dank war noch eine Viertelstunde Zeit. Der Zug sollte in einer Viertelstunde abfahren. Gott sei Dank, zumindest für diese letzte Gelegenheit!
    Sie kamen gerade rechtzeitig an, um den Zug aus dem Bahnhof abdampfen und sich mit einem betäubenden Schnauben beschleunigen zu sehen. Der Stationsvorsteher, ein kleiner rundlicher, schwarzer Mann, stand auf dem Gleis mit wehmütigem Blick auf den Zug und hielt seinen wasserdichten Topi mit einer Hand auf seinen Kopf, während er mit der anderen zwei tobende Inder abwehrte, die nach ihm schnappten und seine Aufmerksamkeit zu erzwingen suchten. Mrs. Lackersteen beugte sich aus der Rikscha und rief aufgeregt durch den Regen.
    »Herr Stationsvorsteher!«
    »Madam!«
    »Welcher Zug ist das?«
    »Der Zug nach Mandala y, Madam.«
    »Der Zug nach Mandalay! Das kann nicht sein!« »Aber ich versichere Ihnen, Madam! Genau der Zug ist es.«
    Er kam auf sie zu und nahm seinen Topi ab. »Aber Mr. Verrall - der Polizeibeamte? Er ist doch bestimmt
    nicht in dem Zug?«
    »Doch, Madam, er is t abgereist.« Er winkte in Richtung des Zuges, der jetzt rasch in einer Wolke von Regen und Dampf entschwand.
    »Aber der Zug sollte doch noch gar nicht abfahren!« »Nein, Madam. Erst in zehn Minuten.«
    »Warum ist er dann weg?«
    Der Stationsvorsteher schwenkte seinen Topi entschuldigend hin und her. Sein dunkles, plumpes Gesicht sah ziemlich bekümmert aus.
    »Ich weiß, Madam, ich weiß! Äußerst unerhört! Aber der junge Herr Militärpolizist hat mir ausdrücklich befohlen, den Zug abfahren zu lassen! Er verkündet, daß alles fertig ist, und er wünscht nicht, warten gelassen zu werden. Ich weise auf die Vorschriftswidrigkeit hin. Er sagt, Vorschriftswidrigkeit kümmert ihn nicht. Ich protestiere. Er insistiert. Und kurz - «
    Er machte noch eine Gebärde, daß Verrall der Typ Mann war, der seinen Willen durchsetzte, auch wenn es darum ging, einen Zug zehn Minuten zu früh abfahren zu lassen. Es entstand eine Pause. Die beiden Inder, die jetzt ihre Gelegenheit sahen, stürzten plötzlich nach vorn, jammernd, und boten Mrs. Lackersteen einige schmierige Notizbücher zur Überprüfung an.
    »Was wollen denn diese Männer?« schrie Mrs. Lackersteen außer sich.
    »Es sind Gras-Wallahs, Madam. Sie sagen, daß Leutnant Verrall abgereist ist, ohne ihnen die großen Geldsummen

Weitere Kostenlose Bücher