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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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leidenschaftliche E-Bay-Händlerin.«
    »Ihre Oma hat Sachen über E-Bay verkauft?«
    »Ja, allen möglichen alten Mist. Die hatten doch mal ein Antiquitätengeschäft. Leichter als über E-Bay ging es doch für meine Oma gar nicht. Ich musste dann immer die Sachen für sie einpacken und zur Post bringen.«
    »Und das haben Sie als braves Enkelkind natürlich immer gerne gemacht.«
    »O ja. Meistens hab ich die Hälfte vom Gewinn bekommen. Es ist immer was für mich dabei rausgesprungen! Meine Oma nannte mich liebevoll
Meinen kleinen Computerfachmann
. Wenn sie neue Computergeschäfte abgewickelt hatte, rief sie mich immer über Skype an.«
    »Bitte was?«
    Er zeigte Ann Kathrin Klaasen die kreisrunde Kamera, die oben auf dem Laptop festgeklammert war. »Ja, meine Oma mochte es, wenn wir uns beim Telefonieren ansehen konnten. Das hatte
sie von ihrer Freundin in Amerika. Die haben immer über Skype telefoniert. Manchmal lief das Ding den ganzen Tag.«
    Ann Kathrin musste an ihre eigene Videoüberwachungsanlage denken und an ihren Computer, in den sich jemand hineingehackt hatte. Jemand, der Ahnung haben musste. Genauso wie Bastian Kühlberg.
    Konnte es sein, dass er in ihr System gehackt und es lahmgelegt hatte, bevor er seine tote Oma vor ihrer Tür ablegte? War seine forsche Art nur ein Versuch, ihr zu zeigen, wie unschuldig er sich fühlte?
    »Und dann haben Sie den Computer einfach mitgenommen?«
    »Ja, genau. Mein Vater hat mich angerufen, meine Oma sei gestorben. Ich bin natürlich sofort hingefahren und … «
    »Wie haben Sie Ihre Oma aufgefunden? Beschreiben Sie mir die Situation.«
    Bastian ließ sich auf die Matratze fallen, als sei die Frage zu viel für ihn, und reckte sich. Ann Kathrin Klaasen fand dieses Verhalten ihr gegenüber ungebührlich, sagte aber nichts dazu. Es war ihr egal, wie er sich aufführte, Hauptsache, sie bekam Antworten auf ihre Fragen.
    »Dr.Wahl war bei ihr und stellte gerade den Totenschein aus. Mein Vater saß ziemlich aufgelöst im Wohnzimmer.«
    »Hat er geweint?«
    »Nein. Er wirkte eher erleichtert. Er mochte meine Oma nicht, das wissen Sie doch alles längst.«
    »Und dann sind Sie auf die Idee gekommen, Ihre Eltern könnten etwas mit dem Tod Ihrer Oma zu tun haben. Sie haben den lächerlichen Totenschein mit dem Herzversagen gesehen und konnten sich nicht damit abfinden, dass niemand Ihre Eltern verdächtigte. Sie sollten nicht ungeschoren davonkommen. Deshalb haben Sie mir die Leiche vor die Hautür gelegt, stimmt’s?«
    Er tippte sich an die Stirn. »Gute Frau Kommissarin, ich habe ein schönes Leben. Mein Alter zahlt für mich das Studium, und von meiner guten Oma kriege ich mindestens fünf-, sechshundert pro Monat bar auf die Kralle dazu. Die schönsten Mädchen ziehen sich für mich aus. Sagen Sie mir einen Grund, warum ich mich so dämlich anstellen sollte? Wenn ich meine Eltern verdächtigen würde, warum sollte ich dann nicht einfach die Polizei anrufen?«
    »Verdächtigen Sie Ihre Eltern denn nicht?«
    Er sprang auf, ballte die rechte Faust und wendete sich zur Wand. Für einen Augenblick befürchtete Ann Kathrin Klaasen, er könne in einem Wutanfall mit seiner Faust gegen die Wand schlagen und sich die Hand dabei brechen. Er holte sogar schon aus. Doch dann stoppte er, drehte sich um und fragte: »Glauben Sie, Oldenburg hat keine Polizei? Ich hätte sie auch zur Polizeiinspektion im Friedhofsweg fahren und dort vor die Tür legen können.«
    Ann Kathrin Klaasen überlegte einen Moment. War der Junge nur clever? Versuchte er ihr zu suggerieren, dass er dachte, die Leiche habe in Norden vor der Polizeiinspektion gelegen? Wusste er nicht genau, dass sie im Distelkamp 13 abgelegt worden war?
    »Es wäre dumm gewesen, eine Leiche vor die Polizeiinspektion zu legen«, sagte sie. »Da wird man zu leicht erwischt.«
    Er lachte höhnisch. »Irrtum. Vor der Inspektion gab es einen Zigarettenautomaten. Den haben sie inzwischen abmontiert, weil er so oft aufgebrochen wurde. Das war so eine Art Volkssport, um der Polizei zu zeigen, wie blind sie ist.«
    Ann Kathrin Klaasen wusste nicht, ob das ein Märchen war oder der Wahrheit entsprach. Aber er sagte es voller Überzeugung.
    »Ich muss den Laptop natürlich mitnehmen. Geben Sie mir alle nötigen Passwörter?«
    »Warum sollte ich?«
    Ann Kathrin Klaasen zuckte mit den Schultern. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass das ein Hindernis für uns ist? Unsere Spezialisten knacken die Festplatte in wenigen Minuten.«
    »Ich

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