Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten
Angestellten gekommen, falls du verstehst, was ich meine.«
»Na ja, wie auch immer, aber eigentlich muß ich bloß wissen, ob das Ding uns irgendwie nützt. Gibt es eine Möglichkeit, wirklich an die Maschinen ranzukommen?«
»Ich hoffe. Die Schließung war vorübergehend, aber der Stützpunkt wurde nie wieder geöffnet, deshalb kann es sein, daß sich ein Teil der Geräte noch an Ort und Stelle befindet. Aber die Angaben sind sehr … wie soll ich sagen? Ungenau. Ihr werdet selbst nachsehen müssen.«
Renie hielt den schwachen Hoffnungsschimmer kaum aus. »Ich nehme die Wegbeschreibung auf. Jeremiah ist noch nicht zurück, er besorgt uns gerade ein paar Lebensmittel.« Mit nervösen Fingern öffnete sie die Rückwand des Pads. »Ich stöpsele nur noch dieses Ding ins Auto ein, dann kannst du die Koordinaten runterladen.«
»Nein!« Martine klang überraschend scharf. »Auf keinen Fall. Ich werde deinem Bekannten Herrn Dako sagen, wie man dort hinkommt, und er wird nach meinen Anweisungen fahren. Was ist, wenn ihr unterwegs festgenommen werdet, Renie? Dann hätten wir nicht nur das Malheur, sondern die Behörden würden auch den Speicher des Wagens einkassieren und damit diesen Ort kennen, so daß wir keine Hoffnung mehr darauf setzen könnten.«
Renie nickte. »Okay. Okay, du hast recht.« Sie blickte über den Parkplatz, in der Hoffnung, Jeremiah schon zurückkommen zu sehen.
!Xabbu beugte sich vor. »Darf ich eine Frage stellen?«
»Sicher.«
»Können wir nirgendwo anders hingehen als an diesen Ort, der von Soldaten bewacht sein kann? Gibt es nicht viele Firmen, die VR-Verbindungen haben oder die uns die notwendige Ausstattung verkaufen oder vermieten würden?«
»Nicht für unsere Zwecke«, entgegnete Martine. »Ich bin mir nicht sicher, ob selbst die beste Anlage in eurer Technischen Hochschule die Leistung bringen würde, die ihr braucht, und mit Sicherheit könnte man sich damit nicht so lange in der VR aufhalten, wie wahrscheinlich nötig ist…«
»Schau mal, da kommt Jeremiah«, sagte Renie plötzlich, die in der Ferne eine Gestalt erspäht hatte. »Und er rennt!« Sie stellte das Pad auf den Autoboden. »Komm schnell!« Sie eilte zur Fahrerseite herum. Während sie auf das Armaturenbrett starrte und sich an ihre Fahrstunden zu erinnern versuchte, die Jahre zurücklagen, zwängte sich !Xabbu auf den Rücksitz, wobei er einen protestierenden und griesgrämigen Long Joseph aufweckte.
»Was ist denn los?« Martines Stimme war durch den Paddeckel gedämpft, der zugeklappt war.
»Das sagen wir dir gleich. Bleib dran.«
Renie ließ den Wagen an, ruckelte aus der Parklücke hinaus und steuerte auf Jeremiah zu. Da sie zwischen Reihen parkender Autos hindurchmanövrieren mußte, hatte sie noch keine fünfzig Meter zurückgelegt, als sie neben ihm anhielt. Er sprang atemlos auf den Beifahrersitz und wäre um ein Haar auf Renies Pad getreten.
»Was ist passiert?«
»Sie haben die Kreditkarte einbehalten!« Jeremiah wirkte völlig bestürzt, als wäre dies das Schlimmste, was bis jetzt geschehen war. »Sie wollten mich festnehmen!«
»Meine Güte, du hast doch nicht etwa eine von Susans Karten benutzt?« fragte Renie entsetzt.
»Nein, nein! Meine Karte! Meine! Sie haben sie genommen und über den Apparat geführt und mir dann gesagt, der Geschäftsführer müsse mit mir reden. Er kam nicht gleich, und da bin ich einfach weggerannt. Meine Karte! Woher wissen sie meinen Namen?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht war es bloß ein Zufall. Das geht alles so schnell.« Renie schloß die Augen, um sich zu konzentrieren. »Besser, du fährst.«
Sie tauschten die Plätze. Jeremiah fuhr so rasch, wie er konnte, Richtung Parkplatzausfahrt. Als sie sich in die Autoschlange einfädelten, die am Einkaufszentrum vorbei auf die Ausfahrt zukroch, erschienen zwei uniformierte Wächter, die in ihre Headset-Mikrophone sprachen.
»Nicht hinschauen«, sagte Renie. »Fahr einfach weiter.«
Als sie auf die Hauptstraße einbogen, richtete sich Jeremiah plötzlich auf. »Wenn sie meinen Namen haben, werden sie dann nicht meiner Mutter nachstellen?« Er schien den Tränen nahe zu sein. »Das dürfen sie nicht! Sie ist doch bloß eine alte Frau. Sie hat keinem Menschen was getan!«
Renie legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Wir auch nicht. Aber mach dich nicht verrückt. Ich glaube nicht, daß ihr jemand was tun wird – die können nicht mit Bestimmtheit wissen, daß du überhaupt etwas mit uns zu tun
Weitere Kostenlose Bücher