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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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Kalmaren, die ganz offensichtlich auf dem Rückweg zur Oase waren.
    Niemand hielt sie auf, bis Liya das Tor der Zhan-Shi-Festung erreichte, das sie am Tag zuvor völlig unbemerkt passiert hatte. Mittlerweile hatte Liya ein großes Gefolge. Außer dem Zhan-Shi-Trupp folgten zahlreiche Ori der Karawane, die irgendein großes Spektakel erwarteten. Den beiden Wachen am Tor wurde mulmig beim Anblick der vielen Kalmare, sie taten jedoch ihre Pflicht und verstellten den Weg.
    »Ich will den obersten Gon Shi sprechen!«, verlangte Liya knapp.
    Die Männer am Tor starrten sie fassungslos an. Den obersten Gon Shi, den Großmeister der Kriegerkaste, durften nur Mitglieder des engsten Rates um Audienzen bitten. Den obersten Gon Shi konnte man nicht mal eben so sprechen. Und jetzt kam ein Stallmädchen daher und verlangte genau das! Allerdings führte dieses Stallmädchen eine Herde von fünfzig Kalmaren an.
    Die Wachen zögerten und berieten sich mit den anderen Zhan Shi. Beim besten Willen wussten sie nicht, wie man jemanden zum Gon Shi führte. Dafür gab es kein Protokoll. Und das bedeutete, dass es unmöglich war.
    Liya war sehr zufrieden mit der Situation. Sie wunderte sich zwar, warum die Krieger sie nicht einfach mit Gewalt von dem Leitbullen herunterzerrten, aber irgendetwas schien sie davon abzuhalten. Und das gab ihr Macht. Sie machte eine Handbewegung und die Kalmare hinter ihr reagierten aufmerksam.
    Vorwärts!, dachte sie.
    Im gleichen Augenblick schritten die Kalmare los, durch das offene Tor hindurch. Liya hätte beinahe aufgeschrien vor Freude. Die Wachen brachten sich mit einem Satz in Sicherheit. Liya drückte den Rücken durch, hob den Kopf und nahm sich vor, dass keiner merken sollte, welche Angst sie hatte.
    Liya steuerte die Herde geradewegs auf den unscheinbaren Palast des Gon Shi zu.
    Er wird mich empfangen müssen, wenn ich mit fünfzig Kalmaren vor ihm auftauche. Er wird nicht anders können, als einzusehen, dass ich mehr bin als ein Stallmädchen!
    Von allen Seiten kamen Zhan Shi angelaufen, um Liya und die Kalmarherde vor dem Palast zu sehen. Immer noch versuchte niemand, sie von dem Kalmar herunterzuholen, vielleicht einfach, weil der Anblick so überwältigend war. Viele der Zhan Shi erkannten sie, denn ihr Vater war ein bekannter Mann.
    Wenn das hier schiefgeht, kann sich Vater nirgendwo mehr blicken lassen, fuhr es Liya durch den Kopf. Und man wird Liao und Leist nicht in die Kaste aufnehmen wegen mir.
    Aber zum Umkehren war es längst zu spät. Sie hatte etwas in Gang gesetzt, das sie nicht mehr stoppen konnte. Entweder machte sie das zur Zhan Shi oder - zur Ausgestoßenen.
    Sie hatte kaum den Palast erreicht, als sich das große Portal öffnete. Ein kleiner Mann, kaum älter als ihr Vater, trat heraus. Er trug ein schlichtes ockerfarbenes Gewand und wirkte auf den ersten Blick sehr zerbrechlich. Auf den zweiten Blick jedoch erkannte Liya, wie geschmeidig er sich bewegte, fast geräuschlos. Liya hatte ihn noch nie gesehen und hielt ihn für eine Art Palastdiener. Der kleine alte Mann verbeugte sich knapp vor ihr, und Liya erkannte für einen Moment die Tätowierung auf seiner Schulter, die ihn als erfahrenen Krieger auswies. Seine Augen wirkten klar und lebendig und musterten Liya scharf.
    »Möge dir ein langes Leben beschieden sein, Chuang Shi Ren Liya«, begrüßte sie der Alte förmlich. »Wie ich sehe, bist du recht geschickt im Umgang mit Kalmaren.«
    Recht geschickt! Sie wollte etwas sagen, doch der Alte schnitt ihr mit einer herrischen Geste das Wort ab.
    »Ich bin Zhe, der Gon Shi. Du wolltest mich sprechen. Hier bin ich.« Der Gon Shi war persönlich ans Tor gekommen, um sie zu empfangen. Liya glaubte es kaum.
    Der Gon Shi blickte sie belustigt an. »Hat es dir jetzt die Sprache verschlagen? Oder wolltest du nur mal einen kleinen Ausritt machen und dann wieder in den Stall zurückkehren?«
    Liya schüttelte unwillig den Kopf.
    »Ich will eine Zhan Shi werden. Ich bin zu gut für den Stall!«
    »So!«, sagte der Gon Shi gedehnt. »Und woher weißt du das?«
    »Ich habe fünfzig Kalmare aus dem Palast hinaus- und wieder hineingeführt!«, erklärte sie mit allem Hochmut, den sie aufbringen konnte. »Das hat noch nie jemand geschafft.«
    »Das beweist nur, dass du ein sehr gutes Stallmädchen bist. Mehr nicht.«
    Er machte sich über sie lustig. Vor zweihundert Zhan Shi, die sich inzwischen ringsum versammelt hatten. Niemand sagte ein Wort. Liya spürte, wie sie rot wurde. Vor Scham und

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