Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
Haare, als dass ich sie einfach abgeschnitten hätte. So rollte ich sie kurzerhand zusammen und versteckte sie unter einer eher schlichten braunfarbenen Kappe.
Ich hörte, wie sich Daac im vorderen Ladenteil mit den Besitzern des Emporium, Pat und Ibis, unterhielt. Glücklicherweise waren die beiden Männer ineinander verliebt; so musste ich zumindest nicht fürchten, dass mir einer von ihnen aus Eifersucht ein Messer zwischen die Rippen rammte. Bei Anna Schaum, die sichtlich verärgert an der Ladentheke stand, war ich mir in dieser Hinsicht allerdings nicht so sicher.
Das Emporium verkaufte Edelsteine, Heilsteine, Kristalle, unechte Naturquell-Steine, Induinfedern und alle anderen Dinge, die einen spirituell abgedrehten Bürger in Viva begeistern konnten. Das Schaufenster des Geschäfts war mit so vielen gigantischen Lavalampen und elektronischen Wasserfällen vollgestopft, dass man spezielles Personal angeheuert hatte, das hypnotisierte Passanten zum Weitergehen animierte. Jetzt, im Augenblick, war das Emporium aber geschlossen.
Im Tert konnte man natürlich auch eine große Anzahl spiritistischer Waren kaufen, doch die meisten Läden dort waren nicht so auf Hochglanz poliert und nett eingerichtet wie dieser hier. Im Tert war die Chance sehr hoch, dass die Sachen mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten besudelt waren.
Daac musste gesehen haben, wie ich meinen Hals neugierig zur Türe hinausgestreckt hatte, denn er bat mich, zu ihnen zu kommen. Insgeheim verfluchte ich ihn noch immer dafür, dass er mir meine Ausrüstung abgenommen hatte; aber ich hatte mich schließlich damit einverstanden erklärt, dass er mich in die Stadt begleitete. Solange er mir nicht bei meinem eigentlichen Auftrag im Wege stand, hatte ich nichts dagegen, wenn er mir ein wenig Gesellschaft leistete. Vielleicht würde er sich sogar als hilfreich erweisen. War ich jedoch erst einmal im Besitz der Daten für Lang, würde Daac nur noch meinen Kondensstreifen sehen.
Die Frist, die mir Lang gegeben hatte, lief langsam ab. Das Letzte, wonach mir im Moment der Sinn stand, war, in meinem albernen Kostüm vor Daac zu posieren.
Andererseits konnte es vielleicht ganz hilfreich sein, sein Spiel für eine Weile mitzuspielen. Immerhin schien er auch außerhalb des Tert über ein interessantes Netzwerk zu verfügen. Ich fragte mich, woher er all diese Leute kannte?
Mit Ausnahme von Anna Schaum waren sie alle unwichtige, ja unsichtbare Menschen. Kiora Barsch, Pat und Ibis besaßen kein Geld, geschweige denn Einfluss oder Macht…
Ich schlenderte langsam in den Verkaufsraum hinaus, zunächst noch ein wenig unsicher ob der ungewohnt lockeren Passform meiner Kleider. Ich hatte kein Problem damit, bescheiden zu sein, aber wenn es um mein Image ging, hatte ich meine Prinzipien. Ich war einfach nicht der Girlie-Typ, und ich wollte es auch nicht sein.
Die Art, wie Daac mich anstarrte, half mir nicht gerade dabei, mich zu entspannen. »Parrish, so etwas lässt man lang herunterhängen«, murmelte er und richtete seine Augen auf meinen Rock, den ich mir über bis die Knie hochgekrempelt hatte.
Anna beobachtete mit kalten blauen Augen seine Reaktion; sie stand da wie eine Wachsfigur.
»Liebling. Wie himmlisch… und diese Beine«, trällerte Pat in die peinliche Stille hinein.
Pat besaß eine hohe, mädchenhafte Stimme und einen kompakten Körperbau. Ich hätte darauf wetten können, dass seine Pobacken hart wie Fäuste waren; ein Fitnessfanatiker mit einem freundlichen, schadenfrohen Gesicht.
Ich knurrte ihn warnend an. Wenn er mir nicht ein absolutes Prachtfrühstück serviert hätte, hätte ich seinem kleinen Knackarsch vermutlich einen kräftigen Tritt verpasst.
»Einfach himmlisch«, stimmte Ibis ein, während er mit Zucker glasierte Donuts zwischen seine dicken Lippen schob. Ibis hatte wahrscheinlich noch nie das Innere eines Fitness-Studios gesehen; sein Hintern – auch darauf ging ich eine Wette ein – war unter Garantie so weich und formbar wie aufquellender Brotteig. Ohne Frage verschluckte sein Fett ohne Probleme die kompakte Muskelmasse von Pats Körper. Ich stellte mir die beiden im Bett vor – und das Schwabbeln von Ibis’ Fettpolstern im Moment des Orgasmus.
Daac hatte keine Sekunde den Blick von mir abgewandt.
Annas ruhte auf Daac.
»Ich seh wie ein verfluchter Idiot aus«, schnauzte ich sie undankbar an.
»Du siehst aus wie jeder hier in der Gegend«, entgegnete Daac.
Da hatte er Recht. Er trug luftige, weiße Hosen und ein
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