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Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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neugierig.
    »Hat mit unseren spezifischen belgischen Gepflogenheiten zu tun«,
erwidert er. »Du wirst schon sehen; ich möchte es nicht zweimal erklären.«
    Als wir durch den Flur gehen, reicht ein Kollege Marcel ein Blatt
Papier.
    »Ich glaube, das ist wichtig für dich«, flüstert der andere
Polizist.
    »Das ist es auch«, sagt Marcel, nachdem er die Schrift gelesen hat.
»Von der deutschen Polizei. In Euskirchen. Wir wissen jetzt, woran Mutter Agnes
gestorben ist. Es war keine Überdosis an gehorteten Medikamenten, sondern etwas
sehr, sehr Seltsames.«

Sechstes Gericht
    Hühnchenleber im grünen Gras
    verschiedener Kräuter, mit Wurzelschaumkrone und von roten Beeren
der Saison umringt
    Für die Schönheiten des Prümer Bergs und des Ourtals habe
ich keinen Blick, als ich neben Marcel im Polizeijeep durch die Landschaft von
Sankt Vith nach Krewinkel jage. Er hat darauf bestanden, dass ich meinen Wagen
vor der lokalen Polizei in Sankt Vith stehen lasse. Wahrscheinlich hofft er,
dass ich ihm unterwegs doch noch gestehe, den Privatdetektiv angeheuert zu
haben. Was natürlich völliger Quatsch ist. Ich habe nicht widersprochen, hoffe
ja selbst, auf dem Beifahrersitz im wahren Sinn des Wortes mehr über die neuen
Entwicklungen erfahren zu können.
    Ich kommentiere nicht einmal die hohe Geschwindigkeit, mit der
Marcel über die degradierte Straße brettert. Zu viel spielt sich hinter meiner
Stirn ab.
    Ich bin auch sehr bemüht, die in der Nacht noch so offenen Kammern
meines Herzens wieder mit Schloss und Riegel zu versehen. Kaum zeige ich
Schwäche und lasse mich gehen, schon werden mir wieder kriminelle Geheimnisse
angedichtet. Nein danke, Herr Polizeiinspektor, Sie können mir gestohlen
bleiben. Aber erst sollten Sie mir noch etwas über den Stand der Ermittlungen
erzählen.
    »Das Obduktionsergebnis von Mutter Agnes ist doch bestimmt kein
Staatsgeheimnis?«, frage ich, als wir den Berg hinunterkommen und quietschend
um die Kurve in Eiterbach brausen.
    »Nein«, antwortet er. Vor uns holpert ein Lastwagen. Der zwingt
Marcel zum heftigen Tritt auf die Bremse. »Muss denn dieser Kamion so schleichen?«, flucht er. »Die Obduktion hat ergeben, wie wach die alte Dame
doch noch war und wie gern sie das nicht mehr sein wollte. Gestorben ist sie an
einer Taxinvergiftung.«
    »Aber du sagtest doch …«
    »Keine Medikamente«, bestätigt er, während er an einer recht
unübersichtlichen Stelle den Kamion überholt, hupend,
wohl für den Gegenverkehr zu warnen. »Alles
pflanzlich, reine Natur.«
    »Du sprichst in Rätseln.«
    »Ich bin ja auch gerade erst dabei, mir die Geschichte zusammenzusetzen«,
sagt er ungeduldig. »Weißt du noch, was Jupp ausgesagt hat?«
    »Ich war nicht dabei«, erinnere ich ihn mit leiser Schärfe in der
Stimme, »und du hast mir nichts weitergegeben. Tust du ja nie.«
    »Das stimmt nicht, Katja. Und du selbst hast mir erzählt, was Jupp
euch gesagt hat. Seine Mutter hat ihn gebeten, Jumbo an einen Baum zu binden
und sie das letzte Stück zu ihrem Lager hinzutragen.«
    »Ja und?«
    »Selbst angesichts des bevorstehenden eigenen Todes hat Mutter Agnes
daran gedacht, Jumbo zu schützen.«
    »Wovor?«, frage ich, jetzt völlig verwirrt.
    »Vor dem Gift der Eibe. Schon wenige Nadeln können für ein Pferd
tödlich sein. Das wusste sie, das wissen alle auf dem Land. Das Gift, ein
Alkaloid namens Taxin, steckt fast überall in der Eibe, im Holz, in den Nadeln
und in den Samen der roten Beeren. Und Mutter Agnes starb unter einer der
wenigen Eiben drüben im Wald.«
    Langsam dämmert es mir. Ich bin sehr lange sehr still, sage dann
flüsternd: » Sie . Keine Elfen. Keine Ahnen. Rote
Beeren. Die hat sie gesucht. An ihnen hat sie mit ihren schwachen Augen den
richtigen Baum erkannt. Und die Beeren dann gegessen.«
    »Ja, aber daran ist sie nicht gestorben«, sagt Marcel. »Der rote
Beerenmantel ist harmlos, wurde früher sogar zu Marmelade verarbeitet. Sie
hätte den schwarzen Samen darin gründlich zerkauen müssen, für das Gift freizusetzen.
Das hat sie versucht, aber es ist ihr nicht geglückt.«
    » Sie war so klar. Wie früher. Hat sogar ihr altes
Gebiss wieder eingesetzt , genau das hat uns Jupp gesagt«, murmele ich.
    »Und dann hat es nicht so funktioniert, wie sie es sich gewünscht
hat«, flüstert Marcel.
    Schweigend gedenken wir lange Zeit der liebenswerten alten Frau, die
im vergangenen Jahr entscheidend zur Aufklärung eines Verbrechens beigetragen
hat. In erbarmungsloser Langsamkeit

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