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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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wollte gerade aufstehen, um Ausschau nach seinem unerwarteten Besuch zu halten, als die Tür ohne Vorwarnung aufgestoßen wurde. Hinein wankte eine ziemlich sonderbare Figur, die aussah wie Dame Edna, nur dass es sich hier, rein biologisch betrachtet, tatsächlich um eine Dame handelte. Sie war um die sechzig und hatte eine aufwendige dauergewellte wasserstoffblonde Frisur, ein maskenhaft geschminktes Gesicht, große goldene Bijouterien in den Ohren und um den Hals und trug schwarz-weiße Schlangenlederstiefel mit hohen Absätzen. Unter dem riesigen weißen Kunstpelz schaute ein rosa Paillettenkleid hervor, das auf halber Höhe des Oberschenkels endete. Er hoffte, dass es ihm gelungen war, sich seine Verwunderung nicht anmerken zu lassen, und streckte ihr höflich die Hand entgegen.
    »Conny Sjöberg«, sagte er beherrscht. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Ich bin Gun Vannerberg, und ich möchte meinen Sohn sehen«, antwortete die Frau in unerwartet normaler Stimmlage.
    Er wusste nicht, was genau er erwartet hatte, vermutlich eine heisere oder schrille Stimme. Er zog einen der Besucherstühle heran und war ihr beim Platznehmen behilflich.
    »Mir tut sehr leid, was passiert ist, und ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen«, sagte Sjöberg ernst. »Ich kann verstehen, dass dies alles für Sie sehr schmerzhaft sein muss. Wir haben uns immer noch kein klares Bild davon machen können, was eigentlich geschehen ist.«
    »Ich verstehe«, sagte die Frau mit brechender Stimme, und Tränen traten ihr in die Augen.
    Plötzlich war alles Komische, was ihrer Erscheinung anhaftete, wie weggeweht. In Sjöbergs Augen war sie nur noch ein sehr kleiner, einsamer und verzweifelter Mensch in einer großen und hässlichen Welt. Er fragte sich, ob sie jemanden hatte, der sie auch so betrachtete und der ihr helfen und sie trösten konnte.
    »Ich werde in der Rechtsmedizin anrufen und fragen, ob wir hinüberkommen können. Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee?«
    Er merkte, dass er selbst auch eine brauchte. Sie antwortete mit einem stummen Nicken und starrte mit leerem Blick vor sich hin. Sjöberg ging in den Flur hinaus und zum Kaffeeautomaten hinüber. Dort empfingen ihn neugierige Blicke, auf die er nicht reagierte. Er nahm schweigend die Kaffeebecher und kehrte ins Büro zurück. Mit einem Fuß zog er die Tür hinter sich zu.
    »Vielen Dank«, sagte sie still und schaute tief in den Becher, bevor sie trank.
    »Der Rechtsmedizin wäre es am liebsten, wenn wir nicht vor vier Uhr kommen, aber ich werde trotzdem einmal nachfragen.«
    »Jaaää.«
    »Kann ich Ihnen zuerst vielleicht ein paar Fragen über Ihren Sohn stellen, wenn wir schon einmal hier sitzen?«, fragte er vorsichtig.
    »Natürlich.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Voriges Wochenende. Er hat mich mit seiner jüngsten Tochter Moa in Malmö besucht. Dort wohne ich.«
    »Was arbeiten sie?«, fragte Sjöberg aus reiner Neugier.
    »Ich arbeite in einem Klub«, antwortete sie freimütig. »Darum diese Kleider. Das ist meine Berufskleidung. Ich hatte keine Zeit mehr, um mich umzuziehen, bevor ich losgefahren bin. Pias Mutter hat mich heute Morgen auf dem Handy angerufen, und ich habe den Morgenzug genommen. Ich war nicht ganz nüchtern und habe es nicht geschafft, meine normalen Sachen mitzunehmen.«
    Sjöberg überlegte im Stillen, welche Art von Klubs es in Malmö wohl gab, aber er fragte nicht nach.
    »Wie war das Verhältnis zu Ihrem Sohn?«
    »Das war sehr gut. Hans war immer so nett zu mir und hat mir geholfen, wenn es nötig war. Ich bin ja nicht gerade eine Mama, die man ins Schaufenster stellen kann …«
    Obwohl Sie eigentlich genau so aussehen, dachte Sjöberg und schämte sich sofort für diesen Gedanken.
    »Er hat mehrmals in der Woche angerufen und sich erkundigt, wie es mir geht. Sie waren alle so nett zu mir.«
    »Wen meinen Sie damit?«
    »Also nein, jetzt sollten wir uns aber allmählich duzen. Dann spricht es sich einfach leichter«, sagte sie.
    »Okay. Also, was meintest du, wer war nett zu dir?«
    »Jaaää, die Kinder natürlich und Pia und Pias Eltern. Sie sind doch feine Leute, Pias Familie, verstehst du? Aber sie lassen es sich nicht so anmerken. Jedenfalls reden sie mit mir.«
    »Wie war Hans als Mensch?«
    »Nett. Ja, das hab ich ja schon gesagt. Tüchtig. Gut in der Schule, er hat ja auch an der Universität studiert. Er hatte eine eigene Firma und so, genug Geld, meine ich. Er hat mir bei manchen Rechnungen geholfen, wenn es

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