Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
Åkerbärsvägen in Enskede und teilten die restlichen Adressen für die Operation Klinkenputzen untereinander auf. Dicht beieinander standen sie unter Hamads Regenschirm. Westmans Schirm stand noch in Hammarby. Der Regen trommelte gegen das aufgespannte Nylon, und das laute Geräusch ließ den Regen schlimmer erscheinen, als er tatsächlich war. Westmans Handy klingelte. Widerwillig zog sie das vibrierende Gerät mit von der Kälte steifen Fingern aus der Hosentasche.
»Westman«, meldete sie sich knapp.
»Wo bist du?«, fragte eine wütende Stimme am anderen Ende.
»Auf der Arbeit«, antwortete Westman unsicher.
Bei dem Lärm unter dem Regenschirm konnte sie die Stimme des Anrufers nicht erkennen.
»Wer will das wissen?«
»Rosén. Also, wo bist du?«
»In Enskede. Wir putzen Klinken …«
»Ich will mit dir reden. Wann bist du wieder zurück?«
Der Staatsanwalt klang ernsthaft erbost, und sie spürte, wie sie unter dem Regenschirm zusammenschrumpfte.
»Heute werde ich nicht mehr reinkommen, aber …«
»Dann werden wir es eben am Telefon erledigen müssen.«
Hamad betrachtete sie neugierig, und sie wandte ihm den Rücken zu, ohne allerdings aus dem Schutz des Regenschirms zu treten.
»Was treibst du da eigentlich?«, brüllte Hadar Rosén ihr ins Ohr. »Mir sind Informationen darüber zu Ohren gekommen, dass du ohne ersichtlichen Grund die Dienste der Wirtschaftspolizei in Anspruch nimmst, wie wild in allen möglichen Datenbanken, der Waffenexportkontrolle und im allgemeinen Fahndungsregister herumschnüffelst und unbegründete Anfragen in der Verbrecherdatei durchführst.«
Sie war auf Vorwürfe dieser Art vorbereitet gewesen, aber sie hatte sich eingebildet, dass sie von Sjöberg kommen würden und nicht von Rosén. Wie sie mit Sjöberg umzugehen hatte, wusste sie, aber ein wütender, knapp zwei Meter großer Staatsanwalt war weit schlimmer als alles, was sie erwartet hatte.
»Ich kann es erklären«, versuchte Westman und spürte Hamads Blicke in ihrem Nacken.
»Ja, genau das hätte ich gern von dir, eine wirklich gute Erklärung. Von irgendwelchen persönlichen Rachefeldzügen möchte ich in meinem Bezirk nichts hören.«
»Das ist kein Rachefeldzug«, stotterte sie und sah im selben Augenblick ein, dass es wahrscheinlich genau das war.
»Ich könnte dich deswegen abmahnen.«
»Bitte nicht«, sagte Westman und riss sich zusammen. »Ich bin am Rande der Ermittlungen auf ihn gestoßen, und es gibt gewisse Anzeichen, dass mit ihm nicht alles in Ordnung ist. Die Resultate meiner Anfragen bestätigen das.«
»Aha«, erwiderte der Staatsanwalt mit eisiger Stimme. »Nicht vorbestraft, keine Schufa-Einträge, keine aufsehenerregenden Geschäfte, keine Treffer im allgemeinen Fahndungsregister. Der Kerl hat verdammt noch mal eine reine Weste. Und seit wann liegt Mälarhöjden am Rande von Enskede?«
»Du weißt genau, was ich damit …«
»Du glaubst vielleicht, dass ich keine Ahnung davon habe, was ihr die ganze Zeit über tut, aber da irrst du dich.«
Rosén spuckte ihr die Worte ins Ohr, und sie wusste, dass er mit all dem, was er sagte, recht hatte.
»Ich habe alles gelesen, was während dieser Ermittlungen geschrieben worden ist. Es sind meine Ermittlungen, Westman. Und ich habe kein einziges Wort über Mälarhöjden oder irgendwelche Anhaltspunkte dafür gefunden, dass ein Oberarzt vom Karolinska-Krankenhaus durch die Gegend läuft und Leute mit Küchenstühlen erschlägt.«
»Am Montag …«, versuchte Westman, sich Gehör zu verschaffen.
»Am Montag um Punkt neun Uhr wirst du dich in meinem Büro einfinden. Und dann möchte ich eine schriftliche Erklärung in der Hand halten.«
»In der Hand …«, echote Westman im selben Augenblick, als der Staatsanwalt die Verbindung unterbrach.
Sie seufzte tief und stopfte das Telefon in ihre Tasche zurück, bevor sie sich mit einem schuldbewussten Lächeln wieder ihrem Kollegen zuwandte.
»Was war das denn?«, fragte Hamad amüsiert. »Sjöberg auf Fliegenpilzen?«
»Schön wär’s. Nein, es war Rosén.«
»Was?«, entfuhr es Hamad mit aufrichtigem Erstaunen. »Bist du bei der Staatsanwaltschaft in Ungnade gefallen? Was treibst du eigentlich gerade? Führst du einen Rachefeldzug?«
»Lass uns ein anderes Mal darüber reden.«
»Nein, komm schon!«
Westman schüttelte mit resigniertem Blick den Kopf, und sie wandten sich dem zu, das sie hierhergeführt hatte.
*
»Reden ist Silber, aber Schweigen ist – ja, was?«
Sie saß da und
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