Pharmakon
als nur zwei Tage zur Verfügung. Die Position, an die sie dachten, würde ihn sicherlich in die Lage bringen zu erfahren, was er wissen wollte.
»Das stimmt nicht ganz«, sagte Brian Hopkins. »Mr. Schonberg muß zuerst unseren Managerausbildungskurs absolvieren.«
»Brian, wir wissen alle, daß Mr. Schonberg Ihren Kurs zuerst absolvieren muß.«
»Bitte«, sagte Dr. Nachman. »Wir wollen unsere Abteilungseifersüchteleien nicht jetzt schon zur Schau stellen. Dafür gibt es noch Zeit genug.«
Alle außer Hopkins lachten.
Adam beendete sein Dessert und legte den Löffel weg. Indem er Dr. Nachman ansah, sagte er: »Das war ein wundervolles Essen, aber ich bin begierig, die Forschungseinrichtungen kennenzulernen.«
»Und wir sind begierig, sie Ihnen zu zeigen. Morgen haben wir vor…«
»Warum nicht noch heute?« unterbrach Adam enthusiastisch.
Dr. Nachman sah Glover und Mitchell an, die beide lächelten und die Schultern zuckten. »Ich nehme an, wir könnten Ihnen einige der Anlagen schon heute zeigen«, sagte Dr. Nachman. »Sind Sie sicher, daß Sie nicht zu müde sind?«
»Absolut«, sagte Adam.
Dr. Nachman stand auf, gefolgt von Dr. Glover und Dr. Mitchell. Die anderen entschuldigten sich und zogen es vor, noch für einen Kaffee und einen Drink nach dem Essen am Tisch zu bleiben.
Dr. Nachman führte Adam zum Hauptgebäude zurück, in dem sich die Gäste eincheckten. Dann gingen die vier durch eine weitere Doppeltür zum Forschungszentrum. Der Boden dieses Gebäudeteiles war weiß gekachelt, die Wände waren in hellen Primärfarben gestrichen.
»Das sind die Verwaltungsbüros«, erklärte Dr. Nachman. Einen Augenblick später überquerte Adam eine Brücke mit gläsernen Wänden. Er konnte auf beiden Seiten wehende Palmen sehen und erkannte, daß es sich um zwei konzentrische Gebäude handelte, von dem sich das eine in das andere schmiegte, ziemlich wie beim Pentagon in Washington.
Als sie in einen anderen Korridor einbogen, nahm Adam den unverwechselbaren Geruch von in Käfigen gehaltenen Tieren wahr. Dr. Glover öffnete die erste Tür und führte Adam die nächste halbe Stunde von Raum zu Raum, erklärte ihm die komplizierte Maschinerie und begutachtete eine endlose Reihe von Ratten und Affen. Das war der Ort, an dem Arolen seine grundlegende Fötus-Forschung durchführte.
Zu Adams Überraschung arbeiteten in einigen der Labors trotz der späten Stunde in weiße Kittel gekleidete Techniker. Dr. Glover erklärte, sie arbeiteten die ganze Zeit, seit sie erste positive Resultate mit fötalen Implantaten bekommen hatten, rund um die Uhr.
»Woher bekommen Sie Ihr Material?« fragte Adam, als er an einem Käfig mit rosa Mäusen anhielt.
»Der Hauptteil der Forschungen wird mit Tiersystemen bestritten«, erklärte Dr. Glover, »und wir züchten unsere Tiere gleich hier im Zentrum.«
»Aber Sie unternehmen doch sicherlich auch einige menschliche Implantationen. Woher bekommen Sie das Gewebe?«
»Sehr gute Frage«, sagte Dr. Glover. »Wir haben ein kleines Problem gehabt, als kürzlich diese restriktiven Gesetze verabschiedet wurden, haben es aber auf die eine oder andere Art doch geschafft. Das meiste unseres Materials kommt von der Julian-Klinik.«
Adam hätte am liebsten vor Frustration alle Glaskäfige zerstampft. Warum schaffte er es nicht, daß ihm jemand zuhörte? Offensichtlich verstärkten Ärzte wie Vandermer den Nachschub von fötalem Gewebe, einfach indem sie die Zahl der therapeutischen Abtreibungen erhöhten.
»Morgen«, fuhr Dr. Glover fort, erfreut, daß Adam ein solches Interesse zeigte, »werden wir Sie in den Krankenhausflügel mitnehmen. Wir haben einige verblüffende Resultate erzielt, besonders in der Behandlung von Diabetes mit fötalen Bauchspeicheldrüsenextrakten.«
»Ich weiß, wie interessant das ist, aber ich glaube, Dr. Mitchell würde gerne etwas über seine Arbeit sagen«, sagte Dr. Nachman und lächelte Glover an.
»Allerdings«, echote Dr. Mitchell. »In einem Jahr, von jetzt an gerechnet, wenn die Verkaufszahlen hereinkommen, werden wir sehen, wessen Abteilung den größten Zuwachs zu verzeichnen hat.«
Mitchell widmete die nächsten dreißig Minuten einem ununterbrochenen Monolog über psychotrope Medikamente und einer neuen Sorte von Phenothiazin im besonderen. »Sie wirkt bei jeder Art von psychotischen Zuständen. Sie ist im wesentlichen nicht toxisch und verwandelt das gestörteste Individuum in einen exemplarischen Mitbürger. Natürlich wird ein wenig
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