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PR TB 169 Der Purpurne Drache

PR TB 169 Der Purpurne Drache

Titel: PR TB 169 Der Purpurne Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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zweckmäßig. Steine, Felsen und farbige
Mineralien bewegten sich auf der Haut in faszinierender Weise. Yann
zog aus dem Kühlschrank eine Flasche, entkorkte sie und goß
den Inhalt in zwei wunderschöne Gläser, ein Geschenk
    Djosans.
    »Wie immer enthält der Wein den Extrakt gewisser Pilze.
Sie erzeugen halluzinogene Effekte. Sie kennen die Eigenschaft der
Pilze. Es ist unter Umständen eine Lebensversicherung für
den Heimflug. Trinken Sie, dann reden wir.«
    Normalerweise war Yann trotz aller Merkwürdigkeiten ein
kluger, ironischer Gesprächspartner, der sich mitunter zum Ziel
seiner spöttischen Bemerkungen machte. Er verstand sich
keineswegs als weisen Mann, der anderen Ratschläge zur
Lebensführung gab. Aber gerade jetzt war er ernst und ruhig.
Djosan addierte diese Beobachtung zu den rätselhaften Vorfällen
der letzten Zeit und ahnte, daß er tatsächlich nicht
vergeblich hergekommen war. Langsam trank er aus dem Becher. Der Wein
schmeckte süß, herb und stark gewürzt gleichermaßen.
    »Zur Sache, Yann«, murmelte er, stand auf, setzte sich
auf den Bodenbelag und lehnte sich gegen eine knirschende
Jalousientür. Kadir deutete nach draußen und sagte durch
das immerwährende Rauschen:
    »Der Planet spricht. Genauer: der Planet strömt eine
ununterbrochene Folge von Melodien aus. Die Wasser hier singen. Der
Wind singt und summt. Ich höre alles, verstehe nur wenig. Aber
ich kann die Bedeutung der Melodien deuten, Mann!
    Wenn sich Gestein in der Tiefe verschiebt, wenn das weißglühende
Material aus dem Planeteninnern aufgeschmolzen wird, wenn Wasser,
heiße Gase oder Lava durch Spalten und Fugen gepreßt
werden - das alles erzeugt für Sie nur Geräusche. Für
mich sind es Melodien. Sie sind sanft

    wiegend oder einlullend. Und seit drei Tagen werden sie laut und
dissonant. Sie haben keinen Rhythmus mehr, verstehen Sie? Sie sind
chaotisch und schrill. Die Geräusche, alle Melodien. Da ist
etwas im Gange, Mann! Die Vulkane werden aktiv, die Erde wird beben,
und das wird so lange dauern, bis das
    Gleichgewicht und die Ausgewogenheit wieder hergestellt sind. Die
Melodien sagen mir, daß wir alle uns auf ein Chaos vorbereiten
sollen. Haben Sie begriffen, Mann?«
    Der Pilzwein zeigte erste Wirkungen. Ein ganz bestimmter Sektor
des Gehirns wurde aktiviert. Der Sinn für das Erkennen der
Gefahren schärfte sich. Alle möglichen Beobachtungen
verloren an Wichtigkeit, aber die Gefahrenmomente traten, wie in
einem scharf beleuchteten Relief, deutlich hervor.
    »Ich habe begriffen«, murmelte Djosan unbehaglich.
»Aber ich kann es nicht ganz glauben, Yann.«
    »Ich bin seit zehn Jahren hier. Neuneinviertel, um ganz
genau zu sein. Ich habe es gespürt, als der wahnsinnige Regen
losging. Ich habe gewußt, daß der Damm bei >Sieben
Dünen< falsch konstruiert war, zu schwach nämlich. Und
ich weiß jetzt ganz genau, daß die meisten Vulkane
ausbrechen werden. Aber die Vulkane sind nur ein Ausdruck für
einen anderen Angriff des Planeten. Alles hängt zusammen. Die
Unsicherheit der Individuen überträgt sich auf den
Planeten. Wenn fünfzigtausend Erwachsene unsicher, verwirrt und
halbblind durchs Leben stolpern, gerät der Planet in Verwirrung
und reagiert. Eine Reitechse wird verrückt, wenn ihr Reiter
nervös wird.«
    Mit ätzender Schärfe erwiderte Djosan Ahar laut:
    »Davon ist die Hälfte Unsinn, Einsiedler. Sie bringen
da ein schauderhaftes Gemisch aus exakter Naturbeobachtung und
unausgegorenen, mittelalterlichen Naturphilosophien. Die eine Hälfte
mit den chaotischen Melodien glaube ich Ihnen, Yann Der Rest ist,
Verzeihung, unqualifiziertes Gewäsch.«
    Kadir Yann ließ sich keineswegs beeindrucken und flüsterte
so eindringlich, als wolle er Djosan hypnotisieren:
    »Ich spreche nicht für mich. Entweder überlebe
ich, oder ich bin der erste, der vom Vulkan umgebracht
    wird. Ich habe Beobachtungen gemacht und gebe sie weiter an Sie,
Mann, klar? Ein Vulkanausbruch... das ist mehr! Es sind nicht nur
Dissonanzen der Planeten. Ein Vulkanausbruch ist das sichtbare
Zeichen dafür, daß die Kruste des Planeten in Unordnung
geraten ist. Die Harmonie des Gleichgewichts ist nicht mehr gegeben.
Und wenn ein Vulkan oder mehrere Vulkane ausbrechen, dann geschehen
auf dem ganzen Planeten ungeheure Dinge. Sie verändern alles,
vom Aussehen der verwüsteten Natur bis hinunter zum Leben des
Insekts und des Wurms. Und sie werden alle von uns in den Wahnsinn
treiben, weil sie das Chaos nicht aushalten können.
    Sie glauben mir

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