PR TB 208 Welt Am Abgrund
zögerten, diese zu schließen.
»Glaubt ihr es wirklich?« fragte Stace mutlos. »Glaubt
ihr wirklich daran, daß wir phantasieren oder euch aufhetzen
wollen? Aber gegen wen denn? Und warum?«
Die Gardisten wirkten unsicher.
»Der Regent sagt, daß die Mooner völlig unter
Kontrolle sind, und die Methans.«
»Was?« fragte Stace müde. »Was sagen sie?«
»Daß es keine Waffenlieferungen an die Mooner gibt.«
Aber die Gesichter der beiden Gardisten verrieten Angst und
Zweifel.
»Was glaubt ihr?« wollte Maccabor wissen. »Glaubt
ihr, daß wir lügen? Wir alle, die aus dem Dschungel
zurückkamen und das zurückließen, was wir
unter ständigen Einsatz unseres Lebens erbeuteten?«
Die beiden Uniformierten traten auf den Gang hinaus und warfen die
schwere Tür ins Schloß, ohne eine Antwort gegeben zu
haben.
Stace ließ sich schwer in den zweiten Stuhl fallen. Hatte
der Regent die Fremden tatsächlich auf die Waffen der Mooner
angesprochen - oder waren es andere gewesen? Hatte überhaupt
jemand mit ihnen gesprochen?
Sie mußten zwei Stunden warten, bis die Tür wieder
aufgerissen wurde.
Es waren nicht die gleichen Männer wie vorhin, die nun
eintraten, ihre Waffen auf die Jäger gerichtet. Drei blieben
neben der Tür stehen, der vierte trat vor.
»Stace Maccabor und Sharla Ollon«, sagte er mit
ausdrucksloser Miene. »Sie beide wurden wegen Volksverhetzung
und böswilliger Aufwiegelei gegen die Interessen des Volkes von
Doomsday, ferner wegen Morddrohungen gegen den Regenten Tay E'Cuuna
zum Tod durch Erschießen verurteilt. Die Exekution findet
morgen nach Sonnenaufgang statt. Sie ist öffentlich.«
Der Mann drehte sich um und verließ die Zelle, gefolgt von
seinen Begleitern.
Die Eisentür fiel ins Schloß.
Stace Maccabor und Sharla sahen sich an, als hätte sie der
Schlag getroffen.
»Das. das kann doch nicht.!«
Stace sprang auf und warf sich gegen die Tür. Er schrie, daß
die Männer zurückkommen sollten, trommelte mit den Fäusten
gegen die Tür, bis er kraftlos zu Boden sank.
Sharla warf sich schluchzend in seine Arme.
»Das ist. unmöglich«, stammelte der Jäger.
Solange er zurückdenken konnte, hatte es keine Hinrichtung
auf Doomsday gegeben, vielleicht noch nie in der Geschichte der
Kolonie.
Und ausgerechnet E'Cuuna sollte dem Urteil zugestimmt haben!
Für Maccabor brach eine Welt zusammen.
»Ich möchte jetzt nur noch eines«, sagte er mit
gebrochener Stimme, während seine rauhen Hände Sharlas
Gesicht streichelten und ihr durch das lange Haar fuhren. »Ich
möchte einen dieser Fremden zu Gesicht bekommen, bevor ich
sterbe. Wie sehr muß E'Cuuna ihnen hörig sein, wenn er.«
»Sprich nicht mehr«, bat Sharla. Sie schob ihren Kopf
ganz nahe an den seinen und legte den Zeigefinger auf seinen Mund.
»Bitte sprich nicht mehr.«
5.
Ras Tschubai kehrte von seinem ersten Ausflug in die Hauptstadt
zurück. Niemand folgte ihm. Niemand hatte die geringste Ahnung,
wer er war. Seine Verkleidung war perfekt.
Zunächst war er mit Sherman und Sortsch in eine der anderen
drei Städte teleportiert, wo sie sich unauffällig ins bunte
Treiben eines Marktes gemischt und erfahren hatten, was sie wissen
mußten, um in Center of Doom kein Aufsehen zu erregen. Es kam
zwar nicht oft vor, daß die Menschen ihre Städte
verließen, aber es erregte auch kein besonderes Aufsehen, wenn
Händler, Verwaltungsbeamte oder Besucher in die Hauptstadt
flogen. Für diese Zwecke gab es spezielle Unterkünfte,
riesige Hotels nahe dem Zentrum, deren Preise verrieten, daß
man auch auf Doomsday sein Geschäft verstand.
Ras Tschubai, Jett Sherman und Pal Sortsch bewohnten drei
Apartements in einem solchen Hotel in Center of Doom. Ras hatte sich
den Namen Wyl Bettan zugelegt, für die beiden SolAb-Agenten
bestand keine Notwendigkeit, falsche Namen zu verwenden.
Sie erwarteten den Teleporter in Shermans Apartement. Es gab
moderne Möbel, ein komfortables Bett, eine Duschkabine und ein
kombiniertes Telekom- und TV-Gerät darin.
Ras schloß die Tür hinter sich und setzte sich in einen
der Sessel. Sherman und Sortsch sahen ihn fragend an.
»Die gleiche gereizte Stimmung wie bei unserer Ankunft«,
begann Tschubai. »Sie ist eher noch schlimmer geworden. Die
Menschen haben Angst. Was uns unsere Freifahrerin über die
Mooner berichtete, war noch untertrieben. Der Regent versucht zwar,
die Leute zu beruhigen, aber er erreicht damit eher das Gegenteil.
Niemand scheint mehr zu wissen, was er glauben soll - vor allem nach
der
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