Projekt Sakkara
Kampfhandlungen kommen, aber das bedeutet nicht, dass sie es uns einfach machen werden. Das Reden übernehme ich, Sie halten sich zurück.«
Die Soldaten nickten. Morgen musterte ihre Gesichter. Sie waren allesamt deutlich jünger als er selbst .Jungspunde, dachte er. Immerhin waren sie unverbraucht und leicht zu beeindrucken. Er hatte ihre volle Aufmerksamkeit.
»Es ist schon spät, wir werden heute Abend nur noch eine Unterkunft aufsuchen. Das ist kein Ausflug! Niemand verlässt also das Gelände, um acht Uhr morgen früh geht es weiter. Bis dahin erwarte ich, dass die Truppe vollständig versammelt und abreisebereit ist. Wer von Ihnen hat das Kommando?«
Einer der Männer trat einen halben Schritt vor und salutierte. »Das bin ich. Unteroffizier Rosner.«
»Rosner?«, fragte Morgen. »Was ist das für ein Name? Wo kommen Sie her?«
»Aus der Pfalz. Keine jüdischen Vorfahren.«
Morgen hob überrascht die Augenbrauen. Es war nur ein Versuch gewesen, und mit Faszination beobachtete er, wie vollendet die Konditionierung den Mann im Griff hatte. Wie einfältig und beeinflussbar diese Leute doch waren, überlegte er. Keine Ahnung von der Welt, von fremden Kulturen oder ihrer Geschichte, aber durchdrungen von gefährlichem Halbwissen und einer zersetzenden Ideologie. Natürlich war er selbst mit seinen Veröffentlichungen auf denselben Zug gesprungen, aber wer hatte geahnt, dass es solche Ausmaße annehmen würde? Nun, ein Volk wählte sich den Führer, den es verdiente. Und es war schließlich nicht Morgens Aufgabe, sich darum zu kümmern. Er hatte andere, wichtigere Ziele.
»Gut«, sagte er. »Rosner, Sie bleiben in meiner Nähe. Weitere Details werde ich später mit Ihnen besprechen, Sie sorgen für die Organisation der Truppe.«
»Jawohl, Herr Oberst!«
»Ich bin kein Oberst. Reden Sie mich mit Doktor Morgen an.« Zwar hatte er keinen Titel, aber der Gedanke gefiel ihm. Und den Männern würde es neuen Gesprächsstoff liefern. Er hatte nicht vor, seine tatsächliche Herkunft oder Funktion preiszugeben.
»Jawohl, Herr Doktor Morgen!«
4. Oktober 2006, Guardner Residence, Kairo
Patrick verließ sein Schlafzimmer um halb neun. Er zog seine Tür mit der Hand zu, in der er eine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug hielt. Mit der anderen Hand zupfte er sein kurzärmeliges Hemd aus der Hose, die er sich hastig angezogen hatte. Er klopfte an die Tür von Peters Zimmer, aber als nach kurzer Zeit keine Reaktion kam, ging er los. Er war spät dran, und tatsächlich fand er die anderen bereits beim Frühstücken auf der Terrasse am Pool.
»Monsieur Nevreux«, rief ihm Guardner entgegen, der ihn als Erster entdeckte. »Guten Morgen. Wir haben uns die Freiheit genommen, bereits anzufangen.«
»Das ist völlig in Ordnung«, erklärte Patrick mit etwas kratziger Stimme, während er sich setzte und nach dem Kaffee griff.
»Guten Morgen«, grüßte nun auch Peter über seinen Tee hinweg. »War Ihr Abend erfolgreich?«
Es lag etwas Ironisches in der Art, wie er die Frage stellte. Patrick hatte schon eine passende Antwort auf der Zunge, aber er war noch nicht in der Stimmung, um sich Wortgefechte zu liefern. Der Abend mit Melissa war lang gewesen, sie waren später in irgendeinen Club gefahren, hatten getanzt, getrunken und gelacht, und irgendwann um zwei oder halb drei hatte Melissa ihn zur Residenz zurückgefahren. Er meinte, sich an einen recht intensiven Abschiedskuss zu erinnern, war sich jedoch nicht sicher. Er wusste aber noch deutlich, wie lange er geklingelt hatte, bis ihm die erschrockene Haushälterin im Morgenrock geöffnet hatte. Beim Gedanken daran grinste er und lehnte sich mit der Kaffeetasse in der Hand zurück.
»Was haben Sie über das Artefakt und den Tropfstein herausfinden können?«, fragte Peter.
Patrick verzog den Mund. »Gar nichts. Howard Goddard ist gestern gestorben.«
»Wie bitte? Meinen Sie das ernst?«
»Er war nach einem plötzlichen Anfall ins Krankenhaus eingeliefert worden und ist dort gestorben.«
»Du meine Güte, wie tragisch! Und noch dazu ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, wenn ich das einmal so sagen darf.«
»Fast ein wenig zu ungünstig ... «
»Denken Sie etwa, dass das kein Zufall war?«
Patrick zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Kommt mir aber ziemlich merkwürdig vor.«
Peter schwieg. So vielversprechend das Artefakt auch gewesen sein mochte, führte es sie nun doch nicht weiter. Vielleicht würden andere Analysemethoden das unerklärlich hohe
Weitere Kostenlose Bücher