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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Titel: Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
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müssen.« Er
begann die Innentreppe hinunterzugehen, und Barrett folgte ein paar Meter
hinter ihm.
    »Es ist eine schwierige Situation«,
gab der erfahrene Offizier zu bedenken. »Obwohl ich Covington und die anderen
verachte für das, was sie getan haben, frage ich mich doch, ob es gerecht wäre,
sie von den Dorfbewohnern richten zu lassen. Wäre es nicht das gleiche, wie sie
den Rebellen auszuliefern? Denn letztendlich würde sie der ganze Groll dieser
Leute treffen, und sie würden nicht nur für ihre eigenen Verbrechen zahlen,
sondern auch für jene anderer Soldaten aus anderen Zeiten und unter anderen
Regierungen.«
    »Es ist keine perfekte Lösung«, gab
Rafael unumwunden zu. »Falls du einen besseren Vorschlag hast, dann laß ihn
hören.«
    »Die Gefangenen könnten nach Spanien
oder Frankreich gebracht und dort vor Gericht gestellt werden«, antwortete
Barrett.
    »Nein«, erwiderte Rafael kurz, als
sie den Gang am Fuß der Treppe betraten. Er war unbeleuchtet, nur der schwache
Schein des Mondes fiel herein, doch beide Männer gingen mit sicheren Schritten
weiter. »Ihre Verbrechen haben sie in ihrem eigenen Land begangen. Es ist das
Recht und die Pflicht der Bavianer, Gerechtigkeit zu üben.«
    »Der Ansicht bin ich auch«, gab
Barrett zu. »Aber ich befürchte, daß es Ärger geben wird, Rafael, falls die
Strafe zu hart ausfällt. Es wird bereits genörgelt in den Reihen der Soldaten —
einige von ihnen sind der Meinung, daß du Covington und die anderen den Wölfen zum
Fraß vorwirfst, um das gewöhnliche Volk auf deine Seite zu bekommen.«
    »Selbst wenn das meine Absicht wäre,
ist es längst zu spät, den Namen derer von St. James zu säubern. Das weißt du.«
    Barrett nickte nur.
    Als Annie und Kathleen auf dem Weg zur
Kapelle durch die große Halle kamen, stellten sie fest, daß sie bis zum Rand
gefüllt war mit Dorfbewohnern, Dienern und Soldaten. Handwerker, Bauern und
Fischer standen in einer langen Schlange vor einem Tisch, an dem Rafael und Mr.
Barrett saßen, Fragen stellten und sich Notizen machten.
    Obwohl die Beziehungen zwischen
Rafael und Annie sehr gespannt waren, erlaubte ihre Neugierde ihr nicht,
einfach vorbeizugehen, ohne herauszufinden, was hier geschah. So trat sie an
das Ende der langen Reihe, zupfte einen Mann am Ärmel und fragte ihn, was in
der Halle vorging.
    »Es wird ein Prozeß stattfinden«,
erwiderte der Mann hitzig. »Genau hier in der großen Halle! Wir sind alle
gekommen, um uns als Geschworene anzubieten.«
    Annie nickte und verspürte einen
nervösen Stich im Magen. Sie mußte natürlich auch als Zeugin auftreten, und
obwohl sie nicht vor der Verantwortung zurückscheute, fürchtete sie doch den
Augenblick. Jeremy Covington haßte sie, und sie wußte nur zu gut, welch
grausamer, gewalttätiger Mensch er war.
    Es gab noch viel zu tun in der
Kapelle, denn obwohl viele der Patienten sich bereits von ihrem Fieber erholt
hatten, waren andere im Laufe der Nacht erkrankt. Annie und Kathleen holten
heiße Fleischbrühe aus der Küche und fütterten damit die Kranken, einen nach
dem anderen, mit Hilfe der Dorfbewohnerinnen und einiger anderer Dienstboten.
    Später an diesem Morgen badete Annie
gerade einen fiebernden Säugling, als Phaedra in die Kapelle kam. Zuerst
glaubte Annie, die Prinzessin sei gekommen, um zu helfen, denn selbst mit einem
Dutzend Frauen bei der Arbeit gab es viel zu tun. Der entsetzte
Gesichtsausdruck ihrer Freundin ließ sie diesen Gedanken jedoch rasch
vergessen; die Prinzessin mochte vielleicht helfen wollen, aber sie war
viel zu zimperlich, um es zu tun.
    »Puh!« Es riecht ja scheußlich
hier«, sagte sie.
    Annie beherrschte ihren Unmut und
sagte sich, daß Phaedra noch nie gezwungen gewesen war, bei irgendeinem Notfall
einzuspringen. »Natürlich riecht es«, entgegnete sie ruhig. »Diese Leute hier
sind schließlich krank.«
    Phaedra schaute sich traurig und in
aufrichtiger Verwirrung um. »Warum können sie nicht draußen in den Baracken
oder in den Scheunen sein?« wisperte sie. »Ich soll hier in zwei Wochen heiraten. Stell dir vor, wir bekämen diesen Geruch nicht mehr heraus!« Sie hielt
inne, um den kleinen Jungen zu betrachten, den Annie badete. »Hast du je ein
solch bedauernswertes Kind gesehen? Schau ihn dir an man kann jede einzelne
seiner Rippen zählen!«
    Annie schloß für einen Moment die
Augen. Hab Geduld, beschwor sie sich. »Phaedra, denk bitte nach, bevor
du sprichst. Du hörst dich an wie Marie Antoinette.«
    Die Prinzessin

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