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Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Titel: Rache - 01 - Im Herzen die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Miles
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herlief. »Oh, hi.«
    »Hey. Ich bin ja so froh, dass ich dich gefunden habe.« Em fingerte an dem Schlangenanhänger auf ihrer Brust herum, in der Hoffnung, Drea würde bemerken, dass sie ihn umhatte. »Wie geht’s?« Als sie das fragte, fiel ihr plötzlich ein, dass Drea inzwischen wissen musste, dass ihre beste Freundin gestorben war. »Ich meine wirklich, wie geht es dir?«, wiederholte sie die Frage deutlich ernster. »Wegen Sasha und so.«
    »Danke, aber ich möchte nicht über Sasha sprechen.« Dreas Tonfall war reserviert, aber nicht unhöflich. Nur bestimmt. Sie hatte Ringe unter den Augen. Sie schob die Hände unter ihren Mantel und in die Taschen ihrer Jeans.
    »Okay. Tut mir leid.« Em leckte sich über die Lippen, nickte und versuchte, so aufmerksam wie möglich zu erscheinen.
    »Worüber wolltest du mit mir sprechen?« Drea blickte sie irgendwie gelangweilt an.
    »Oh … na ja.« Em kam sich albern vor; bevor dieser ganze Wahnsinn anfing, hatte sie nie länger als zwei Minuten mit Drea gesprochen, und ihre Unterhaltungen beschränkten sich in der Regel auf: Jumbo Popcorn, extra viel Butter. Und jetzt hatte sie das Gefühl, dass Drea ihre letzte Hoffnung war. »Du hast gesagt, ich soll zu dir kommen, wenn ich so weit bin und reden will. Über, du weißt schon. Über die Blume und alles. Die rote Orchidee.«
    »Schschsch! « Dreas gelangweilter Gesichtsausdruck verschwand augenblicklich und sie drehte sich um und schaute über die Schulter. »Darüber können wir hier nicht reden.«
    »Ähm, okay.«
    Drea sprach im Flüsterton. Instinktiv fasste sie an den Schlangenanstecker, der an ihrem Mantel befestigt war. »Können wir uns nach der Schule treffen?«
    Der Gedanke, noch drei weitere Stunden warten zu müssen, bevor sie ein paar Antworten bekam, gefiel Em gar nicht, doch sie hatte keine andere Wahl. »Ja, klar, natürlich. Wo?«
    Drea zögerte und kniff die Augen zusammen. Em hatte das unangenehme Gefühl, dass das Mädchen sie taxierte oder irgendwie testen wollte.
    »Bei mir zu Hause«, sagte sie schließlich. »Hier wohne ich.« Sie angelte einen Stift aus ihrer Umhängetasche und nahm Ems Hand. Ihr abblätternder grauer Nagellack war alles, was Em sehen konnte, während sie ihr eine Adresse auf die Handfläche kritzelte. Es kitzelte ein bisschen und verursachte ihr eine Gänsehaut. Em nickte. Schließlich ließ Drea sie stehen, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
    Die darauffolgenden drei Stunden waren die Hölle. Gabby simste ihr in der Mittagspause, dass sie ihre Mutter dazu überredet hätte, sie für eine Notfalltherapie-Shoppingtour von der Schule abzuholen. Typisch Marty Dove. Em ging also wieder allein zum Essen in die Bibliothek. Dann saß sie den Englischunterricht ab, unfähig, sich auf die Diskussion über die Motive in Der Graf von Monte Christo zu konzentrieren. Vor ihrem geistigen Auge spielte sich immer wieder die Szene ab, wie Ali auf ihrer Türschwelle aufgetaucht war. Das schwere Klopfen. Die grellrote Orchidee. Tränen der Angst begannen erneut, in ihren Augen zu brennen und ihre Knie wurden unter dem Tisch ganz zittrig. In Erdkunde war es noch schlimmer. Zach war wieder da – schon witzig, Chases Tod hatte ihn zwar zu sehr mitgenommen, um zur Schule zu gehen, aber Zeit genug, um Gabby zu betrügen, hatte er trotzdem gefunden – und sein Hinterkopf war das Erste, was Em erblickte, als sie in das Klassenzimmer spazierte. Sie war froh, dass er sich während der ganzen Stunde nicht ein einziges Mal umdrehte.
    Zehn Minuten bevor es zum Ende des Unterrichts klingelte, hatte sie bereits ihre Sachen gepackt, und noch bevor der letzte Klingelton verhallt war, war sie unterwegs zu Drea.
     
    Sie wusste zwar, wie sie zu Dreas Wohnviertel kam, doch in dem Stadtteil selbst kannte sie sich nicht aus. Die Straße, in der Drea wohnte, befand sich in der Nähe des Stadtzentrums, wo viele ältere Häuser standen, die aus dem 19. Jahrhundert stammen mussten. Das Gebiet erstreckte sich bis zum Wald und schlängelte sich wie eine Art ländlicher Streifen mitten durch Ascension. Wenn ihre Orientierung sie nicht täuschte, grenzte das Viertel auf der einen Seite an das neue Einkaufszentrum.
    Als Em auf Dreas Haus zufuhr, ließ irgendetwas an dem altersschwachen Gebäude sie zurückzucken. Äußerlich war eigentlich nichts Seltsames daran, doch es sah wirklich sehr … verwohnt aus. Als bestünde die Gefahr, dass es in ein paar Jahren einfach in sich zusammenfiel. Jemand hatte angefangen, von der

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