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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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um ein Menschenleben nicht viel Federlesens machten. Und ständig
     herrschte ein unerträglicher Lärm. Kaum war man abends eingeschlafen, fingen in der Frühe die zweihundert Kirchen der Hauptstadt
     alle gleichzeitig zu läuten an und die Gläubigen zur Morgenandacht zu rufen. Und wenn besagte Glocken verstummten, begannen
     die zehn- oder zwanzigtausend Hähne zu krähen, denn jeder in Paris hielt Hühner, der frischen Eier wegen.
    Gewiß lag mein Hôtel in der Rue des Bourbons gut gesichert hinter einem schweren eichenen Tor mit Eisenbeschlag und sehr hohen
     Mauern mit scharfen Spitzen auf dem First, dazu wurde es von einem herkulischen Portier und vier deutschen Doggen bewacht,
     bei deren bloßem Anblick sich einem die Haare sträubten.
    Aber die Verwegenheit der Pariser Banditen war grenzenlos, und ich fand meine Liebste trotz aller Befestigungen ungenügend
     beschützt und sogar völlig schutzlos, wenn sie zu Einkäufen ausfahren wollte.
    Ich drehte und wendete die Sache einen Tag in meinem Kopf, dann schickte ich Nicolas, den Hauptmann Hörner um einen recht
     baldigen Besuch bei mir zu bitten. Doch umgehend erschien er schon in meinem Schreibkabinett, wo ich ihm Platz an einem Tischchen
     mit einer Flasche Moselwein nebst ein paar Mundbissen bot. Als ich sein für gewöhnlich so frisches Gesicht betrachtete, fiel
     mir auf, daß es schmal und blaß geworden war.
    »Herr Hörner
«
, sagte ich auf deutsch,
»wie geht es Ihnen? Sie sehen etwas abgemagert aus.«
    »Das stimmt«
, sagte Hörner. »Abgemagert bin ich ziemlich, und meine Männer auch. Seit wir Euch, nach dem Ende der Belagerung von La Rochelle,
     nach Paris eskortierten, fanden wir kein neues Engagement mehr. Und weil ein Unglück nicht allein kommt, wird der italienische
     Feldzug uns vollends um unser Brot bringen.«
    »Warum das?« fragte ich.
    »Liebe Zeit, Monseigneur, weil es keinen Edelmann aus gutem Hause gibt, der nicht in der königlichen Armee mitziehen |45| will, und sei es nur, um sich nachher damit vor seiner Dame zu brüsten. Und da wir meistens von Edelleuten gedungen werden,
     sind wir jetzt ruiniert. Doch was hilft es? Der italienische Feldzug wird mindestens vier Monate dauern (ein Glück, dachte
     ich, daß Catherine diese verdrießliche Prophezeiung nicht hört), aber von meinen Männern sitzen mehrere schon jetzt auf dem
     trockenen und haben keinen blanken Heller mehr, ihren Mietzins zu bezahlen. Und unsere schönen und guten Pferde, die unser
     ganzer Stolz sind, mußten wir mangels Gerste und Hafer an eine Reitschule verleihen, wo sie zwar gefüttert, aber auch verdorben
     werden, weil nun jeder erstbeste sie reiten kann.«
    Während er diese traurige Rede hielt, griff der sonst so zurückhaltende Hörner tüchtig nach den Mundbissen und putzte den
     ganzen Teller leer. Sieh an, dachte ich, also sitzt er selbst wohl »auf dem trockenen«. Das tat mir sehr leid, denn ich achtete
     meine guten Schweizer sehr, die ihre heimatlichen Berge, die sie nicht ernährten, verlassen hatten und in der Fremde ihr Leben
     damit verdienten, daß sie es riskierten. Nie vergesse ich, wie loyal, diszipliniert und tapfer sie bei dem Überfall zu Fleury-en-Bière
     mit mir und für mich gekämpft hatten; mehrere von ihnen waren bei dem Gefecht ernstlich verwundet und zwei sogar getötet worden.
    Nicht weniger löblich, wenn auch nicht so ruhmvoll war es, wie sie während der Belagerungszeit vor La Rochelle, da sie mich
     durch ein Feldlager von zwanzigtausend Soldaten ja nicht eskortieren mußten, sich aus eigenem Entschluß darangemacht hatten,
     mit Geduld und Ausdauer die Umfriedungsmauer von Schloß Brézolles wiederaufzubauen, die stellenweise völlig niedergebrochen
     war.
    »Herr Hörner«, sagte ich, »die Dinge können sich für Sie und Ihre Männer ändern, wir müssen uns nur über die Bedingungen einig
     werden. Ich möchte Sie als ständige Eskorte auf unbegrenzte Zeit engagieren.«
    Hörner traute seinen Ohren nicht.
    »Ständig, Monseigneur!« rief er, »ständig und unbegrenzt! Das wäre das Glück vom Glück! Und die Gnade der Gnaden! Ständig
     und unbegrenzt! Ein Himmelsgeschenk! Nicht mehr die arge Beklemmung verspüren, wenn eine Eskorte zu Ende geht, weil man nicht
     weiß, wie schnell man eine neue findet! Wer von uns kennt nicht die Angst vor der Zukunft, vor dem |46| Hunger und davor, sich wehrlos und ausgestoßen zu fühlen in einer Welt, die einen nicht braucht!«
    Dies alles kam, mit vor Glück tremulierender

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