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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verfüttert.« Sie labte sich ganz offenbar an der Erinnerung.
    »Ganz so ist es nicht gewesen«, beeilte sich Sedric zu berichtigen. »Das war nie meine Absicht gewesen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon erleichtert war. Ich glaube nicht, dass ich ihn auf andere Weise hätte aufhalten können.«
    »Dann hat Jess Euer Gesicht so zugerichtet?«
    Sedric fasste sich ans Kinn. Das Wangenbein war noch immer gereizt, und die Zähne schabten an der geschwollenen Wangeninnenseite. Aber eigenartigerweise empfand er einen gewissen Stolz über seine Blessuren. »Ja, das war Jess. Noch nie habe ich einen solchen Schlag ins Gesicht abbekommen.«
    Carson schnaubte amüsiert. »Wünschte, ich könnte dasselbe von mir behaupten! Meine Visage hat schon so manche Faust eingesammelt. Trotzdem betrübt es mich aufrichtig, dass es Euch widerfahren ist.«
    Beinahe schüchtern streckte Carson die Hand aus. Mit den breiten Fingern berührte er Sedrics Wange zärtlich. Dieser war verblüfft, dass eine derart sachte Berührung in ihm einen solchen Sturm an Gefühlen verursachen konnte. Die Finger fuhren sanft rund um seine Augenhöhlen und wanderten den Wangenknochen entlang. Er blieb ruhig sitzen und fragte sich, ob noch mehr passieren würde, und wie er reagieren sollte. Doch Carson nahm die Hand herunter und wandte das Gesicht ab. »Es ist nichts gebrochen, glaube ich. Das sollte gut verheilen«, sagte er heiser. Und einen Augenblick später warf er einen weiteren Zweig ins Feuer. »Wir sollten bald schlafen, wenn wir morgen früh aufstehen wollen.«
    »Jess behauptete, dass Leftrin auch daran beteiligt ist«, platzte Sedric heraus, und es war gleichzeitig als Frage gemeint.
    »Wobei beteiligt?«
    »Die Drachen zu töten und zu verkaufen. Zähne, Blut, Schuppen. Jess meinte, dass der, der ihn beauftragt hat, gesagt hat, dass Leftrin ihm bereitwillig helfen würde.«
    Carsons Blick wurde besorgt. »Und hat er das getan?«
    »Nein. Darüber hat sich Jess beschwert. Er wirkte, als fühlte er sich von Leftrin betrogen.«
    Da hellten sich Carsons Züge wieder etwas auf. »Das erscheint mir auch wahrscheinlich. Ich kenne Leftrin schon lange. Und im Lauf der Jahre war er ein-, zweimal in Dinge verwickelt, die ich … nun ja, fragwürdig fand. Aber Drachen zu schlachten und ihre Leichen zu verhökern? Nein. An Chalced? Niemals. Es gibt mehrere Gründe, weshalb ich mir nicht vorstellen kann, dass er sich auf so etwas einlassen würde. Teermann ist der Hauptgrund.« Mit gerunzelter Stirn starrte er ins Feuer. »Trotzdem wäre es interessant zu wissen, weshalb Jess glaubte, dass er es tun würde.«
    Er schüttelte den Kopf, stand langsam auf und rollte dabei mit den Schultern. Für seine Größe bewegte er sich erstaunlich anmutig und behielt mühelos das Gleichgewicht, als er in sein Boot stieg. Seine Decke lag ordentlich zusammengefaltet unter der Ruderbank, aber so weit oben, dass sie nicht nass wurde. Sedric umklammerte noch immer die feuchte und zerknitterte Decke, die Carson ihm zugeworfen hatte. Er betrachtete Carsons Boot, und als ihm auffiel, dass dort jeder Gegenstand genau an seinem Platz lag, fühlte er sich plötzlich kindisch und schämte sich. Drüben im andern Boot rostete das Beil wahrscheinlich schon, weil es noch immer im blutigen Bilgewasser lag. Carson hatte sich seit seiner Ankunft um alles höchst effizient gekümmert. Sedric dagegen hatte noch nicht einmal daran gedacht, seine Decke zum Trocknen auszubreiten.
    Er fragte sich, wie Carson ihn einschätzte. Als unfähig? Selbstsüchtig? Reich und verwöhnt? In Wahrheit bin ich nichts von alledem, dachte er. Ich bin nur gerade am falschen Fleck. Wären wir in Bingtown, und er würde mich erleben, wie ich für Hest eine Verhandlung vorbereite, dann würde er erkennen, wer ich wirklich bin. Dort wäre Carson der Unfähige und Unnütze. Doch dann kam ihm selbst dieser Gedanke selbstsüchtig und verwöhnt vor, wie der Wunsch eines Kindes, vor jemandem zu prahlen, bei dem man Eindruck schinden wollte. Welche Rolle spielte es, was Carson von ihm hielt? Seit wann kümmerte es ihn, was ein ungebildeter Jäger der Regenwildnis über ihn dachte?
    Er schüttelte die Decke aus und warf sie sich über die Schultern. In ihrem Schutz hielt er sich selbst eng umschlungen. Und dachte nach.
    Teermann lag in tiefer Dunkelheit da. Kapitän Leftrin drehte Runden auf seinem Deck. Der schwarze Streifen Nachthimmel war mit funkelnden Sternen gesprenkelt. Zur einen Seite des

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