Rausch der Unterwerfung
bin. Ich kanns mir nicht leisten, Job und Vergnügen zusammenzuschmeißen so wie du. Paco muss irgendwann damit klarkommen, aber … du kennst ihn ja.“
„Ja!“ Miguel wirkte plötzlich mürrisch, und als die Tür sich öffnete und ein schmaler, dunkelhaariger Mann sich ins Zimmer schob, verdüsterte sich sein Gesicht noch mehr.
Der Mann, bei dem es sich nur um Paco handeln konnte, erfasste die Szenerie mit flink umherschweifenden Blicken, dann stellte er das Glas, das er in der Hand hielt, auf einem kleinen Beistelltisch ab und baute sich vor Miguel auf.
Der kurze, aber heftige Dialog, den beide Männer auf Spanisch führten, endete mit einem scharfen „Basta!“ aus Miguels Mund. Er warf noch einmal einen Blick auf Isabell, dann ging er zu Anne, nahm ihre Hand und verließ den Raum.
Als sie die Treppe herunterkamen, saß Gunda dort auf einem Hocker an der Bar und schien auf sie zu warten. Lächelnd überreichte sie Miguel ein in rotes Geschenkpapier eingewickeltes Päckchen, auf dem eine gewaltige schwarze Schleife prangte. Die Bambusstäbe hatte sie in eine Tüte gepackt.
„Danke, Gunda, du bist ein Schatz“, sagte Miguel und erntete ein überglückliches Lächeln. Seine Stimmung schien sich jedoch nicht gebessert zu haben, was Anne nicht verborgen blieb.
Nachdem sie den Rest ihres Orangensafts ausgetrunken hatte, verabschiedeten sie sich von Ralph und von Gunda, die sie noch bis zur Tür brachte und die Gelegenheit für eine Umarmung nutzte, in der sich auch Anne kurz darauf wiederfand.
„Viel Spaß noch, Sweeties“, sagte sie und winkte ihnen mit einem frechen Grinsen hinterher.
„Herr?“, fragte Anne vorsichtig, als sie schon eine ganze Weile schweigend Richtung Auto gelaufen waren.
„Es ist nichts“, gab Miguel zurück, als hätte er diesmal auf eine Frage regelrecht gewartet. „Ich ärgere mich nur über solche Typen wie Paco, die einfach nicht erwachsen werden, auch wenn Isabell nicht unbedingt die Frau ist, um die man übertrieben besorgt sein muss. Sie ist sehr erfahren, weiß sich zu wehren. Sie hat Haare auf den Zähnen, und das nicht zu knapp. Nicht jeder kommt mit so einer Kampfsub klar. Aber sie und Paco haben sich offenbar gesucht und gefunden, obwohl der Junge noch grün hinter den Ohren ist und oft selbst nicht weiß, was er tut.“
„Hat er sie zu hart geschlagen?“, fragte Anne nach einer Weile, als Miguel nicht weitersprach. Noch immer standen ihr die unzähligen roten Striemen vor Augen, die Isabells Körper bedeckt hatten.
Als Miguel sie daraufhin ansah, lächelte er zum ersten Mal, seit sie den Club verlassen hatten.
„Nein. Für Isabells Verhältnisse waren die beiden noch beim Vorspiel, glaub mir! Bei einer Playnight habe ich mal erlebt, wie sie ihn anschrie, er solle endlich aufhören, sie zu streicheln, und da sah sie schon weit schlimmer aus als vorhin. Im Grunde haben die beiden sich verdient.“ Er wurde wieder ernst. „Aber dass er sie fesselt und klammert, ihr einen Sack über den Kopf zieht und dann weggeht, ist einfach unverantwortlich. Wir beide waren bestimmt fünfzehn Minuten da oben, und die ganze Zeit über muss sie dort schon allein gewesen sein. In fünfzehn Minuten kann sonst was passieren. So ein Verhalten macht mich wütend.“
Letzteres war offensichtlich. Selten hatte Anne Miguel so viel an einem Stück reden hören.
Sie konnte sich vorstellen, dass er so einige Geschichten zu erzählen hatte, doch ihre ganze Kommunikation beschränkte sich im Grunde auf das Geschehen rund um Annes Besuch, ansonsten erzählte Miguel nichts.
„Darf ich noch etwas fragen? Warum ist Isabells Job ein Problem? Was macht sie?“
Vorsichtig schaute sie ihn an. Sie wollte das Gespräch am Laufen halten und nicht riskieren, dass er es mit einem erneuten Hinweis auf ihre ständigen, unaufgeforderten Fragen abbrach.
Doch entgegen ihrer Befürchtungen reagierte Miguel mit Heiterkeit und schien darüber seinen Ärger zu vergessen.
„Isabell arbeitet beim hiesigen Finanzamt.“
„Oh“, machte Anne und grinste. „Das hätte ich als letztes vermutet. Ich dachte schon, sie arbeitet im … Milieu.“
Miguel lachte immer noch. „Nein, aber der Job selbst ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass Paco auch dort arbeitet und dass Isabell seine Vorgesetzte ist.“
Da brach auch Anne in Lachen aus. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, mit welchen Schwierigkeiten das seltsame Paar zu kämpfen hatte.
„Eine klassische SM-Beziehung ist das sicher nicht“,
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