Rausch der Unterwerfung
und hinterließ ein leicht taubes Gefühl auf ihrer Zunge. Sie schloss einen Moment lang die Augen.
„Gut?“
Nickend schlug sie die Augen wieder auf.
„Soll ich dir eine Kiste davon schicken, wenn du wieder zu Hause bist?“
„Das … würdet Ihr nicht tun.“
Er lachte. „Du hast mich durchschaut. Aber ich hätte trotzdem gern gewusst, ob du es willst.“
„Wenn ich wieder zu Hause bin, ist es vorbei“, sagte sie leise. „Richtig?“
„Richtig!“ Er griff nach seinem eigenen Glas und nippte daran. „Aber das wusstest du von Anfang an.“
„Was soll ich dann mit einer Kiste Wein?“
„Na ja.“ Er zuckte mit den Schultern. „Du könntest ihn trinken … zum Beispiel.“
„Ich will keinen Wein.“
Er nickte und schaute sie lächelnd an.
„Du bekommst auch keinen.“
Nachdem sie die Gläser geleert hatten, nahm Miguel sie bei der Hand und zog sie ins Obergeschoss. Im Bad stellte er einen kleinen Hocker in die Mitte des Fliesenbodens.
„Setz dich!“
Er begann, Annes Haar mit einer Bürste zu bearbeiten, dann griff er nach einem Kamm und einer großen Tube, teilte ihren Schopf und kämmte Gel in die Strähnen, die er anschließend über ihren Ohren zusammenrollte und mit je zwei Haarnadeln feststeckte.
Als Anne sich zum Spiegel umwandte, sah sie auf ihrem Kopf zwei Knoten, aus denen kleine, nach unten gekrümmte Hörner ragten.
Sie lachte. „Gibt es eigentlich etwas, was Ihr nicht könnt?“
„Ich kann nicht singen“, gab er ihrem Spiegelbild grinsend zurück. „Und jetzt setz dich wieder gerade hin. Ich bin noch nicht fertig mit dir.“
Er griff nach einer roten Kordel und machte sich damit von Neuem an Annes Kopf zu schaffen. Sie spürte, wie er die Schnur um ihre Haarknoten wickelte, Schlingen bildete, sie mit Klemmen fixierte und am Ende eine Knotenkette knüpfte, die er über ihren Scheitel legte.
„Steh auf!“
Während er sie von oben bis unten mit einer seltsam geruchlosen Lotion einrieb, wurde Anne klar, dass er ihren letzten Abend zelebrierte wie ein Bankett. Es bedeutete ihm viel, und er wollte, dass auch sie es genoss.
Augenblicklich musste sie an die Kerzenstumpen denken, die im Garten vor sich hinschmolzen. Wenn er sie erst an das Gerüst gefesselt hatte, würde sie das Wachs zu spüren bekommen, das war sicher. Aber wo? Und wie viel? Er würde es nicht ziellos über ihre Haut gießen, sondern etwas Besonderes damit tun, vielleicht sogar wieder ein Motiv auf ihr malen, rot und schwarz. Sie schloss die Augen und versuchte, es sich vorzustellen, doch es fehlte ihr einfach an Fantasie.
„Fertig.“
Als Anne sich dem Spiegel zuwandte, lächelte sie. Satans Braut, fürwahr.
„Bist du bereit, meine Schöne?“, hörte sie Miguel hinter sich fragen und sah im Spiegel, wie er an sie herantrat und ihre Oberarme umfasste.
„Ja, Herr!“
„Gut! Es ist so weit, Finale.“ Der Griff um ihre Arme wurde fester, ihre Blicke begegneten sich im Spiegel. „Das wird kein Zuckerschlecken, das ist dir klar, aber das willst du auch gar nicht.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Herr!“
„Dann sag mir, was du willst!“
Anne schluckte. Er wusste es ganz genau, doch er wollte, dass sie es aussprach. Fieberhaft suchte sie nach den richtigen Worten. Die Gelegenheit, ihre Wünsche zu äußern, bekam sie vermutlich kein zweites Mal.
„Wenn ich eine Braut bin, dann will ich auch eine Hochzeitsnacht“, sagte sie zögernd und hoffte, dass er sich mit der blumigen Umschreibung zufriedengab. „Ich will auch alles tun, um sie mir zu verdienen.“
„Alles?“
Eine Weile antwortete sie nichts, dann sagte sie so fest es ihr möglich war: „Alles … wenn Ihr es mir versprecht.“
Sie sah, wie seine Lippen sich amüsiert kräuselten.
„Meine Sklavin wird selbstbewusst. Sie stellt schon Bedingungen.“
„Nein, Herr!“ Sie senkte den Blick. „Ich brauche nur etwas … Hilfe.“
„Hm!“, machte er nachdenklich. „Ich habe noch nicht entschieden, wie weit ich gehe, das hängt von dir ab. Aber deine Belohnung wird wie immer angemessen sein. Genügt dir das?“
„Ist das ein Versprechen?“, fragte Anne, ohne ihren Blick zu heben. Sie wollte nicht sehen, wie sich Miguels Gesicht unmutig verzog, sie wollte eine Antwort, und sie bekam sie, unerwartet schnell und unerwartet sanft.
„Ja.“
Nachdem sie das Haus verlassen hatten, richtete Miguel seinen Blick als Erstes zum wolkenlosen Himmel, der das tiefe Strahlen seines Blaus bereits verloren hatte.
„Wir haben
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