Rebellin der Leidenschaft
Sie dieses Mal auch immer bringen wird, von mir können Sie keine Rettung erwarten.«
»Gut!«
Er machte auf dem Absatz kehrt und schritt aus dem Raum. Jetzt war er mehr als taub, aber es war gleichgültig. Er hatte sein gebrochenes, in viele Stücke zerbrochenes Herz hinterlassen, und so konnte er nichts fühlen, und das passte zum Herzog von Clayborough besser als irgendetwas sonst.
Rasch kehrte wieder Normalität in das Leben des Herzogs ein. Er vergaß sogar, dass er eine Frau gehabt hatte, dass seine Frau existierte. Er kam wieder in seine Routine, die er so viele Jahre gepflegt hatte, dass er sie nicht mehr zählen konnte. Er stand mit der Sonne auf und kümmerte sich auf seinen großen Gütern um die vielen Dinge, die seiner Aufsicht bedurften. Er verbrachte seine Nachmittage und Abende zurückgezogen in seinem Arbeitszimmer mit Papieren oder seinen Verwaltern. Er verfiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Aber mitten in der Nacht wachte er immer auf. Und immer fühlte er sich wie ein sechsjähriger Knabe, nicht wie ein Mann von fast dreißig. In den dunklen Stunden um Mitternacht geriet er in Panik, regelrechte, echte Panik. Nur dann erinnerte er sich an sie, hasste er sie. Wieder war der Hass seine Stärke.
Eine Woche später begrüßte der Herzog seine Mutter, die ihm einen unerwarteten Besuch abstattete. Er freute sich nicht sie zu sehen, denn er war mitten in einer Besprechung mit seinem Forstverwalter aus dem Norden, der nur für diesen Termin einen ganzen Tag lang gereist war. Der Verwalter wurde gebeten zu warten, und der Herzog empfing seine Mutter im Arbeitszimmer. »Mutter, was für eine Überraschung.« Sein Ton war höflich, nichts weiter.
»Hadrian, was ist los? Ich habe die schlimmsten Gerüchte gehört! Deine Gattin soll bei den Serles in Cobley House wohnen!«
»Meine Gattin?« Er war kühl. »Ah, die Herzogin.« Er zuckte die Achseln, das Thema erschien ihm nicht im Geringsten von Interesse. Doch hinter seinen Schläfen begann es plötzlich, heftig zu pulsieren.
»Habt ihr beiden euch gestritten? Oder ist sie bei den Serles wirklich nur zu Besuch? Ich bete, dass Letzteres der Fall ist, aber welche Frau rennt schon ein paar Wochen nach der Hochzeit von ihrem Mann weg, um eine Freundin zu besuchen?«
»Mutter, ich möchte diese Angelegenheit nicht diskutieren. Ich werde dir dieses eine Mal eine Antwort geben - und dann lassen wir das Thema auf sich beruhen. Wir haben uns dafür entschieden, getrennt zu leben.«
»Getrennt zu leben?« Isobel war entsetzt.
Ein plötzlicher Zorn flammte in ihm auf, so stark und quälend, dass der Herzog beinahe den Halt verloren hätte. »Das ist doch wahrlich nichts Außergewöhnliches«, erklärte er kalt. »Und danke, dass du mich daran erinnerst, ich muss ihr noch eine passende Wohnung besorgen.«
»Eine passende Wohnung? Hadrian - was ist passiert?«
Er runzelte die Stirn. »Nichts. Absolut nichts.« Aber irgendwo klickte es in seinem Gehirn, und ein Gedanke formte sich, dessen ungeheuerliche Bedeutung sich in einem einzigen Wort verdichtete: alles. Er schloss rasch die Augen, er wollte sich nicht bewusst machen, was er unbewusst ohnehin bereits wusste.
»Das ist doch lächerlich!«, rief Isobel außer sich. »Hol sie sofort wieder zurück! Ihr beide seid füreinander bestimmt! Wenn sie dich verlassen hat, dann vergiss deinen Stolz - und sprich ein Machtwort!«
Anstatt seiner Mutter zu antworten, ging der Herzog an ihr vorbei und öffnete ihr die Tür. »Ich bin mitten in einer geschäftlichen Besprechung«, erklärte er schroff.
Nicole zog sich zum Abendessen um. Sie machte alles, was sie tat, jeden Handgriff, höchst konzentriert. Selbst die einfachsten Dinge, etwa ihre Haare zu bürsten oder eine Tasse Tee zu trinken, erforderten ihre ganze Aufmerksamkeit. Sie merkte, dass sie den Tag nur überstand, wenn sie sich auf alles, was sie tat, vollständig konzentrierte.
Vor einer Woche war sie unerwartet im Landhaus der Serles eingetroffen. Martha hatte nur einen Blick auf ihr tränennasses Gesicht mit den verquollenen Augen geworfen und sie dann sofort nach oben in ein Gästezimmer gebracht. Nicole, die keine Fassade mehr hatte, die es noch aufrechtzuerhalten galt, hatte sich lange in den Armen ihrer besten Freundin ausgeweint. Zwischendurch hatte sie Wutanfälle bekommen, in denen sie hemmungslos auf die Kissen eindrosch und sich dabei wünschte, es wäre Hadrian, den sie in Stücke zerriss. Und sie hatte Martha alles erzählt.
Sie
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