Rebellin der Leidenschaft
für das soeben Vorgefallene auf mich. Jungfrauen sind dazu da, geheiratet zu werden, nicht für einen solchen Zeitvertreib.«
Sie konnte ihre aufkeimende Hoffnung nicht unterdrücken. Er wusste, dass sie noch Jungfrau war - wollte er damit sagen, dass er sie heiraten sollte? Seine Gefühle waren doch ebenso intensiv gewesen wie die ihren, gewiss ging es auch ihm um mehr als nur um Lust. Würde er seine Verlobung auflösen, jetzt, wo er gemerkt hatte, was er für sie fühlte? Würde er um ihre Hand anhalten? »Auch ich kann so nicht weitermachen. Ich halte es nicht aus, von dir getrennt zu sein.«
»Wenn du immer noch darauf aus bist, mich zu verführen, dann muss ich dich bewundern.«
Nicole trat zurück. Seine Worte wirkten auf sie wie ein Peitschenhieb, sie taten ihr körperlich weh. »Das denkst du also? Ich dachte ... ich hatte gehofft...« Sie konnte den Satz nicht beenden, denn ihr wurde klar, dass er in gewisser Weise Recht hatte.
Er wandte sich von ihr ab und schritt rastlos auf und ab. ln der Gewissheit, dass er diesem Vorschlag nicht zustimmen würde, sagte sie schließlich: »Eine Lösung wäre, ich kehre nach Dragmore zurück und wir sehen uns nie mehr wieder.«
Er drehte sich zu ihr um. »Das ist die ideale Lösung!«
Nicole verschlug es den Atem.
»Ich war davon ausgegangen, dass du das auch schon nach unserem letzten Gespräch vorhattest.«
Er wollte also, dass sie ging. Er wollte, dass sie London verließ, damit er sie nicht mehr sah. Wie konnte das sein, nach der Nähe, die sie soeben geteilt hatten? Nein, sie hatte ihn sicher missverstanden.
»Warum bist du nicht abgereist?«, wollte er wissen.
Nicole war so durcheinander, dass er seine Frage wiederholen musste. »Ich ... ich wollte fahren, aber meine Eltern baten mich zu bleiben.« Sie merkte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Sie hofften, mich wieder in die Gesellschaft einzuführen und mir dort zu großen Erfolgen zu verhelfen.«
Er presste die Lippen zusammen. »Und das entspricht auch deinem Wunsch? Bist du jetzt auf der Suche nach einem Ehemann?«, fragte er schließlich.
Sie blickte ihn an, wie er so vor ihr stand - ein goldener Gott, nur dass er aus Fleisch und Blut war. Schon als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte sie ihn heiraten wollen. »Ja«, flüsterte sie nur.
»Dann wünsche ich dir alles Glück der Welt!«
Er würde nicht um ihre Hand anhalten. Er wünschte ihr Glück bei ihrer Suche nach einem Ehemann - einem anderen, nicht ihm. Nicole schwankte, als hätte er sie geschlagen. Der Herzog machte Anstalten, sie zu stützen, aber sie wehrte ihn ab und drehte sich rasch ab, damit er nicht sah, wie tief getroffen sie war. Wie konnte ihm nur so wenig an ihr liegen, wo es doch gerade erst den Anschein gehabt hatte, dass ihm sehr viel an ihr lag? Bedeutete sie ihm wirklich so wenig?
»Du wolltest dich also nur flüchtig amüsieren.«
»Ich habe dir doch von Anfang an klar gemacht, dass du an mich keine Erwartungen stellen kannst.«
Nicole wirbelte herum. »Mistkerl!«, fauchte sie. So ein schlimmes Wort hatte sie noch nie zuvor benutzt, und sie freute sich, dass sie ihn damit kurz aus der Fassung brachte. »Bist du deshalb heute zurückgekommen - um mir im Wald unter die Röcke zu langen?«
»Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt.«
»Ach ja?« Ihre Stimme wurde lauter, sie wusste, dass sie hysterisch klang. Sie war hysterisch. »Ich weiß nur, was heute hier passiert ist! Du sagst mir, dass ich von dir nichts zu erwarten habe, aber du verhältst dich so, dass ich glaube, alles erwarten zu dürfen.« »Ich betrachte mich als einen Wüstling.« Er hielt ihrem Blick stand. »Schließlich bin ich der Sohn meines Vaters.«
Nicole wandte sich ab, bebend vor Wut und Verletztheit. »Oh, wie ich dich hasse!«
»Dann sind wir schon zu zweit«, sagte er so leise, dass sie sich nicht sicher war, ob sie ihn richtig verstanden hatte.
»Mir reicht es jetzt«, sagte Nicole und wollte zu ihrem Pferd eilen.
Doch er packte sie am Arm und hielt sie zurück. Erbost befreite sie sich aus seinem Griff und warnte ihn mit funkelnden Augen davor, sie je wieder so zu berühren.
»Du kannst so nicht zurück«, sagte er. »Du siehst aus, als wärst du in den Dreck gestoßen worden.«
»Das trifft ja wohl auch zu, oder?«, fragte sie höhnisch.
»Nicht so ganz«, gab er zähneknirschend zurück.
»Ach ja, wie konnte ich nur deinen Edelmut vergessen!« Sie schickte sich an, in den Sattel zu steigen. Im Moment war sie
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