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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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mit ihm.
    Nicole hatte nun, da Elizabeth zur letzten Ruhe gebettet wurde, alles Negative vergessen, was jemals zwischen ihr und ihm vorgefallen war - den Zorn, die Scham, die Verletzungen und den Stolz. Ein Tag wie dieser enthüllte schonungslos die Wahrheit. Sie blickte Hadrian an und weinte still ob all des Leids, das er zu tragen hatte, und es gab keinen Zweifel mehr, dass sie ihn von ganzem Herzen liebte. Wären sie allein gewesen, sie wäre zu ihm gegangen und hätte ihn wie ein Kind in die Arme genommen, um ihn zu trösten und sein Leid zu lindern. Aber sie waren nicht allein. Sie konnte ihn nur anschauen und aus der Ferne mit ihm leiden.
    Sein Herz war gebrochen, und in ihrer Liebe zu ihm war ihr dasselbe widerfahren.

18
    Drei lange Tage waren seit dem Begräbnis vergangen. Nicole hatte keine gesellschaftlichen Anlässe aufgesucht; ihr war nicht nach Fröhlichkeit zumute. Sie hatte Elizabeth zwar nicht gut und auch nicht lange gekannt, aber der Schock über ihren plötzlichen Tod lastete dennoch bedrückend auf ihr. Und dann war da noch Hadrian.
    Ihre Gedanken weilten ständig bei dem Herzog, und seinetwegen war sie sehr betrübt. Bei der Beerdigung hatte sie seinen Verlust und seinen Schmerz gespürt, obwohl er physisch meterweit von ihr entfernt gewesen war. Nur zu gern hätte sie ihn getröstet. Aber so sehr sie ihm helfen, seinen Schmerz lindern wollte, spürte sie doch auch noch etwas anderes, ihre eigene Verletztheit, als sie erkannte, wie sehr er Elizabeth geliebt haben musste. Doch diesen kränkenden Gedanken schob sie beiseite, denn sein Leid war um so vieles wichtiger.
    Sie musste ihn sehen. Sie musste ihm in seinem Kummer beistehen, ihm ihre Hilfe anbieten, ihn wissen lassen, dass sie für ihn da war, was auch immer geschehen mochte. Nicole wusste, dass das nicht geziemend war, jedenfalls nicht, wenn es nur darum ging, sich zu zeigen, doch anders betrachtet war es höchst angemessen, denn Hadrian brauchte sie jetzt einfach. Nie hatte er sie mehr gebraucht. Sie war nervös, weil sie nicht wusste, wie er sie empfangen würde, aber nichts auf der Welt konnte sie davon abhalten, ihn aufzusuchen.
    Von Regina und Martha, die seit dem Begräbnis mehrfach in Gesellschaft gewesen waren, wusste sie, dass der Herzog alle Einladungen ausgeschlagen und jeglichen Besuch abgewiesen hatte. Doch Nicole war sich sicher, dass er sie empfangen würde.
    Der Butler ließ sie in das großräumige, überwölbte Foyer eintreten und nahm ihre Visitenkarte entgegen. Er studierte sie mit unbewegter Miene und bemerkte dann ausdruckslos: »Seine Gnaden empfängt keine Besucher.« »Das habe ich gehört«, erwiderte Nicole mit einem tiefen Seufzer. »Aber ich bin eine gute Bekannte des Herzogs - wie heißen Sie denn?«
    »Woodward«, antwortete der Diener unbeeindruckt.
    »Bitte, Woodward, sagen Sie Seiner Gnaden, dass ich hier bin. Er wird sich nicht weigern, mich zu empfangen.«
    Woodward zögerte, dann nickte er und ging den Korridor hinunter. Nicole atmete auf. Sie merkte, dass sie zitterte.
    Der Herzog von Clayborough war betrunken.
    Nicht offensichtlich betrunken, nicht volltrunken, aber doch alles andere als nüchtern. Hadrian hatte seit seiner frühen Jugend keinen Alkohol mehr zu sich genommen - mit etwa vierzehn Jahren war er ein Rüpel und Raufbold gewesen -, doch heute hatte er sich mit voller Absicht betrunken. Er hatte seit Tagen nicht geschlafen. Er brauchte Schlaf, und er wollte so lange trinken, bis er einschlief. Er brauchte Schlaf, damit er den Gefühlen entfliehen konnte, die ihn zu überwältigen drohten - dem Kummer und dem Schuldgefühl.
    Der Kummer lastete wie ein schwerer Stein auf seiner Brust. Jetzt, zu spät, erkannte er, dass er seine Verlobte geliebt hatte. Nicht körperlich, körperlich niemals, aber er hatte sie geliebt, und nun vermisste er sie. Er vermisste ihre Freundlichkeit und ihr Lächeln. Er vermisste ihre nie versiegende Liebenswürdigkeit, ihre unermessliche Hochherzigkeit, ihr Mitgefühl und ihre Anmut. Erinnerungen verfolgten ihn. Elizabeth als kleines Kind, von einem Möbel zum nächsten schwankend, während er, zwölfjährig, ihr vergnügt und froh zuschaute. Elizabeth, als sie mit sechs Jahren von ihrem Pony fiel und in seinen Armen weinte. Elizabeth mit dreizehn, schon fast eine Frau, als sie ihm schüchtern Kekse anbot, die sie selbst gebacken hatte. Elizabeth mit achtzehn, benommen, nachdem er sie zum ersten Mal geküsst hatte.
    Nun war es zu spät, doch er erkannte, dass

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