Rechtsdruck
aus dem Bett zu werfen.«
Damit legte er den Zeigefinger auf den kleinen, silbernen Knopf. »Du
kannst Fragen fragen …«
Hinter der Tür erklang ein leiser Summton. Hain drückte erneut auf
den Taster, um direkt im Anschluss mit dem Handrücken an das hohl klingende Holz
der Tür zu schlagen.
Sie hörten leise Geräusche von der anderen Seite, so, als würde vorsichtig
eine Tür geöffnet. Hain schlug erneut mit der Hand gegen das Holz.
»Wer ist denn da?«, wollte eine verschlafen klingende Frau nun wissen.
»Hier ist die Polizei, können Sie bitte die Tür aufmachen?«
Durch den Spion wurde Licht sichtbar, das kurz darauf wieder verlosch.
Offenbar sah jemand durch die kleine Öffnung.
»Das kann ja jeder sagen.«
Wieder die Stimme der Frau.
Die beiden Polizisten zogen ihre Dienstausweise aus der Tasche und
hielten sie hoch.
»Ich kann nichts erkennen. Die Dinger sehen aus wie von der Kirmes«,
erklärte sie nun mit breitem Ruhrpottdialekt.
Hain zog erneut seine Lampe aus der Tasche und richtete den Lichtkegel
auf die Dokumente. »Besser so?«
»Na ja«, machte sie. »Was gibt’s denn überhaupt? Was wollen Sie denn
von uns?«
»Wenn Sie die Tür öffnen, müssen wir das nicht im Hausflur besprechen,
vor den Ohren Ihrer Nachbarn.«
»Sie heißen …« Sie stockte. »Hain und Lenz. Lese ich das richtig?«
»Das ist korrekt, ja.«
»Warten Sie, ich rufe mal eben auf Ihrer Dienststelle an. Wie ist die
Nummer?«
Hain nannte ihr die Nummer des Präsidiums.
»Und denken Sie bitte daran, dass wir von der Kriminalpolizei sind«,
fügte er überflüssigerweise hinzu. Eine knappe Minute später hörten die beiden Polizisten
das Klacken des Schlosses und sahen, dass sich die Tür langsam öffnete.
»Scheint alles in Ordnung zu sein«, stellte die nun sichtbar werdende
junge Frau fest. Sie trug einen bodenlangen, lilafarbenen Bademantel, dicke Hausschuhe,
und die Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden.
»Sie sind Frau …?«, wollte Lenz wissen.
Sie stellte sich als Sonja Wennemeyer vor. »Viertel nach drei, und
die Polizei steht vor der Tür. Das hatte ich auch noch nicht«, erklärte sie den
Beamten. »Aber Sie haben bestimmt eine gute Erklärung dafür.«
»Wohnt hier ein Kemal Bilgin?«, fragte Hain, ohne auf sie einzugehen.
»Klar, steht doch an der Klingel. Was wollen Sie denn von ihm?«
»Ist er zu Hause?«
Sie nickte. »Er schläft. Und wenn er das erstmal macht, könnte neben
ihm eine Granate explodieren, der wird nicht wach.«
»War er die ganze Nacht hier?«, erkundigte sich Lenz, doch die Frau
winkte sofort ab.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, gab sie den Beamten gähnend
zu verstehen, »weil ich selbst erst um halb drei nach Hause gekommen bin. Ich arbeite
in einer Kneipe in der Innenstadt und habe um kurz nach zwei Feierabend gemacht.
Aber warum wollen Sie das denn wissen? Glauben Sie, Kemal hätte was angestellt?«
»War er zu Hause, als Sie hier angekommen sind?«
Sie gähnte erneut. »Klar, der hat im Bett gelegen und gepennt wie ein
Baby. Aber jetzt beantworten Sie mir doch erstmal meine Frage! Meinen Sie, er hat
was angestellt?«
»Das fragen wir ihn doch lieber selbst«, schlug Hain vor und deutete
auf die Tür am Ende des kurzen Flurs. »Das Schlafzimmer, nehme ich an?«
Die Frau nickte. »Aber immer mit der Ruhe, ich wecke ihn besser. Sonst
kriegt er am Ende noch einen Herzkasper, wenn plötzlich zwei wildfremde Kerle neben
dem Bett stehen.«
Damit wollte sie sich umdrehen und losmarschieren, doch Hain griff
nach ihrem Arm und stoppte sie.
»Lassen Sie mal, Ihr Kemal ist ja noch jung. Den werden unsere beiden
Gesichter schon nicht umhauen. Und Sie warten hier und rühren sich derweil bitte
nicht vom Fleck, verstanden?«
»He«, rief sie empört und wollte sich zur Seite wegdrehen, doch der
Griff des Polizisten war unerbittlich.
»Machen Sie keinen Quatsch und hören Sie auf mich, dann wird niemandem
etwas passieren«, fauchte der junge Oberkommissar sie an und zeigte ihr dabei sein
entschlossenes Gesicht.
Das machte Eindruck auf Sonja Wennemeyer. »Ist ja schon gut«, erwiderte
sie rasch.
»Nicht bewegen«, wiederholte Hain, bevor er ihren Arm freigab. Lenz
ging auf die Tür zu und stellte sich daneben auf. Hain drückte die Klinke herunter
und schob das leichte Türblatt nach vorne. Dann ging alles rasend schnell. Die Tür
wurde nach innen gerissen, und im matten Schein der Flurbeleuchtung wurde schemenhaft
die schlanke Gestalt eines Mannes in Jeans
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