Revanche - Exposure
gelernt.
Andererseits hatte sich eine Menge geändert, seit sie das Nötigste zusammengepackt hatte und mit Gracie geflüchtet war. Sie hatte sich im letzten Monat verändert. Hatte viel Zeit zum Nachdenken gehabt, in den zahllosen Hotelzimmern, wo sie nachts ihre schlafende Tochter betrachtet hatte. Inzwischen war sie sich darüber im Klaren, wie perspektivlos sie in den letzten paar Jahren gelebt hatte. Einmal abgesehen von ihrer Verantwortung für Gracie, hatte sie sich ziellos treiben lassen und sich bestimmt nicht wie eine erwachsene Frau verhalten.
Emma merkte, wie sie mit den Zähnen knirschte. Sie lockerte ihre Kiefer, atmete tief durch. Inzwischen war sie gottlob reifer geworden - wenn auch in einem Crashkurs. Sie wusste sich besser einzuschätzen - umso
schwieriger, sich selbst etwas vorzumachen. Tatsache war, dass es ihr hier gefiel. Auch wenn sie die kleinkarierten Ansichten von Leuten wie Ruby nicht unbedingt teilte, mochte sie die Frau. Und sie mochte Clare. Die beiden bedeuteten ihr sehr viel. Sie waren beinahe so etwas wie … Freundinnen. Und das jagte Emma prompt einen Riesenschrecken ein. Eine Freundschaft mit ihr ging nämlich garantiert schief.
Trotzdem war die Vorstellung, eine Freundin zu haben - eine richtige Freundin und nicht irgendeine oberflächliche Bekanntschaft -, verlockend. Sie ließ die Idee kurz auf sich wirken, ehe sie wieder an ihre Arbeit dachte.
Seit ihrer Ankunft hatte sie so viele Autos gewartet, dass sie ihre Notkasse hatte schonen können. Und der finanzielle Aspekt war zweifellos maßgebend für eine Frau in ihrer kritischen Situation. Hinzu kam, dass sie erstmals nach Big Eddys Verhaftung und ihrer Quasi-Adoption durch Grant einen Job hatte. Und damit endlich wieder das Gefühl, gebraucht zu werden. Grant hatte sich die ganzen Jahre um ihre Belange gekümmert und alles von ihr ferngehalten, was sie ihm nicht mal vorwerfen konnte. Solange sie noch nicht volljährig gewesen war, hatte sie ohnehin keine Handhabe gehabt, nach ihrem achtzehnten Geburtstag hätte sie sich jedoch sukzessive auf eigene Füße stellen müssen.
Aber das war Schnee von gestern. Die Kernfrage lautete: Sollte sie bleiben oder abreisen? Sie tendierte eindeutig zum Bleiben. Obschon ihr sonnenklar war, welches Risiko sie damit einginge. Ihre sonderbaren romantischen Anwandlungen für Sheriff Elvis Donnelly spielten in diesem Zusammenhang allerdings keine Rolle. Nein, er hatte mit ihrer Entscheidung nichts zu tun.
Absolut nichts.
Das redete sie sich hartnäckig ein, während sie in Richtung Pension zurückging. Mit jedem Schritt wurde ihr leichter ums Herz, denn ihr Entschluss stand fest. Statt sämtliche Möglichkeiten durchzukauen, würde sie bleiben, wenigstens vorübergehend. Irgendwie war das ein … befreiendes Gefühl.
Mit einem strahlenden Lächeln stürmte sie ins Zimmer und lief zu Elvis, der bei ihrem Eintreten hochgeschnellt war. Sanft legte sie die Hände auf seine Wangen und hauchte ihm einen Kuss auf den Mund. » Merci beaucoup «, flüsterte sie. Sie senkte den Kopf und spitzte erneut die Lippen.
Das Nächste, was sie mitbekam, war, dass er sie auf seinen Schoß zog. Seine Prothese schob sich blitzartig in den Rückenbund ihrer Jeans, er presste sie an sich. Seine rechte Hand grub sich in ihre Haare. Riss ihren Mund von seinem.
Kaum Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, starrte Emma ihn betreten an. Was musste sie auch immer so impulsiv reagieren? Sie zog die Unterlippe in ihren Mund, aus Furcht, dass sie verräterisch zittern könnte und sie dann noch bescheuerter wirkte als ohnehin schon. Elvis’ Kehle entwich ein merkwürdiges kleines Gurgeln, bevor sein Kopf vorschnellte. Verblüfft ließ Emma ihre Lippe los und bog den Kopf zurück. Sein Mund sank auf den ihren.
So verharrte er für Augenblicke, sein Atem heiß auf ihren weichen Lippen. Die strahlend blauen Augen auf ihr Gesicht geheftet, einen Arm um ihre Taille, hielt er sie fest an sich geschmiegt. Dabei bemerkte sie seine Erektion.
Ihre Blicke verschmolzen. Seine makellos weißen Zähne knabberten an ihrer Unterlippe, bis er ihre Lippen mit einem Kuss besiegelte. Zärtlich.
Ungestüm.
Fordernd.
Ein kaum hörbares »Oh!« entschlüpfte Emmas Kehle. Ihre Finger krallten sich in seinen harten Bizeps. Unwillkürlich rutschte sie ein Stück vor, bis der Schritt ihrer Jeans den ausgeblichenen Stoff seiner Hose an der Stelle berührte, wo er verdächtig hart war. Sie spannte die Oberschenkelmuskulatur an, ihre
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