Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
Dampflokomotive und die Tränen kullerten ihm über die Backen. Dagegen konnte er einfach nichts machen.
»Du bist sehr tapfer«, sagte der Eskimojunge anerkennend.
Robbi rannte auf und ab und ließ die Antenne trübsinnig hängen.
»Diese dämliche Kälte... klick... diese dämliche Kälte... klick!«, schimpfte er erbittert vor sich hin und fühlte sich selber hundeelend.
»Gleich sind die Schmerzen vorbei«, tröstete das Eskimomädchen und sie schmierte Tobbis Hände und Füße mit einer grüngelben Salbe ein.
Wirklich, die Schmerzen waren auf einmal wie weggeblasen!
»Eine Wundersalbe!«, stöhnte Tobbi erleichtert. Er stieß einen Seufzer aus, der mindestens dreieinhalb Meter lang war.
»Nicht wahr, die Salbe tut gut?«, meinte das Mädchen. »Nu-nu-tai-tai-tai, meine Urgroßmutter, hat sie selber erfunden.«
Es war wirklich eine gute Salbe, die die Urgroßmutter da zusammengebraut hatte. Das Rezept war ungefähr so: Auf einen Marmeladeneimer voll reinem Walrossflossenspeck kamen drei Schöpfkellen voll Eisbärentatzenschmalz, sieben Schnee-Euleneidotter, drei mittelgroße Dorschlebern, dreizehn Gramm pulverisierter Seebärenbackenzahn, ein Esslöffel voll getrocknete, geriebene Moschusochsenohrenspitzen und eine Messerspitze Vanillezucker.
Dann wurde Tobbi neu eingekleidet.
Die Strümpfe waren dreidoppelt gestrickt aus Moschusochsenwolle, die warmen Stiefel aus weichem Seehundsbauchfell, mit sammetweichen Schnee-Eulendaunen ausgepolstert; Jacke und Hose waren aus zähem Seelöwenleder geschneidert und innen mit Eisbärenpelz gefüttert, die Kapuze bestand aus lauter molligen Blaufuchsschwänzen und die Handschuhe aus Vielfraßpelz. Damit man sie nicht so leicht verlieren konnte, wurden sie an einer Kordel aus geflochtenen Seebärenschnurrbarthaaren um den Hals getragen.
»Na, wie fühlst du dich jetzt?«, erkundigte sich der Eskimojunge.
»So mollig wie in einem Backofen!« Tobbi sprang vom Schlitten und legte seinen Rettern die Arme um die Schultern. »Vielen Dank, dass ihr mir so schnell geholfen habt! Ich fürchte, wäret ihr nur zehn Minuten später gekommen, ich wäre wohl nur noch ein Eiszapfen gewesen.«
»Es wurde allerdings höchste Zeit«, pflichtete der Junge bei. »Die Kälte ist hier tödlich, wenn man nicht die richtigen Kleider hat. Ihr seid wohl zum ersten Mal in dieser Gegend.«
»Ja. Zum allerersten Mal!«, bestätigte Tobbi. »Entschuldigt, ich habe noch nicht unsere Namen genannt: Ich heiße Tobbi. Und das ist mein Freund Robbi, ein Roboter aus der dritten Robotklasse.«
Robbi wackelte höflich mit der Antenne und machte eine besonders tiefe Verbeugung vor der kleinen Eskimodame. Schließlich wusste er, was sich gehört.
»Ich heiße Na-na und meine Schwester heißt Nu-nu«, nannte der Eskimojunge ihre Namen.
»Haben Roboter auch ein eisernes Herz?«, wollte Nu-nu gleich wissen.
»Ewig diese dummen Fragen! Dass du dir das nicht abgewöhnen kannst!«, sagte Na-na ärgerlich.
»Oh - klick - das macht nichts.« Robbi setzte sein freundlichstes Roboterlächeln auf und schwindelte glattweg: »Du hast ganz Recht, kleine Eisfee, wir Roboter haben ein eisernes Herz.« Dabei hatte er keine Ahnung, wie sein Roboterherz aussah, weil er es noch nie gesehen hatte.
»Siehst du, er hat ein eisernes Herz! Und ›kleine Eisfee‹ hat er zu mir gesagt!«, triumphierte Nu-nu. Und zu Robbi sagte sie: »Ich glaube, du bist ein sehr netter Roboter. Du gefällst mir.«
»Oh - klick - danke viel ... Quatsch! Vielen Dank!, wollte ich sagen ... Du gefällst mir auch. Hm - klick.« Robbi war völlig durcheinander. Das hatte noch niemand zu ihm gesagt. Vor allem kein Mädchen. Und wenn ein Roboter hätte rot werden können, wäre er jetzt so rot gewesen wie eine Tomate.
Na-na zeigte auf das Fliewatüüt.
»Seid ihr damit hergeflogen?«, fragte er interessiert.
»Nein, ein Delphin, genauer gesagt, der schnellste Delphin der Welt hat uns hierher geschleppt«, gab Tobbi Auskunft. »Wir konnten leider nicht fliegen, weil uns der Lebertran fehlte.«
»Lebertran ... ? Braucht ihr etwa Lebertran?«
»Dringend sogar. Als Treibstoff«, erläuterte der Roboter.
»Könnt ihr uns vielleicht Lebertran besorgen?«, fragte Tobbi begierig.
Na-na und Nu-nu lachten beide laut los.
»Nichts leichter als das!«, erklärte Na-na. »Ihr hättet es gar nicht besser treffen können - unser Vater ...«
»... hat nämlich eine kleine Lebertranfabrik. Wir haben sogar einen Beutel mit Lebertran auf unserem
Weitere Kostenlose Bücher