Roman
jetzt aber ich muss Ihnen leider sagen dass ich Ihnen den Laden kündigen muss.«
»Was?«
Ich wartete auf die Stelle, an der sie lachte und mir gestand, dass die Mädchen draußen sie reingeschickt hätten, um mir einen Streich zu spielen, der endlich meine Wehen auslösen würde.
»Es tut mir leid, Lou«, wiederholte sie. »Aber meine Chantelle Donna Marie möchte hier ein Kosmetikstudio aufmachen und da sie demnächst achtzehn wird würden wir ihr den Laden gern schenken wenn Sie erst ein eigenes Kind haben werden Sie sicher verstehen dass man ihnen jeden Wunsch erfüllt.«
Irgendwie fehlten mir gerade völlig die Worte. Chantelle Miststück Donna Marie. Die erst letzte Woche ein Supermodel werden wollte, in der Woche davor ein Popstar, die zweimal beim Ladendiebstahl erwischt worden war und die an den Wochenenden ohne Wissen ihrer Mutter in einer Bar strippte.
»Aber Donna Marie, wir haben einen Vertrag.«
Oder nicht? Doch. Bestimmt. Es war schon so lange her, dass ich nur noch eine vage Erinnerung daran hatte, etwas unterschrieben zu haben.
»Ja aber er gestattet beiden Seiten eine Kündigung mit dreißig Tagen Kündigungsfrist und genau das nehme ich jetzt in Anspruch.« Immerhin war sie so anständig, ein bisschen zerknirscht zu schauen und zu versuchen das Ganze schönzureden. »Vielleicht ist das ja eine gute Gelegenheit für Sie eine Zeitlang bei dem Baby zu Hause zu bleiben ich meine wer braucht schon so einen stressigen Job wenn er ein kleines Baby hat ich habe meiner Chantelle Donna Marie jede Sekunde gewidmet nur deshalb ist so ein hübsches kluges und großzügiges Mädchen aus ihr geworden.«
Jetzt schien nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, sie darauf hinzuweisen, dass die Typen aus der Bar, in der das großzügige Mädchen strippte, auch sehr dankbar waren.
»Aber Donna Marie, das ist mein Geschäft. Bitte, denken Sie noch einmal darüber nach. Ich … ich … ich habe fast mein ganzes Arbeitsleben hier verbracht.«
Mein Herz fing an zu rasen, und mein Kind wählte ausgerechnet diesen Augenblick, um mir einen Tritt zu geben, bei dem meine ganze Wirbelsäule vibrierte.
»Es tut mir leid Lou aber wir haben ihr schon versprochen dass sie den Laden haben kann und wir müssen dieses Versprechen halten denn wie ich schon sagte Sie werden das verstehen wenn Sie erst selbst so einen kleinen Engel haben ich gehe jetzt wieder bevor Sie Stress bekommen …«
Kind in den Brunnen gefallen. Brunnen zugedeckt.
»… und es tut mir wirklich leid Lou Sie wissen es fällt mir schwer Ihnen solche Probleme zu bereiten aber mir sind die Hände gebunden.«
Und dann war sie weg. Genau wie der Laden, den ich so liebte. So viel zum Thema »alles haben«.
»Josie!« Ich versuchte zu brüllen, aber es klang eher wie ein verzweifelter Schluchzer. »Bring mir die Kleenex!«
Lektion 116
Verkauf das Fell nicht, bevor du den Bären erlegt hast, und lass es von einem echten Juristen überprüfen
Wieso machten mich Besuche bei Ärzten, Zahnärzten und Rechtsanwälten bloß immer so nervös?
»Meine Güte, bist du dick! Müsste das Baby nicht schon längst da sein?«, fragte Alex.
»Ich bin zwei Wochen über die Zeit.«
»Wärst du sauer, wenn ich die Bemerkung mit dem heißen Wasser und den Handtüchern machen würde?«
»Ja.«
»Gut, dann lass uns über den Vertrag reden.«
Heul nicht! Heul jetzt bloß nicht! Es war vierundzwanzig Stunden her, seit Donna mich mit ihrer Kündigungsabsicht überfallen hatte. Gefolgt waren totale Heulkrämpfe (ich und das gesamte restliche Personal), Wut (ich) und Drohungen, sich in die Bar zu schleichen und heimlich Fotos von Chantelle Donna Marie zu machen, die ihre Eltern mit Sicherheit umstimmen würden, ihr das Ladenlokal zu überlassen (Josie).
Ich war am Ende. Zerstört. Der einzige Hoffnungsschimmer war der Mann, der vor mir saß – der Liebhaber des Mannes meiner besten Freundin. Der nun auch ein bisschen der Freund meiner besten Freundin war.
Nach einigen Monaten Herzschmerz, Aussprachen und Seelenerforschung hatte sich Lizzy schließlich mit Bens neuer Beziehung abgefunden. Zum allgemeinen Erstaunen hatten sich die beiden Männer ganz in ihrer Nähe ein Haus gemietet, und nun versuchten sie alle zusammen, irgendwie ein neues funktionierendes Familienleben zu entwickeln. Dabei half es sehr, dass Ben und Alex alles taten, um Lizzy zu unterstützen, und den Schock, den sie ihr zugefügt hatten, wiedergutzumachen. Die Kinder lebten nun abwechselnd bei den Männern
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