Rose
Boden auf und der Ketchup klebt so an dem Glas, dass es sich nicht im ganzen Gang verteilen kann. So war es auch bei der Blutbombe, nur dass es nicht Ketchup war, sondern das Blut von Nicole, das vom Ende des Tisches auf den Boden tropfte.
Der Finger, der in dem Glas war, landete auch auf den blauen Fliesen. Michael war ganz zufrieden mit seiner Arbeit. Die Flugweite war mehr als gut und das Glas zersprang auch. Was er nicht so gut fand, war, dass man schon genauer hinsehen musste, um den Finger zu erkennen. Er war so mit Blut überzogen, dass er sich fast unsichtbar in das Blutbild einfügte.
Michael hatte aber auch für dieses Problem schon eine Lösung. Er musste die nächsten Körperteile, die er in die anderen Birnen stecken würde, vorher imprägnieren. So wie man eine Lederjacke behandelt, damit der Regen abfließt.
Mit dem Wasserschlauch, der mit einer großen Feder am Kopfende befestigt war, spülte er das Blut in den Abfluss. Unter seiner Werkbank hatte er Handfeger und Schippe. Mit diesen fegte er die Scherben zusammen und warf sie in den Mülleimer, der rechts neben der Werkbank stand.
Nachdem er alles wieder gesäubert hatte, machte er sich an die Arbeit und bereitete 55 weitere Birnen so vor, dass er sie nur noch füllen musste. Es dauerte schon ein paar Stunden und bei den letzten vier Birnen wurden seine Augen so schwer, dass er sie nur mit Mühe und Not präparieren konnte. Zufrieden, aber todmüde überlegte er kurz, ob er nach Hause fahren sollte, um sich in sein Bett zu legen, jedoch entschied er sich dann doch dafür, dazubleiben, denn der Weg nach Köpenick war ihm einfach mal zu weit. Er verließ sein Labor und ging in die Eingangshalle.
Die Holzstufen, die in den ersten Stock führten, knarrten unter seinen Füßen. Er musste den zwölf Meter langen Flur fast bis zum Ende lang laufen, denn erst im letzten Raum war sein Schlafzimmer. Er hatte es extra dort eingerichtet, weil er wusste, dass die Bullen sich nie von hinten nach vorne durcharbeiten würden. Wenn sie ihn wirklich fänden und es auch noch schaffen würden, seine Sicherheitsanlage außer Kraft zu setzen, während er schlief, hätte er noch sieben Zimmer Zeit, um sich einen Fluchtplan auszudenken. Die anderen Zimmer hatte er mit Sprengfallen gesichert und somit würde er ihnen einen schönen Empfang bereiten, wenn sie es wagen sollten, die Türen zu öffnen. Neben der Schlafzimmertür war ein Zahlenblock in die Wand gelassen. Über diesem blinkte ein kleines rotes Licht. Michael gab einen siebenstelligen Code ein und ein leises Klicken verriet, dass sie entriegelt war. Er öffnete die Tür und trat in das Zimmer.
Sein großes Himmelbett, das ein Original aus dem frühen 19. Jahrhundert war, war mit schweren hellbraunen Samtvorhängen verziert. Es war so hoch, dass die Matratze Michael bis zur Hüfte reichte. Die rote Seidenbettwäsche stach kräftig hervor. Das Fenster war mit einem Metallrollo verschlossen, so dass man das aufwendige Mosaikmuster kaum erkennen konnte. Ein vier Meter langer Kleiderschrank stand auf dem hellen Parkettboden, der im Fischgrätenmuster verlegt worden war. Eine Tür, die von diesem Raum abging, ließ schon erahnen, dass dort das Badezimmer sein musste. Michael zog sich bis auf die Unterhose aus und ging ins Bad. Als er das Labor verlassen hatte, wollte er noch baden, doch nun ließ er die Badewanne, die eine goldene Mischbatterie zierte, rechts liegen und stellte sich vor das Waschbecken. Er schaute in den Spiegel, der in einem goldenen Holzrahmen gefasst war.
Er fuhr mit seinem Fingern über die unzähligen Narben. Einige waren schon so verblasst, dass man sie kaum noch erkennen konnte, doch andere waren gerade erst dabei zu vernarben, so wie die Wunde über seinem Auge, die ihm Paul zugefügt hatte. Bleibende Erinnerungen, Trophäen, die davon zeugten, wie genial böse er war. Es war für Michael immer wieder ein erotischer Moment, wenn er sie berührte. Nur schade, dass er es nicht jedem erzählen konnte, woher diese Narben gekommen waren. Wenn er nach den Narben gefragt wurde, sagte er immer, dass er einen schlimmen Autounfall gehabt hatte und die Wunden von den Glassplittern stammten, als er in die Frontscheibe gekracht war. Das war eine sehr gute Ausrede, denn so hatte er das Mitleid der anderen auf seiner Seite und wer Mitleid bekommt, der bekommt auch schnell Vertrauen. Und dieses Vertrauen der Ahnungslosen hatte er schon des Öfteren für seine Zwecke eingesetzt.
Michael zog sich aus und
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