Schatten der Vergangenheit (German Edition)
sich hin. Ana Alvarez di Solis. Wozu sollte er noch ausgehen, wenn eines der schönsten Mädchen vor seiner Türe stand? Er ließ sie, ohne weitere Worte in das Wohnhaus, knöpfte sich sein fliederfarbenes Hemd zu und stopfte es in seine dunkle Hose. Er sah kurz in den Spiegel, strich sich über seine halblangen, dunkelbraunen Locken und sagte zu seinem Spiegelbild: „Besser geht es nicht oder Angelo?“
Er war, wie viele der Polistas, mit Ana befreundet und beinahe alle hätten gerne mehr als nur eine Freundschaft gewollt. So klug das Mädchen war, sie merkte weder, dass sie schön war, noch, dass alle gerne mehr gewollt hätten. Jeder Annäherungsversuch wurde einfach übersehen und als Scherz betrachtet. Schlief das Mädchen überhaupt mit irgendjemandem außer ihren Lehrbüchern? Dann war Philippe gekommen und damit hatte keiner mehr eine Chance. Philippe d´Arthois konnte arrogant sein, aber im Grund mochte ihn jeder, weil er viel zu ehrlich war und als Mann beneidete ihn ohnehin jeder, weil ihm die Frauen zu Füßen lagen.
Es klingelte an seiner Türe und er öffnete, ohne vorher nochmals durch den Türspion zu sehen. Es war Ana, in alten Jeans, ihre langen dunkelblonden Haare offen und zerzaust, so als wäre sie im Fahrtwind gesessen. War sie mit dem Fahrrad gekommen?
„Hola carino!“ begrüßte er sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Sie roch nicht nach Parfüm, sie trug kein Make-up, das man sonst am Hemdkragen kleben hätte und sie benutzte kein Haarspray. Was für eine angenehme Abwechslung, dachte Angelo und ließ sie in seine Wohnung.
„Hallo, Angelo, wolltest du ausgehen?“ fragte sie und musterte ihn von oben nach unten. Sie kannte die Polistas und er, in seiner Designerjeans und dem Seidenhemd, war eindeutig für einen der Clubs oder Bars angezogen.
„Ja, wollte ich, aber so wichtig ist das nicht.“ Er machte eine abwehrende Handbewegung.
Sie ging in das Wohnzimmer, das im spanischen Stil eingerichtet war und sich auf die große Dachterrasse erweiterte. Es war warm und so waren alle Glastüren zur Terrasse hin geöffnet. Sie nahm dort auf einem der Stühle Platz. Angelo holte eine Flasche Wein und zwei Gläser und setzte sich ihr gegenüber.
War es eine gute Idee, heute wieder zu trinken, überlegte Ana kurz und entschied sich für ein Glas. Sie hatte keine Angst, bei Angelo schwach zu werden.
„Ich dachte, du bist noch in den USA?“ fragte Angelo.
„Bin heute erst angekommen...“
„Und Don Geraldo lässt dich einfach außer Haus?“ Er scherzte und wollte sie necken, aber Ana war nicht zum Scherzen aufgelegt. Sie hatte Magenschmerzen und ärgerte sich über ihre Eltern.
„Erwähne in meiner Gegenwart nicht diesen Namen. Weißt du, dass sie mich nicht vom Flughafen abgeholt haben!“ Sie sank tiefer in den Stuhl, zog ihre langen Beine an und legte ihren Kopf auf die Knie. Angelo lehnte sich vor und strich ihr über das samtige Haar. Er musste das Lachen unterdrücken. Sie zog einen Schmollmund, wie ein kleines Kind und sah dabei so reizend aus.
„Armes Baby – oder muss ich dich jetzt auch mit Doctora ansprechen.“ „Sehr witzig, Angelo. Ich habe keinen Doktortitel, dafür muss ich wirklich noch länger studieren.“
Sie sah auf und sah in seine goldbraunen Augen, die im Licht der Laterne glänzten. Er war ein hübscher Kerl, aber das waren sie zum Großteil alle und sie wussten es. Sie waren unwiderstehlich, wenn sie ihre weißen Jeans und die hohen Stiefel trugen und auf ihren wunderschönen Ponys saßen. Sie waren wie Helden aus Mädchenträumen.
Ana war mit den Polistas aufgewachsen, schon alleine, weil ihr Vater immer eine Pololeidenschaft hatte und der Vater ihrer Mutter Ponys züchtete. Sie wusste auch, dass den Polistas die Mädchen zu Füßen lagen und selbst die Ehe sie davon nicht abhielt, untreu zu sein. Sie waren alle wie Alessandro und Philippe. Nein, so schlimm wie Philippe war selten jemand.
Angelo hatte sich wieder zurückgelehnt. Und der Moment war schon vorbei. Sie hatte ein Ziel und das hieß Peter Harting. Zudem gab es Gerüchte, dass Angelo nächste Saison für Harting spielen wollte. „Was hat denn der Don Böses gemacht? Erzähl mal.“
Er würde sich natürlich die Geschichte des konservativen Vaters anhören, aber er würde sich hüten, ein Wort gegen ihn zu sagen. Don Geraldo war ein mächtiger Mann und sehr, sehr reich.
Er lehnte sich zurück, drehte
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