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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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einmal Agnes sein.
    Mit einem Seufzen bestieg er sein Pferd und ritt heim.

Nathaniel wird Kardinal
    Die Neuigkeit kam nicht unerwartet, aber dennoch überraschend. Nathaniel war von Innozenz zum Kardinal ernannt worden. Bis zum Schluss hatte er dessen nicht sicher sein können. Der Triumph, es doch noch erreicht zu haben, ließ Nathaniels Gesicht wie von innen heraus leuchten. Eine seiner ersten Handlungen war es, die Bewegung von der Neuigkeit zu unterrichten. Seine Briefe waren bestimmt für die unzähligen Anhänger, die diese unterstützten. Jetzt war die Hoffnung, die er ihnen stets versucht hatte zu vermitteln, zu etwas Greifbarem geworden.
    Nathaniel hätte nun bald nach Köln aufbrechen müssen, um Bischof Hengebach einen Besuch abzustatten und ihm allerlei Verdruss zu bescheren. Jedenfalls war das die Absicht des Papstes. Selbstverständlich hatte Nathaniel keineswegs die Absicht, eine solche unnötige Reise anzutreten. Hengebach war ihm gleichgültig. Er musste nur noch ein paar Ausreden erfinden, um die Abreise hinauszuzögern, bis sich eine günstige Gelegenheit ergab, seinen eigentlichen Gegner, Papst Innozenz selbst, aus dem Sattel zu heben. Dazu besprach er sich mit Sinan.
    Die dunklen Wolken zwischen den beiden hatten sich verflüchtigt. Sinan bewunderte wieder seinen Meister, gewann an Zuversicht und hoffte, die lange, untätige Zeit des Wartens sei nun vorüber.
    »Die Zeit, die uns bleibt, müssen wir nutzen«, sagte Nathaniel. »Leider haben wir nicht allzu viel davon. Innozenz wird mich drängen, alsbald nach Köln aufzubrechen, doch ich muss unbedingt in Rom bleiben. Die Dinge sind im Fluss und können sich täglich ändern. Zum Glück hält sich Innozenz augenblicklich in Viterbo auf. Das verschafft uns eine kleine Atempause.«
    »Die wir wie nutzen werden?«
    »Du wirst deine Scharte wieder auswetzen und den Papst töten. Diesmal muss es dir gelingen.«
    Sinan nickte nachdenklich. »Ich soll also nach Viterbo gehen?«
    »Auf alle Fälle solltest du dich dort umsehen. Ob du ihn dort oder besser im Lateran triffst – ich überlasse es dir. Du benötigst meine Ratschläge hier nicht. Aber schreite nicht zur Tat, wenn du dir nicht ganz sicher bist. Ich bin Kardinal, aber ich will es nicht lange bleiben. Ich habe wenig Lust, in Köln den armen Hengebach zu ärgern, nur weil es Innozenz amüsieren würde.«
    Bald danach kam es zwischen Sinan und Nicholas zu einem Streit. Es begann damit, dass Sinan Nicholas aufforderte, in Tibur zu bleiben, während er nach Viterbo gehen wollte.
    »Warum muss ich hierbleiben? Was willst du in Viterbo?«
    »Ein Auftrag des Meisters.«
    »Was sollst du dort tun?«
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    Nicholas lachte verächtlich. »Aber ich weiß es. Du sollst jemanden töten, so ist es doch? Deine Aufträge heißen Tod.«
    »Es ist manchmal notwendig. Ich kenne deine Meinung dazu, deshalb bitte ich dich, in Tibur zu bleiben.«
    »Wen wirst du töten und warum? Sprich, sonst verlasse ich dich.«
    Sinan war aufrichtig bestürzt, wie leichtfertig Nicholas diese Aussage über die Lippen ging, aber er ließ es sich nicht anmerken. »Du drohst mir?«
    »Ich weise dich nur auf die Konsequenzen deines Tuns hin.«
    Was für eine affektierte Bemerkung!,
dachte Sinan ärgerlich. Konsequenzen deines Tuns! Befand er sich bei Nicholas vor einem Richterstuhl? Er fing seinen Blick auf, die sanften Augen waren plötzlich hart wie Kiesel, und seine zusammengepressten Lippen zeugten für seine Entschlossenheit. Der Junge würde hartnäckig bleiben wie ein Ochse.
    Sinan seufzte. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass seine Liebe zu Nicholas von ihm Opfer verlangte, die seine Persönlichkeit betrafen und die er ungern brachte. Nach einigem Zögern sagte er: »Ich soll Papst Innozenz töten.«
    Nicholas starrte ihn entsetzt an. »Das ist Wahnsinn. Sie werden dich erwischen, foltern und töten.«
    Sinan stieß verächtlich die Luft durch die Nase. »Der muss noch geboren werden, der Sinan al Karim fängt, foltert und tötet.« Das hochmütige Lächeln, das Sinan dabei zur Schau trug, gefiel Nicholas überhaupt nicht.
    Es kam dann doch nicht zu dieser Reise, jedenfalls nicht so, wie sie geplant war. Nathaniel wurde im letzten Augenblick von seinen Gewährsmännern hinterbracht, dass Innozenz Viterbo in den nächsten Tagen verlassen werde. Zwischen den Städten Pisa und Genua gab es einen Konflikt, den er schlichten wollte. Auf dieser Reise begleiteten ihn, wie üblich, die meisten

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