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Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Titel: Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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antwortete. »Was du da von mir verlangst, kann ich unmöglich tun«, erklärte sie mit ruhiger Stimme. »Man wird den Verlust von Andur’Blough Inninness in der ganzen Welt betrauern, aber To-gai kann nicht die Antwort darauf sein. Mein Volk ist nicht der rächende Arm deiner Armee.«
    Sein Kopf fuhr herum, und er starrte Brynn von neuem an, seine Miene eine Mischung aus Verärgerung und Zerknirschtheit. Er wollte schon erwidern, er habe nichts dergleichen von ihr verlangt, als Brynn ihm mit der Frage zuvorkam: »Wirst du Aydrian meine Botschaft nun überbringen?«
    Juraviel entspannte sich merklich und brachte sogar ein freundliches Lächeln zustande. Dann holte er seinen Smaragd hervor und verschwand.
    Pagonel trat zu der Führerin der To-gai-ru. »Ich weiß, wie schwer dir das gefallen sein muss«, tröstete er sie. »Aber du hast eine kluge und ehrenvolle Entscheidung für dein Volk getroffen.«
    Brynn war froh, diese Bestätigung aus seinem Mund zu hören, auch wenn Pagonel ihr bereits bei ihren Zusammenkünften vor dem Angriff auf Abt Olin sinngemäß den gleichen Rat gegeben hatte. Sie überlegte, wie ihr Treffen mit Aydrian wohl sein würde. Sie hatte ihn seit über fünf Jahren nicht gesehen; mittlerweile würde er erwachsen sein, ein junger Mann, der unter lauter älteren Männern König war.
    Sie würden ganz gewiss keine Freunde mehr sein. Was immer Aydrian sagen, wie immer er sich zu rechtfertigen versuchen würde, in ihren Augen, in den Augen Brynn Dharielles, der Hüterin von To-gai, war seine Handlungsweise durch nichts zu entschuldigen.
     
    »Wir haben die Bekanntmachungen überall in Entel angebracht«, informierte einer der Kundschafter der Touel’alfar Juraviel bereits wenige Tage nach dessen Rückkehr in das Bärenreich, wo er unter der Hand die Kunde verbreiten wollte, dass die Führer To-gais und Behrens zu einer Unterredung mit Aydrian in die Stadt zu kommen wünschten.
    Wenig später beriet sich Juraviel mit seinen Kundschaftern außerhalb Ursals, wo man ähnliche Bekanntmachungen angebracht hatte, und anschließend auch in der Nähe von Palmaris. Sein Informant in Palmaris hatte jedoch noch einige zusätzliche Neuigkeiten für ihn, Neuigkeiten, die Juraviel nicht wenig beunruhigten.
    Er reagierte auf die Besorgnis erregende Meldung mit Entschlossenheit. »Wir müssen sofort zu ihm.«
    Der Späher der Elfen schüttelte den Kopf. »Es ist völlig ausgeschlossen, auch nur in seine Nähe zu gelangen. Selbst wenn wir den Smaragd zur Hilfe nähmen, müssten wir uns noch mit Gewalt bis zu ihm durchkämpfen.«
    Juraviel schloss die Augen und zwang sich, sich zu beruhigen. Am liebsten hätte er ihn trotzdem aufgesucht, aber er wusste, dass er seine persönlichen Interessen hintanstellen musste. Er konnte schlecht wegen eines einzigen Mannes alles aufs Spiel setzen, auch wenn dieser Mann sein Freund war. »Dann lasst ihn wenigstens keinen Moment aus den Augen«, wies er seinen Späher an. »Wenn es eine Möglichkeit gibt, werden wir sie auch finden.«
    Der Späher nickte, und Juraviel machte sich auf den Weg.
    Als er durch die Grafschaft Yorkey kam, erreichte ihn die erfreuliche Nachricht, dass König Aydrian eine Antwort hatte anbringen lassen, aus der hervorging, dass er mit dem Treffen einverstanden war.
    Fest entschlossen, noch vor Prinz Midalis’ Abreise wieder bei Pony zu sein, schlug der Elf auf seinem Rückweg über das Gebirge nach Jacintha ein forsches Tempo an.
     
    Sie ließ ihr geborgtes Pferd im Schritt durch die verwüsteten Straßen gehen, vorbei an den eingefallenen Häusern, den verbarrikadierten Türen und den Leichen. Diese Unmengen von Leichen! Es würde noch lange dauern, bis Jacintha sich von den Kämpfen und den Tumulten wieder erholt hatte. Selbst jetzt noch, über eine Woche nach Abt Olins Vertreibung, konnte man überall wütende und gequälte Schreie hören, denn Banden von Plünderern nutzten die Situation schamlos aus und zogen durch die Straßen der im Chaos versinkenden Stadt.
    Pony gab sich größte Mühe, dies alles nicht zu sehen. Das Schicksal Jacinthas lag nicht in ihrer Hand. Trotzdem zuckte sie jedes Mal zusammen, wenn ein schriller Schrei durch die Luft hallte.
    In dieser Nacht waren keine Sterne zu sehen, denn vom Meer war eine dichte Wolkendecke heraufgezogen. Pony hoffte, es würde Regen geben, hoffte, Gott würde ein Einsehen haben und die Blutlachen fortwaschen.
    Als sie kurze Zeit später das Westtor der Stadt passierte, atmete sie erleichtert auf.

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