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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Motiven bemalt waren. Ein gemauerter Holzofen sorgte für eine gemütliche Atmosphäre. Janus saß mir gegenüber und musterte mich.
    „He, deine Wangen haben jetzt richtig Farbe. Das sieht prima aus!“
    „Tatsächlich?“
    Er lehnte sich ein wenig zur Seite. Hinter ihm befand sich ein Spiegel.
    „Schau selbst!“
    Himmel, ich hatte knallrote Wangen, wie ein kleines Mädchen. Dadurch sahen meine Augen viel blauer aus.
    „Und jetzt zeig deine Hände.“
    Ich streckte sie brav hervor und bemerkte, dass ich noch die hellblaue Mütze in der Hand hielt, die Janus mir unterwegs in einem kleinen Wollladen gekauft hatte. Sie hatte draußen an einem Ständer gehangen. „Perfekt, genau deine Augenfarbe“, hatte er befunden und sie mir einfach geschenkt.
    Meine Hände waren krebsrot. „Schon besser“, diagnostizierte er. Ich zog sie wieder weg und stieß ein nicht gerade leises „Oh“ aus. Aber nicht wegen meiner Hände, die jetzt anfingen, ganz komisch zu brennen, sondern wegen meines Magens, der einen tief grummelnden und vor allem lauten Ton von sich gab.
    Ich erschrak wie durch die Sirenen der Feuerwehr, wenn sie dicht an mir vorbeiraste.
    Janus sah mich fragend an. „Alles in Ordnung?“
    „Mein Magen knurrt“, antwortete ich in einem Tonfall, so als würde ich sagen: Meine Zahnbrücke ist gerade abgefallen.
    Janus sah mich einen Moment lang verwundert an, dann grinste er und hielt sofort einen Kellner an, der gerade an uns vorbeihuschen wollte. Von seinem Lieblingsnudelgericht hatte er mir schon auf dem Weg hierher vorgeschwärmt. Davon bestellte er uns zwei Portionen: Cannelloni mit Rosinen, Nüssen und Zuckerschoten. Meine Oma hatte früher öfter Milchnudeln gemacht und ich hatte süße Nudeln geliebt. Aber in der Form hatte ich noch keine gegessen.
    „Und zwei Sprudelwasser dazu“, vervollständigte Janus unsere Bestellung. Er fragte gar nicht erst, ob ich wieder Alkohol trinken würde, und das fand ich sehr aufmerksam.
    Mit dem Essen erging es mir wie mit dem Glühwein. Ich schlang meine Nudelportion herunter, als wäre ich am Verhungern. Die Sorgen um die möglichen Folgeerscheinungen rückten völlig in den Hintergrund. Mein ganzes Sein war von der Gier nach leckerstem Essen beherrscht. Ich merkte, wie Janus mich beobachtete und zwang mich, die Gabel wenigstens einen Moment zur Seite zu legen.
    „Und? Schmeckt’s? Du haust rein, als hättest du jahrelang nichts gegessen.“
    Ich verschluckte mich leicht. Wenn Janus wüsste, wie nah er dran war an der Wahrheit.
    „Die besten Nudeln meines Lebens. Wie kommt man auf so ein einmalig gutes Rezept?“, antwortete ich schnell.
    „Tja, das kriegen nur die Italiener hin. Warst du schon mal in Italien?“
    Ich erinnerte mich an meine Reise nach Sardinien. Es war eine der magischen Blasen, die ich kurz vor meinem Abschluss besucht hatte, um zu lernen, wie man andere magische Blasen erreichte. Aber sollte ich ihm davon erzählen? Ich müsste dann vielleicht eine unwahre Geschichte drum herum erfinden, wann ich in Sardinien gewesen war und mit wem. Ich entschied mich dagegen und schüttelte den Kopf.
    „Oh, das ist schade. Italien ist nämlich wunderschön. Es ist mein Lieblingsland.“
    „Ja? Wo warst du in Italien?“
    „Fast überall. Aber am besten gefällt es mir in Umbrien … und auf Sardinien.“
    „Sardinien? Tatsächlich?“
    „Ja, die Farbe des Wassers und überhaupt. Die Insel hat etwas Magisches, finde ich.“
    „Etwas Magisches?“
    „Oh ja, die Höhlen an der Ostküste. Manchmal kann man hineinschwimmen und gelangt an einsame und völlig abgeschnittene Badebuchten.“
    Ich nickte. „Das klingt toll.“ Wenn Janus wüsste, was es mit den Höhlen noch so auf sich hatte. Er würde staunen.
    „Irgendwann musst du dir das ansehen.“
    „Bestimmt, das werde ich. Mit den Einnahmen aus meinen vielen neuen Jobs lässt sich sicher was beiseitelegen.“
    Ich trank das Sprudelwasser in einem Zug aus. Der Kellner räumte unsere Teller ab. Ich fühlte wohlige Wärme in der Magengegend. Es war angenehm. Wahrscheinlich war mein Magen durch den Glühwein darauf vorbereitet, wieder etwas zu tun.
    „Apropos, wann kommst du zum Büchersortieren? Seit du mir helfen willst, habe ich wieder richtige Lust, weiter an meinem Lebenswerk zu arbeiten.“
    „Wie wäre es mit … Sonntag?“, schlug ich spontan vor.
    „Diese Woche noch?“ Janus’ Augen leuchteten.
    „Warum nicht?“ Ich lächelte ihn an.
    „Musst du da nicht in der Kneipe

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