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Schattenmenagerie

Schattenmenagerie

Titel: Schattenmenagerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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die
Handtasche der Toten zutage. Beides lag auf dem Gelände des Anwesens in einem Gebüsch
nahe am Mühlenteich. Unmissverständliche Schleifspuren führten vom Ufer zum Wasser.
Auf der Klinke der Eingangstür und im Salon befanden sich Fingerabdrücke der Toten.
Bei einem Rotweinglas fand man Spuren von dem seltenen Gift sowie verwischte Fingerabdrücke.
Das Glas muss nach der Tat nur oberflächlich gereinigt worden sein. Die Türschlösser
wiesen weder Kratzer noch irgendwelche Anzeichen von Fremdeinwirkung auf. Einbruch
kann ausgeschlossen werden.
     
    Donnerstag,
5.4., 11 Uhr
    Frau Grell konnte die Leiche sofort identifizieren. Zufälligerweise
eine Nachbarin, Frau Doktor Gisella Gaiger, Archivarin im Lübecker Stadtarchiv,
Spezialistin für die russische Zarengeschichte. Mitarbeiter sagten aus, dass sie
in letzter Zeit verstärkt auf diesem Gebiet geforscht hatte. Es soll um den Zar
Peter III. gegangen sein.
     
    Donnerstag,
5.4., 14 Uhr
    Die als Tatort verdächtige Villa gehört der Familie
der Herzöge von Altenburg, Hauptwohnsitz auf Gut Altenburg bei Eutin. Die Lübecker
Villa diente der Adelsfamilie als Stadtwohnung. Nach Aussagen der Nachbarn wurde
sie selten genutzt. Der Hausmeister einer Nachbarvilla kümmert sich gegen ein geringes
Entgelt um Haus und Garten. Er schwört, dass er das Haus jedes Mal sorgfältig abschloss,
wenn er seine Arbeiten erledigt hatte. Den Hausschlüssel bewahrt er sicher auf und
händigte ihn auch nie fremden Personen aus.
    Der junge Herzog
übernachtete hier gelegentlich, wenn er das Lübecker Nachtleben genießen wollte.
Oft kam er in Damenbegleitung. Man munkelte, dass er in letzter Zeit eine schwarzhäutige
junge Schönheit zu Gast hatte. Das Paar erregte Aufsehen in der Lübecker Schickeria-Szene,
aber niemand vermochte zu sagen, wer die Beauty Queen war. Nur ihren Vornamen kannte
man: Caoba.
    Für eine Anwesenheit
der beiden, oder anderer Familienmitglieder, in der Villa am vermutlichen Mordtag
konnte die Polizei weder Zeugen noch konkrete Anhaltspunkte finden. Außerdem hatte
niemand beobachtet, dass irgendjemand das Haus zur Tatzeit betreten oder verlassen
hatte. Auch über die nächtlichen Ereignisse auf dem Mühlenteich gab es keine Zeugenaussagen.
     
    *
     
    Für den Inspektor schloss sich der Kreis. Beide
Fälle, der Tod des Grafen Stolberg und der Mord an der Archivarin, gehörten zusammen.
Doch worin bestand der innere Zusammenhang? Was käme als mögliches Motiv infrage?
Er ordnete an, dass vorläufig niemand die Familie des Herzogs über die Vorgänge
in der Parkvilla informieren durfte. Frau Grell sollte einen kurzfristigen Besuchstermin
auf Gut Altenburg vereinbaren. In Sachen Stolberg.
    Kroll hielt
es in seinem Büro nicht länger aus. Kurz entschlossen rief er seine Nichte Micha
an und fragte sie, ob sie Lust habe, mal wieder mit ihm auf Verbrecherjagd nach
Eutin zu fahren.
    »Super, na
klar. Du weißt ja, auf mich und meine Freunde vom 1. FC Eutin kannst du dich verlassen.
Gemeinsam werden wir dem Täter das Handwerk legen.«
    Den letzten Satz hatte sie gestern
Abend in einem Fernsehkrimi gehört. Ihr gefiel die Formulierung und sie war stolz,
sich ihrem Onkel als echter Profi zu zeigen.
    »Und außerdem passt es ganz gut,
weil ich Viviana die Midi-Dateien gleich persönlich überreichen kann.«
    »Wer ist denn der 1. FC Eutin? –
Und was sind Mittagsdateien? – Kochrezepte?«
    »Onkel Michel! Du bist überhaupt
nicht up to date! – Midi, nicht Mittag. Das bedeutet … – Ach was, das erklär ich
dir auf der Fahrt. Auch das mit dem 1. FC Eutin. – Also bis gleich.«
    Gut, dass ich
eine Nichte im richtigen Alter habe, dachte Kroll. Die bringt mich technisch bestimmt
auf Vordermann. – Von den Kids kann man heutzutage wirklich eine Menge lernen.
    Und so war
es auch. Auf der Fahrt, die Micha wieder einmal höchst langweilig fand, tauschten
beide ihr Spezialwissen aus. Kroll war froh, einen aufmerksamen Zuhörer zu haben.
Mit seinem Assistenten Hopfinger hätte er seine Gedanken über den Fall nicht so
kritisch austauschen können.
    »Aber Onkel
Micha, das mit den Kieselsteinen finde ich ziemlich komisch. Wenn ich der Mörder
wäre, würde ich doch nicht so eine eindeutige Visitenkarte hinterlassen.«
    »Genau. Das hatte ich auch schon
überlegt. Entweder war der Täter betrunken, emotional außer sich oder schlichtweg
saublöd, – oder aber, es gehörte zu seinem Plan, dass wir die Steine finden sollten
und …«
    »Um die Tat in fremde Schuhe

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