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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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Organisation in die Hand.«
    Helene goss etwas von dem Cognac in jedes der drei Gläser und reichte Jan und Diane je eines, ohne vorher zu fragen, ob sie davon überhaupt trinken wollten.
    »Prost! Alles neu macht der Mai!«
    Und sie leerte ihr Glas in einem Zug.
    In dem Lichtschein, der auf die Dachterrasse fiel, konnte sie sehen, wie Wind und Regen die Blüten und Blätter in ihren Pflanzkästen malträtierten. Es wurde wirklich Zeit, dass dieser wetterwendische Monat zu Ende ging und wieder klare Verhältnisse herrschten – am Himmel und auf der Erde.
     
     
     
    Die Interviews / Nr. 5
     
    Die Mutter
     
     
    Was soll ich sagen? Mir fehlen die Worte. Ich bin untröstlich … (putzt sich die Nase)
    Erst wollte ich das alles gar nicht glauben. Schließlich ist es ja mein eigen Fleisch und Blut, von dem hier die Rede ist. Und wenn Sie mir so eine Geschichte vor ein paar Wochen erzählt hätten, niemals hätte ich mir das vorstellen können. Wahrscheinlich hätte ich nur gedacht, Sie wollen mich veralbern und machen einen schlechten Scherz.
    Aber ich versichere Ihnen, sie ist ein gutes Kind. Immer gewesen. Ein bisschen wild vielleicht, wohl auch ein bisschen eigensinnig, aber im Großen und Ganzen war ich immer stolz auf meine beiden Mädchen. Nun gut, dass sie damals so früh heiratete und Kinder bekam – reizende Kinder im Übrigen – und deshalb ihr Studium aufgab … Ich hätte mich so gefreut, wenn sie promoviert hätte, von mir aus auch in Kunstgeschichte, aber es hat eben nicht sollen sein. Sie hat es ja trotzdem ganz schön weit gebracht. Ich sage es ungern, aber im Vergleich zu ihrer jüngeren Schwester hat sie die bessere Partie gemacht, lebt in einer der besten Gegenden Berlins, macht große Reisen, muss nicht auf den Pfennig sehen, verkehrt in der besten Gesellschaft. Ach Gott, wenn ich daran denke, wie man jetzt reden wird … entschuldigen Sie bitte … (tupft ein paar Tränen von der Wange)
    Sie hatte eben schon immer ihren eigenen Kopf und ließ sich nichts sagen, ein richtiger Dickkopf war sie. Also von mir hat sie das bestimmt nicht, ich bin ja eher nachgiebig und viel zu sensibel. Immer wenn sich das Kind etwas in den Kopf gesetzt hatte, wenn sie etwas wollte, dann verwirklichte sie das auch, mit allen Mitteln. Da war sie ganz anders als ihre Schwester. Und nie vergaß sie jemandem, wenn er sich ihr in den Weg gestellt oder sie ungerecht behandelt hatte. Das war schon in ihrer Kindheit so. Ach ja, schon als kleines Mädchen war sie so kompromisslos.
    Ich weiß wirklich nicht, was ich jetzt noch dazu sagen soll … bitte verstehen Sie … schließlich bin ich die Mutter … (ersticktes Weinen)

Kapitel VIII
    Der Wetterbericht entwickelte sich in den letzten Apriltagen zu einem spannenden Thriller, in dem atlantische Tiefausläufer, diese mächtige Verbrecherorganisation, rechtschaffenen, skandinavischen Hochdruckgebieten die Luft abzudrücken versuchten. Helene ließ sich davon nicht beirren und reagierte ziemlich gereizt, als abwechselnd Ulli und Dorothea anriefen, mit dem Vorschlag, das Picknick auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, wenn sich die Wetterlage stabilisiert hätte.
    »Ob wir dieses Meeting nun am ersten Mai, an Himmelfahrt oder Pfingsten veranstalten, ist doch wirklich nicht so wichtig, oder? Ich denke ja nur an die ganze Arbeit, die du dir bestimmt wieder machst. Und dann fällt das Ganze sprichwörtlich ins Wasser.« Dorothea klang ja so besorgt.
    »Weißt du, wenn man im Freien feiert – ob am ersten Mai, an Himmelfahrt oder Pfingsten – es ist immer ein Risiko dabei. Im Norden herrscht jetzt schon schönstes Sommerwetter. Das ist bis dahin auch bei uns. Du wirst sehen, es wird ein unvergesslich schöner Tag!«
    Wahrscheinlich hatte Dorothea im Grunde keine Lust auf so einen popeligen Betriebsausflug, das kannte Helene noch aus früheren Zeiten. Wenn schon einmal schönes Wetter war, dann zog sie es vor, zu golfen oder in ihrem Oldtimer-Cabrio mit Gleichgesinnten übers Land zu rollen und bewundernde Blicke zu ernten. Doch Joachim bestand auf ihrem Erscheinen. Wenn das Büro eine Feier ausrichtete, an der auch die Familien teilnahmen, betrachtete er es als heilige Pflicht, dort mit Dorothea zugegen zu sein. Schließlich waren Jan, Bobby und er Partner, und die Pflege des Betriebsklimas hatte absoluten Vorrang vor Privatvergnügen.
    »Na gut, Helene. Dein Wort in Gottes Ohr. Wir haben uns ja auch eine Ewigkeit nicht gesehen. Ich freu mich drauf!«
    Dies

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