Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
Vom Netzwerk:
einer Beerdigung gepaßt hätte als zu einer Hochzeit. Dem Brautpaar schien dies nichts auszumachen. Sie standen vor dem Altar und lächelten sich zu. Mrs. Bobington, die in der zweiten Reihe neben Mr. Shedwell und den Dienern der Aldwins Platz genommen hatte, schneuzte sich gerührt ins Taschentuch. Betty warf Frank einen sehnsüchtigen Blick zu. Rasch schaute dieser in die andere Richtung. Es wäre ja noch schöner, wenn diese Trauung Betty auf dumme Gedanken brächte. Die Aldwins waren nicht in die Kapelle gekommen. Um nichts in der Welt hätten sie einem Brautpaar niederer Geburt die Ehre ihrer Anwesenheit erwiesen.
    Endlich kam Mr. Finch zur Sache: »Und nun frage ich auch dich, Charlotta«, wandte er sich an die Braut, nachdem er dem Bräutigam dieselbe Frage gestellt hatte, »bist du hierhergekommen, um aus freiem Willen den hier anwesenden Alexander zu deinem Mann zu nehmen, ihn zu lieben, zu achten und zu ehren, bis daß der Tod euch scheidet, so antworte mit Ja.«
    »Ja.« Kittys Stimme klang laut und vernehmlich durch das kleine Kirchenschiff. Mary Ann atmete auf. Nun noch wenige Worte des Pfarrers, dann war die Trauung vorüber. Mr. Finch segnete den Ring, reichte ihn Al auf einem Silbertablett, dieser ergriff ihn und steckte ihn seiner Braut an den Finger. Er paßte wie angegossen. Kein Wunder, denn er war Kittys Eigentum. Ein schmaler Goldreif mit einem kleinen Brillanten, der einst ihrer Mutter gehört hatte. Nun war er ihr Ehering geworden. Zumindest für kurze Zeit, denn Al hatte ihr versprochen, ihr in London einen neuen Ring zu kaufen.
    »Und so erkläre ich Euch im Angesicht Gottes für Mann und Frau«, erklärte Mr. Finch und hob pathetisch beide Arme zum Himmel. Dann wandte er sich wieder dem Brautpaar zu und nickte knapp. »Ihr könnt gehen, die Trauung ist beendet. Wenn ich nun die Trauzeugen bitten dürfte, hier ist das Kirchenbuch.« Er wies mit der Hand auf das lederne Buch, das neben ihm auf dem Altar lag. »Wenn Sie sich nun eintragen würden. Es ist nötig, daß Sie bestätigen, daß die Eheschließung stattgefunden hat.«
    Mary Ann hielt die Luft an. Daran hatte sie nicht gedacht. St. James konnte doch nicht auf diese Weise die Wahrheit erfahren. Hilfesuchend warf sie einen Blick auf Al. Doch der schien die letzten Worte, des Geisdichen gar nicht wahrgenommen zu haben. Seine Aufmerksamkeit war ausschließlich auf seine junge Frau gerichtet. Er zog eben ihre Hand zu seinen Lippen und hauchte einen kleinen Kuß auf die Fingerspitzen, wobei er ihr tief in die Augen blickte. Mary Ann seufzte. Nun denn, es blieb ihr nichts anderes übrig, als St. James zum Altar zu folgen. Das Kirchenbuch war aufgeschlagen. Deutlich und unverkennbar war Als Schrift zu entziffern. St. James griff zur Feder und wollte eben das Tintenfaß zurechtrücken, als er abrupt in der Bewegung innehielt. Es war, als könne er seinen Blick nicht vom Kirchenbuch lösen. Dann drehte er sich langsam um und warf Mary Ann einen durchdringenden Blick zu. »So ist das also«, erklärte er, und seiner Stimme war deutlich anzumerken, daß er die Wahrheit nicht fassen konnte. »Das kleine Ding ist tatsächlich Charlotta Stapenhill?«
    Mary Ann wagte kaum, zu ihm aufzuschauen, und nickte.
    »Ich denke, Sie sind mir eine Erklärung schuldig, Miss… wie heißen Sie denn in Wirklichkeit?«
    Mary Ann schlug die Augen auf und blickte dem Earl gerade ins Gesicht. Sie hätte zu gerne gewußt, was er eben dachte. »Rivingston«, beantwortete sie seine Frage. »Ich bin tatsächlich Mary Ann Rivingston.«
    Mr. Finch war zu ihnen getreten: »Sie sollten unterschreiben, Mr. Rivingston«, erklärte er und klopfte mit dem Zeigefinger auffordernd auf die Stelle, an die St. James seinen Namen setzen sollte. »Und wenn Sie des Schreibens nicht mächtig sind, dann machen Sie eben drei Kreuze.«
    Mary Ann konnte ein Kichern nur mit Mühe unterdrücken. Der Earl warf ihr einen strafenden Blick zu und setzte dann seinen Namen schwungvoll an die gewünschte Stelle. Mary Ann beeilte sich, es ihm gleichzutun. Dann umarmte sie ihre Freundin und wünschte ihr von ganzem Herzen Glück. Der Viscount schloß sich den Glückwünschen an, die gesamte Dienerschaft folgte. Daraufhin reichte Al seiner Braut den Arm und führte sie stolz und glücklich aus der Kirche.
    In der Küche würde ein besonders guter Imbiß auf sie warten, und der Viscount hatte Mr. Shedwell gestattet, zwei Flaschen Wein aus dem Keller zu holen, um auf das Glück des jungen Paares anstoßen

Weitere Kostenlose Bücher