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Schneewittchens Tod

Schneewittchens Tod

Titel: Schneewittchens Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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Geist jedoch definitiv im Freilauf.
    Wie der deine im Moment, mein alter Chib.
    »M'man!«
    Schweigen, dann: »Ja, Cherie?«
    Louis-Marie stand vor ihnen, gebügelte Jeans, marineblauer Pullover und weiße Turnschuhe.
    »Pierre hat mich Samstagnachmittag zu seinem Geburtstag eingeladen.«
    »Ich fürchte, du kannst nicht hingehen, Cherie.«
    »Aber warum? Es ist ein Samstag, wir haben keine Schule, und alle anderen sind da!«
    »Samstagnachmittag kommt Josselin zur Segnung.«
    »O M'man, kann er nicht am Sonntag kommen?«
    »Du bist wirklich eine absolute Null, Louis!«
    Die Stimme von Charles, voller Verachtung.
    »Ich hab dich nicht nach deiner Meinung gefragt!«, erwiderte der Jüngere gehässig.
    »Schluss jetzt!«, fuhr Blanche dazwischen. »Nein, er kann nicht am Sonntag kommen. Dein Vater hat ihn gebeten, übermorgen hier zu sein, und .«
    »Aber warum muss ich denn dabei sein?«
    Blanche holte tief Luft, und Chib stellte sich vor, wie sie ihn anbrüllte: Weil der hübsche Glassarg deiner hübschen kleinen Schwester gesegnet wird, bevor er in dieser verdammten, so kalten Kapelle versiegelt wird, und weil ich will, dass ihr alle dabei seid, denn sie ist, verdammt noch mal, auch deine Schwester, Louis-Marie! Doch stattdessen sagte sie nur: »Dein Vater wird es dir heute Abend erklären. Also lass es jetzt gut sein.«
    Der Junge seufzte nervös, warf Chib einen Blick zu, so freundlich wie der eines Kampfhundes, der von seinem Drosselhalsband gewürgt wird, und trat, die Hände zu Fäusten geballt, den Rückzug an.
    Noch einmal Tee. Eunice hatte sich genähert und zu Füßen ihrer Mutter gesetzt. Sie fummelte an ihrem Hasen herum, ein großes rosa Ding mit einer Karotte zwischen den Zähnen.
    »Er heißt Bunny!«, vertraute sie Chib an, der sich ein Lächeln abrang. »Er isst Ka'otten und Kuchen, die mit Ma'melade d'in. Er kann sp'echen«, fügte sie mit ernster Miene hinzu.
    »Ah!«, meinte Chib, der mit Kindern nicht viel anzufangen wusste.
    Eunice drückte auf den Hasen, der brummte: »Ich bin dein F'eund!«
    »Lass Monsieur Moreno in Ruhe, Liebes.«
    »Ist das dein Name, M'sieur Mo'eno?«
    »Leonard. Leonard, die Ente Quak!«
    Mein Gott, Chib, bist du jetzt total durchgeknallt?
    »Leona'd, die Ente Quak?«, wiederholte Eunice lachend.
    »Aber du bist doch keine Ente!« »Doch! Quak, quak!«
    Sie kicherte und schüttelte Bunny.
    »Hö'st du, Bunny. Sag guten Tag zu Ente Quak!«
    »Ich mag Karotten!«, verkündete Bunny mit japanischem Akzent.
    Neben dem Hasen, dem kleinen Mädchen und der Herzdame fehlte nur noch der verrückte Hutmacher, damit sich dieser Albtraum in ein Wunderland verwandelte, wie bei Alice im Wunderland.
    »Wo wohnst du, Quak?«, erkundigte sich Eunice.
    »In einem Teich am Ende des Parks.«
    »Und deine Fede'n, wo sind die?«
    »Unter meinem Hemd.«
    »Lüge! Und übe'haupt t'inken Enten nicht Tee mit Maman.«
    Warum musste immer alles schief gehen?
    »Eunice, komm, beruhige dich. Sie erregt sich so schnell«, vertraute Blanche Chib mit einem gequälten Lächeln an. »Hier, nimm einen Keks für Bunny.«
    Eunice griff nach dem Keks, zerdrückte ihn auf der Schnauze des Hasen und flüsterte: »Iss, Bunny Che'ie, iss, schmeckt gut, kommt ja von Maman.«
    Chib beglückwünschte sich erneut, Junggeselle zu sein.
    »Ich will Sie nicht länger aufhalten, Sie haben sicher viel zu tun.«
    »Normalerweise höre ich um diese Zeit das klassische Konzert auf France-Musique«, erwiderte sie. »Sie sehen, wie beschäftigt ich bin!«
    Mein Gott, diese Atmosphäre! Okay, aber womit hast du denn gerechnet? Dass sie dir vorschlägt, im Pool herumzutollen mit Elisabeth-Louise als Luftmatratze? Stop! Schnell ein normales Gesprächsthema finden.
    »Pater Dubois ist ein Verwandter von Ihnen?«
    »Josselin ist ein Cousin meines Mannes, ein Sohn seiner Tante Camille Dubois d'Anvers. Und mein angeheirateter Cousin über meine Urgroßmutter, Eugenie Fantin d'Auron.«
    Alle von Adel. Die ganze Sippe adelig, katholisch, verklemmt. Gut, und weiter?
    »Er arbeitet mit Jugendlichen«, fuhr sie fort. »Er muss viel reisen. Er hat sich um die … den … um Elilou gekümmert … Jean-Hugues legte Wert darauf, dass .«
    Das Wetter, wenn man jetzt vom Wetter sprechen könnte.
    Aber zu spät, Taschentuch am Augenwinkel, schnell die Nase in den Tee, die Augen auf die Füße richten.
    Eunice brabbelte weiter in das Schweigen hinein.
    »Nicht weinen, Bunny, auch du kommst in den Himmel! Wi' kommen alle in den Himmel und machen da

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