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Schoen wie Kaesekuchen

Schoen wie Kaesekuchen

Titel: Schoen wie Kaesekuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily van Hill
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Frau Dr. Schneider. Dann will ich mal nicht so sein und ihr neben einem Kaffee auch noch ein Stück Käsekuchen spendieren.
    »In Ordnung. Ich schaue, ob ich ein Stück Käsekuchen für Sie organisieren kann«, antworte ich. Gerade als ich loslaufen will, fällt mir etwas ein: »Äh, Frau Dr. Schneider, Sie sind keine Diabetikerin, oder? Nicht, dass ich eine aufs Dach bekomme, wenn ich Sie mit Käsekuchen vergifte.«
    »Unsinn! Ich habe weder Diabetes noch sonstige Alterskrankheiten. Und jetzt beeilen Sie sich, bevor kein Kuchen mehr da ist!“
    Gehorsam mache mich auf den Weg in das besagte Café und kehre mit Kuchen und Kaffee bewaffnet zu der Bank zurück, auf der Frau Dr. Schneider auf mich wartet.
    »Die letzten beiden Stücke«, triumphiere ich. »Ich hoffe, Sie mögen Cappuccino?«
    »Wunderbar. Kind, ich habe Cappuccino in Rom getrunken, da war von Ihnen noch lange nicht die Rede.« Freudestrahlend greift die alte Dame nach dem Stück Kuchen und dem Kaffeebecher, den ich ihr reiche. Ohne sich an der stillosen Pappschachtel und der Plastikgabel zu stören, schaufelt sie den Kuchen in sich hinein. Das Essen hier muss wirklich schlecht sein und ich überlege, ob ich ihr mein Stück auch noch anbieten soll.
    »Fangen Sie doch endlich an«, fordert mich Frau Dr. Schneider mit vollem Mund auf. »Oder wollen Sie warten, bis die Milch in Ihrem Cappuccino sauer geworden ist?«
    Selig kauend und einträchtig schmatzend sitzen die alte Frau und ich auf der Bank und genießen die Sonne.
    Der Käsekuchen ist wirklich ausgezeichnet. Hätte mir vor einer Woche jemand davon erzählt, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Aber da wusste ich auch noch nicht, dass ich versehentlich sterbe und im falschen Körper zurückgeschickt werde. Wenn ich diese unangenehme Tatsache außer Acht lasse, fühle ich mich im Moment sogar richtig wohl. Ich sitze an einem wunderschönen Sommertag auf einer schattigen Parkbank und esse Kuchen, ohne einen Gedanken an die Kalorienzahl zu verschwenden. Kann es etwas Schöneres geben?
    Während ich die letzten Kuchenkrümel sorgsam mit der Gabel aufpicke, frage ich meine Banknachbarin: »Sagen Sie, Frau Dr. Schneider, warum wohnen Sie eigentlich in einem Seniorenheim? Sie machen auf mich nicht den Eindruck, als könnten Sie sich nicht selbst versorgen.«
    »Ach, das ist eine unschöne Geschichte, wissen Sie.« Mit einem Mal ist vom Käsekuchen-Glück nicht mehr viel übrig. Eher sieht die alte Frau aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen und ich bereue, überhaupt danach gefragt zu haben. »Meine Tochter hat einfach beschlossen, dass es in meinem Alter zu gefährlich ist, alleine zu wohnen. Sie ist genau wie ich auch Ärztin. Sie leitet die neurologische Klinik in der Charité.« Bei diesen Worten klingt der Stolz über die Leistung ihrer Tochter durch. Unweigerlich frage ich mich, was für eine egoistische und karrieregeile Frau das sein muss, die ihre eigene Mutter in so eine Anstalt abschiebt. »Viel zu tun hat sie und da kann sie nicht jeden Tag nach mir sehen. Jedenfalls kam sie vor Kurzem mit einem ganzen Haufen Papiere und einem richterlichen Gutachten an. So schnell konnte ich gar nicht schauen, da war ich aus meiner Wohnung draußen und saß hier in dieser Irrenanstalt. Naja, ich kann es verstehen, schließlich muss sie auch an ihre Karriere denken. Ich war genauso in dem Alter.«
    Mit einem Seufzer lehnt sie sich zurück. »Das wäre auch alles nicht so schlimm, wenn ich nicht jeden Tag diese senilen alten Trottel ertragen müsste.« Und schon ist sie wieder ganz die alte Frau Dr. Schneider. »Aber genug von mir. Was machen Sie denn, wenn Sie gerade keine Senioren betüddeln?«
    Erleichtert, dass ich der alten Frau doch nicht den Tag verdorben habe, gebe ich bereitwillig Auskunft über mein Leben. Lediglich die jüngsten Ereignisse behalte ich für mich.
    »Ach, in der Modewelt sind Sie tätig? Für mich wäre das nichts gewesen, ich wollte immer etwas Sinnvolles tun«, bekomme ich zur Antwort und wundere mich, dass man in diesem hohen Alter so wenig Taktgefühl haben kann. »Nicht, dass Mode nicht schön wäre«, beschwichtigt sie. »Ich selbst war immer nach dem neuesten Trend gekleidet. Einmal habe ich sogar einer Schau von Yves Saint Laurent beigewohnt. Wissen Sie, ich war nicht immer alt und hässlich. Früher war ich geradezu eine Augenweide. Trotzdem hätte mich so ein belangloser Beruf nie ausgefüllt. Aber wenn Sie damit zufrieden sind, Monika ...« Sie legt eine

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