Schottische Ballade
Glenda wird heulen und zetern über ihren Tod, doch ich kann solch eine Nachlässigkeit nicht ungestraft durchgehen lassen.“
Lion war entsetzt, dass das Leben von so vielen Männern in Gefahr war. Verdammt, sollte dieser abscheuliche Kreislauf niemals ein Ende nehmen? „Es kann sein, dass er ohne Hilfe entkam. Er könnte Umfried niedergeschlagen und sich in der Burg versteckt haben. Bei dem Durcheinander, als wir alles durchsuchten, gelang ihm die Flucht. Ein schmächtiges Bürschchen ist leicht zu übersehen“, fügte er hinzu, damit er nicht die anderen Wachen beschuldigte.
„Das wäre möglich“, sagte Alexander mürrisch.
„Warum also die Shaws bestrafen und Euch selbst wehrfähiger Männer berauben, wenn Colin vielleicht schon tot sein könnte?“
Alexander strahlte. „Denkt Ihr das?“
„Diese Hügel bieten jede Menge Gefahren, besonders für einen Jungen allein, zu Fuß und unbewaffnet. Eber, Wölfe, steile Schluchten ..."
„Ah, das ist möglich“, sagte der Earl nachdenklich.
„Ich denke nicht, dass die Rosses noch mehr Ärger machen werden. “
Alexanders Ausdruck wurde zurückhaltend. „Ich werde dafür sorgen, dass sie das nicht tun.“
„Was wollt Ihr tun?“ fragte Lion.
„Das habe ich noch nicht entschieden.“
„Kann ich Euch irgendwie behilflich sein?“
„Nein. Nicht jetzt.“ Der Blick des Earls schweifte herum. „Ich glaube manchmal, die Wände haben Ohren.“
„Ja, ein Mann kann nicht vorsichtig genug sein.“ Verdammt, er musste wissen, was Alexander vorhatte, damit er es verhindern konnte. „Nun, wenn Ihr meiner nicht mehr bedürft, Mylord, möchte ich mich gerne meiner durchnässten Kleidung entledigen.“
Alexander neigte sein Haupt zur huldvollen Erlaubnis. „Wenn das Wetter morgen klar wird, werden wir die Spiele fortsetzen. Ich werde Robbie MacNab zeigen, welche Clans sich uns bereits angeschlossen haben. “
Lion nickte. Die Spiele könnten zum Teil eine stolze Vorstellung sein, zum andern eine Drohung. Kämpft auf meiner Seite oder trefft diese Männer auf dem Schlachtfeld. Er sollte Robbie besser warnen, damit er angemessen beeindruckt aussah. Als Lion sich der Tür zuwandte, entdeckte er die Kassette in einer dunklen Ecke.
Waren darin die Pergamente, die Beweise, dass Alexander seinem Bruder den Thron rauben wollte? Lion erinnerte sich an seine frühere Unterhaltung mit Bryce und wandte sich dem Earl zu.
„Wenn Ihr mich morgen für ein paar Stunden entbehren könnt, dann möchte ich ins Dorf gehen und sehen, ob es einen Goldschmied gibt, der ein wenig Talent hat.“
„Wozu denn das?“
„Ich benötige ein Verlobungsgeschenk für Lady Rowena. Die einzigen Dinge, die ich zur Hand hatte, waren einiger Tand, den ich aus Italien mitbrachte. Sie hat nichts für solch fremdländische Stücke über.“
„So sind Weiber nun einmal... launisch und undankbar.“
„Ein Ritter hat die Pflicht, seiner Lady ein Geschenk darzubringen.“
„Besonders wenn er diese Lady noch nicht errungen hat, eh? Glenda sagte mir, Ihr habt getrennte Gemächer.“
Lion machte dem Earl gegenüber eine leidende Miene, Mann zu Mann. „Was kann ich dazu sagen? Sie möchte warten, bis wir vermählt sind.“
„Warum lasst Ihr ihr die Wahl?“
„Es scheint mir eine ritterliche Tat zu sein“, sagte Lion. Alexander runzelte die Stirn. „Vielleicht ist sie nicht dafür zu tadeln, dass ihr erster Gemahl mich ärgerte. Eneas ist verständnisvoller. Er will die Gunns zusammenrufen und uns unterstützen.“
Wusste Rowena davon? fragte sich Lion. Sie wäre darüber nicht erfreut. „Gut, auf jeden Fall gehe ich morgen in das Dorf.“
„Das ist ein armseliger Ort. Unwahrscheinlich, dass Ihr etwas findet, das Euch zusagt.“ Der Earl sah zu seiner Kassette hin. „Ich habe ein paar Stücke, die ich mitgenommen habe. Ich wäre bereit, sie Euch zu verkaufen.“
Gestohlen von den Clans, die der Earl bereits unterworfen hatte, dachte Lion und seufzte insgeheim. Er neigte seinen Kopf erneut. „Euer Angebot ehrt mich.“ Er hoffte nur, dass Rowena nicht die gestohlenen Juwelen bespucken würde, oder ihn, dafür, dass er so etwas vorschlug.
9. KAPITEL
Rowena saß an der großen Tafel und versuchte, ruhig zu bleiben, während sie auf Lion wartete. Viele der Edelleute hatten bereits ihren Platz eingenommen. Was hielt ihn auf? Sie hatte den ganzen Tag auf diesen Augenblick gewartet. Nun, da er gekommen war, wechselten sich Aufregung und Unruhe ab.
Was würde er tun, wenn sie ihn
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