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Schuld währt ewig

Schuld währt ewig

Titel: Schuld währt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Was würden die Patienten sagen? Ihr Ruf würde leiden und die reichen Bogenhausener Tussis wegbleiben.
    »Fünf Minuten, dann habe ich Zeit für Sie.«
    Fünf Minuten. Das war akzeptabel. »Geht doch.«
    »Warten Sie hier.« Sie wies auf zwei Stühle, die den Tisch mit der Schale flankierten, und verschwand in ihrem Behandlungszimmer. Alois setzte sich.
    Ein paar Minuten später öffnete sich die Tür wieder. Eine gutgekleidete Frau mittleren Alters erschien. Verbiesterter Zug um den Mund. Gerötete Augen. Jede Menge Schmuck und noch mehr Make-up. Vielleicht war sie vom Gatten gegen ein jüngeres Modell ausgetauscht worden und bekam das nicht auf die Reihe. Lydia van Gierten bat ihn ins Behandlungszimmer, als sei er ein Patient. Immer schön den Schein wahren, nicht wahr?
    Couch gab es keine. Nur zwei Sessel, die aussahen, als könnte man in ihnen untergehen. Er nahm das Angebot nicht an, sich zu setzen.
    »Sie kommen also wegen der Selbsthilfegruppe.« Lydia van Gierten blieb ebenfalls stehen. »Zufall, dass Martina und Jens sie besucht haben. Wir bemühen uns, den inneren Frieden der Beteiligten wiederherzustellen, und hetzen sie nicht gegeneinander auf.«
    »Wer ist wir ?«
    »Ich meinte, ich bemühe mich. Seit einigen Monaten leite ich die Gruppe alleine.«
    »Und davor?«
    »Davor hat mir mein Lebenspartner geholfen. Die Gruppe war seine Idee. Ich mache hauptsächlich Einzeltherapien, fand aber Thorstens Ansatz interessant, und so haben wir die Gruppe ins Leben gerufen. Die Arbeit hat sich auch bewährt.«
    »Ich hätte gerne eine Liste mit den Namen der Teilnehmer. Und auch die Namen aller, die an diesem unsäglichen Gesprächskreis teilgenommen haben, bei dem sich Hinterbliebene und Unfallbeteiligte gegenübersaßen.«
    Ein schmales Lächeln erschien. »Ich unterliege der Schweigepflicht. Wenn Sie diese Liste haben wollen, dann müssen Sie in der Tat mit einem richterlichen Beschluss hier aufkreuzen. Aber so viel kann ich Ihnen verraten: Es gab nur einen einzigen derartigen Gesprächskreis. Ich war von Anfang an skeptisch, ob das gutgehen kann. Und es ging ja dann auch nicht gut. Wir haben es nicht wiederholt.«
    Das musste dann also der Abend gewesen sein, an dem Lenas Mutter teilgenommen hatte. Seltsam. Von einer Eskalation hatte sie nichts gesagt. Nur, dass es keine gute Idee gewesen war, daran teilzunehmen. »Was ist an diesem Abend passiert?«
    Mit dem Zeigefinger strich Lydia van Gierten sich über die Nasenwurzel. »Das, was ich insgeheim befürchtet habe. Die Diskussion lief aus dem Ruder. Eine Teilnehmerin wurde ausfällig.«
    »Lenas Mutter, Franziska Meinhardt?«
    »Ach. Sie wissen davon?«
    »Mehr oder weniger. Was ist geschehen?«
    »Sie hat einigen Teilnehmern vorgeworfen, sich ihre Tat schönzureden. Sie hat wirklich Tat gesagt. Als wären sie Verbrecher. Das Gespräch ist eskaliert, und schließlich ist sie gegangen.«
    Das hatte Franziska Meinhardt also gemeint, als sie von keiner guten Idee gesprochen hatte. »War ihr Mann an diesem Abend auch dabei?«
    »Nein.«
    »Und Jens Flade?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    »Eine Namensliste …«
    »Bekommen Sie, wenn Sie einen Richter von einem Herausgabebeschluss überzeugen können. Ich glaube allerdings nicht, dass Ihnen das gelingt.«
    Verärgert verabschiedete Alois sich.
    Franziska Meinhardt. Das wollte er jetzt schon genau wissen. Er fuhr nach Pasing. Nach einem erneuten Besuch der Praxis konnte er Franziska Meinhardt definitiv abhaken. Ihre Alibis wurden von Kollegen bestätigt. Sie mochte zwar beim Gesprächskreis ausgetickt sein, als Mörderin kam sie aber nicht in Frage. Als Flade überfahren wurde, hatte sie gearbeitet. Ebenso ihr Mann. Er war in seiner Apotheke in Waldperlach gewesen. Das bestätigten seine Mitarbeiter. Alois überlegte, was zu tun sei, als er wieder in den Mini stieg.

39
    Während der Teambesprechung verschlechterte Dühnforts Laune sich rapide. Keine DNA -Spuren an der Briefmarke. Keine verwertbaren Fingerabdrücke an der Karte. Keine Postkarte bei Flade. Kein weiterer Ermittlungsansatz. Lediglich das Team von Moritz Russo konnte einen Erfolg vorweisen: Es war ihnen gelungen, aus der Datenbank IGVP Namen zu destillieren.
    »Das ist wirklich eine mühselige Arbeit«, meinte Russo. »Wir haben mit 2011 angefangen und wühlen uns rückwärts durch die Daten. Wir sind erst bei Juni 2009, aber wir haben einen Treffer. Antonio Hergeth, Sportlehrer an der Joachim-Ringelnatz-Realschule in Neuperlach. Sein

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