Schwarz und Weiss (German Edition)
konnte es sich nicht leisten, dass Aracas erfuhr, dass er auch ohne dieses Hilfsmittel dorthin hätte gelangen können.
Er hielt Aracas die Hand mit dem Bild hin und konnte deutlich sehen, dass Aracas zögerte und ihm einen undurchdringlichen Blick zuwarf, bevor er sie ergriff und sie sprangen. Eorsén fragte sich, was dieser Blick zu bedeuten hatte und warum Aracas ihm nicht zu vertrauen schien.
„Warum habt ihr euch nur an so einem Ort getroffen“, fragte Aracas verwundert, als das alte, baufällige Gebäude der Kneipe in Sicht kam. Eorsén hatte überhaupt nicht bemerkt, dass sie angekommen waren.
„Weil es unscheinbar ist“, sagte er und ging voraus, auf die Eingangstür zu. Aracas folgte ihm und als Eorsén durch die Tür trat, fragte er sich, warum Lynnox nicht aufgetaucht war, als er mit Solyce hier gewesen war.
Die Kneipe war voller Leute, die allesamt gute Laune zu haben schienen. Ganz im Gegensatz zu Aracas, wie Eorsén feststellte.
Sie traten an die Bar heran und Eorsén fragte die Frau, die dahinter arbeitete: „Wissen Sie, wann der, mit dem ich mich immer hier treffe, das letzte Mal hier war?“
Sie musterte ihn kurz, erkannte ihn dann aber und antwortete: „Tut mir Leid, das ist schon lange her. Er sagte mir bei seinem letzten Besuch, dass ich Ihnen sagen solle, dass er eine Weile nicht hierher kommen würde.“ Sie sah sich in der Kneipe um. „Er sagte, er habe wichtigeres zu erledigen und würde sich mit Ihnen in Verbindung setzen, wenn der Zeitpunkt da ist.“
Eorsén war beeindruckt, dass sie sich das Ganze hatte merken können, als sie die Hand ausstreckte. Eorsén starrte sie einige Sekunden verständnislos an, bis ihm etwas einfiel und er etwas Geld aus seinen Taschen kramte. Er drückte es ihr in die Hand und sie zwinkerte lächelnd, bevor sie sich abwandte.
„Alles kostet heutzutage Geld“, murrte Eorsén Aracas zu.
„Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Aracas, „wenn Lynnox hier nicht mehr herkommt, haben wir keinen Hinweis.“
„Doch“, sagte Eorsén überzeugt, „wir fragen nach Val.“
Aracas öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Eorsén hatte sich schon wieder der Frau hinter der Bar zugewandt.
„Eine Frage noch“, sagte er leise, „wissen Sie etwas über einen Mann namens Val, der hier ab und zu vorbeikommt?“
Ihr Gesicht zeigte deutlich, dass der Name ihr etwas sagte, aber sie antwortete: „Nein, tut mir Leid.“
Eorsén seufzte und suchte nach etwas Geld, das er ihr gab. „Wirklich nicht?“, fragte er ein weiteres Mal.
Sie sah zu Boden. „Doch. Er ist gruselig. Er kommt vielleicht ein paar Male im Jahr her.“
„Und weiter?“
„Er...“ Sie zögerte. „Er hat etwas an sich, das den Leuten Angst macht. Er kann vorhersehen, wann jemand stirbt.“ Sie senkte die Stimme noch weiter. „Und es funktioniert!“
„Das ist Unsinn“, sagte Eorsén kopfschüttelnd, „woher sollte er das denn wissen?“
„Er weiß es einfach“, sagte sie aufgeregt, „er kommt hierher und sagt, dass jemand, der hier sitzt, in wenigen Minuten sterben wird. Und bisher hatte er immer Recht!“
„Außer das letzte Mal“, sagte Eorsén langsam.
„Ja“, sagte sie verwundert, „da kam er hierher und sagte, er wolle nur etwas trinken. Das war seltsam. Woher wissen Sie davon?“
„Ich war an diesem Tag ebenfalls hier.“ Eorsén sah zu Aracas, der etwas auf Abstand blieb.
„Danke“, sagte er dann, „ich glaube, es ist besser, wenn ich gehe...“
„Warten Sie!“, rief sie plötzlich, als er sich zum Gehen wandte, „ich hätte es fast vergessen! Ihr Freund hat mir etwas gegeben, das ich Ihnen geben sollte, wenn Sie das nächste Mal herkommen.“ Sie duckte sich unter den Tresen und holte eine zerknitterte Serviette hervor.
„Was soll ich damit?“, fragte Eorsén belustigt und nahm das Tuch.
„Er sagte nur, es sei für Sie.“
„Nun, danke.“ Eorsén wandte sich schließlich ab und kehrte zurück zu Aracas.
„Hast du zugehört?“, fragte er. Aracas nickte. „Du hast Glück, dass es so laut hier drin ist“, sagte er, „sonst hätten noch viele andere zuhören können.“
„Jedenfalls haben wir einen Hinweis von Lynnox.“ Eorsén hielt Aracas die Serviette unter die Nase. „Und außerdem scheint Val ein Hellseher zu sein.“
Aracas schnaubte. „Zeig mal die Serviette her.“
Eorsén reichte sie ihm und er faltete sie so gut wie möglich auf.
„Ich kann das nicht lesen“, sagte Aracas kurz darauf, „das ist merkwürdig. Ich habe
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