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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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sich von ihm. Stattdessen sprang er mit einem gewaltigen Satz auf Millepertia zu, schwang sich auf ihren Rücken und zwang nun sie wie einen altersschwachen Gaul zu Boden.
    Lukas griff wieder nach dem Bogen und schoss. Stocksteif kippte der Aufhocker hintenüber.
    »Schnell!« Er half der stöhnenden Millepertia auf die Beine. »Wir müssen weg!« Er zog sie im Schatten der Felsen mit sich, dann warf er einen Blick zurück. Es sah schlecht aus für die Hexen. Obwohl der Platz mit toten, verletzten und verzauberten Gegnern übersät war, waren nur noch sechs von ihnen auf den Beinen und kämpften zornig gegen die Übermacht. Weitere Kugelblitze sausten sprühend durch die Nacht, und beständig rumpelte es über ihnen in der Wolkendecke. Dazwischen standen Faust und Mephisto in ihren Bannzonen aus Feuer und fahlweißem Licht. Lukas gewann den Eindruck, als würden die beiden unbeeindruckt vom Geschehen um sie herum miteinander reden.
    »Wo ist Abraham?«, keuchte Lukas.
    »Fort«, antwortete Millepertia. »Er bringt die Devils in Sicherheit.« Tatsächlich war von den Musikern nichts mehr zu sehen.
    »Und was ist mit uns?«
    »Dem Plan zufolge bringe ich dich jetzt in Sicherheit, dann treffen wir uns in Worms wieder.«
    »Und wie genau bringst du mich in Sicherheit?«
    »Damit!« Millepertia deutete zu einem Stapel von Hexenbesen, die ihre Gegner am Rande der Lichtung zusammengetragen hatten. »Dummerweise werden sie bewacht, und ich weiß nicht, wie wir an sie herankommen sollen.«
    Lukas sah auf und entdeckte bei den Stecken gleich vier Schwarzalben, die unruhig mit den Hufen scharrten. Einer von ihnen war unglücklicherweise Alberich.
    »Haltet euch nicht mit den Hexen auf!«, geiferte der Schwarzalbenkönig. »Sucht den jungen Faust. Ich habe noch eine Rechnung mit ihm offen!«
    Soeben fiel eine weitere Hexe. Nun kämpften nur noch fünf Schwestern. Lukas hatte eine waghalsige Idee. »Das hier ist doch ein Hexentanzplatz, oder?«
    »Ja. Warum?«
    »Ziehen deine Schwestern hier Alraunen?«
    Millepertias Augen weiteten sich. »Das ist viel zu gefährlich«, zischte sie.
    »Auch hiermit?« Lukas zückte das Kaugummi, das ihm Adam vorhin gegeben hatte. Sie teilten sich den Strang, steckten sich die Kaugummihälften in den Mund und liefen kauend durch die Nacht.
    Millepertia führte ihn zielstrebig an den Leichen zweier Wesen vorbei, die abgesehen von den langen Reißzähnen nicht viel von den Hexen unterschied. »Da!«, wisperte sie und deutete zum Waldrand.
    Lukas entdeckte unter einem Baum drei krautige, mehr oder minder stengellose Pflanzen mit breiten Blattrosetten. Sie erinnerten ihn an Kohl.
    »Rasch, hilf mir beim Graben. Die Wurzeln reichen tief.«
    Hektisch wühlten sie den Waldboden auf, als zu ihrem Entsetzen Alberichs Ruf zu hören war. »Da hinten sind sie. Sie versuchen zu entkommen!«
    Lukas und Millepertia scharrten die Erde weiter wie Hunde auf. Doch sie kamen nicht weit, denn unvermittelt wurde Millepertia von einem Schlag getroffen, der sie über eine Distanz von fast zwei Metern gegen einen Baum schleuderte.
    Lukas schrie auf, als auch er angehoben und schmerzhaft wieder zurück auf den Waldboden geschleudert wurde. Trotz des Eisenkrautes wurde ihm die Luft aus den Lungen getrieben, und er sah bunte Sterne.
    Unmittelbar neben ihm schlug Alberich seinen Tarnmantel zurück. »Dreckiger kleiner Bastard! Bevor dich Faust bekommt, wirst du leiden.«
    »Du hast bei Gott geschworen, uns nichts zu tun!«, keuchte Lukas.
    »Ach, scheiß auf Gott!« Alberich wollte ihn abermals packen, als sich Hartheustränge um seinen Hals wickelten und ihn zurückrissen. »Schnell, Lukas!«
    Der verstopfte sich die Ohren hastig mit dem Kaugummi, und während Millepertia den Albenkönig verzweifelt von ihm forthielt, packte er die Alraune, stemmte sich gegen einen Baumstamm und zerrte an ihr. Dann gab es einen Ruck, und er stolperte zurück. Im Zwielicht sah er, dass er eine verzweigte, fast zwei Handspann lange Wurzel am Blätterschopf gepackt hielt, die tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Menschen besaß. In diesem Moment riss die Gestalt ihre Wurzelaugen auf, starrte ihn an und begann gellend zu schreien.
    Der Lärm war trotz der Ohrpfropfen markerschütternd. Verstört hielt er das Alraunenmännchen in Alberichs Richtung. Der Albenkönig, der längst Millepertias Pflanzenstränge zerrissen hatte, hielt sich die Ohren zu und taumelte mit weit aufgerissenen Augen zurück. Auch auf der Lichtung kamen die Kämpfe

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