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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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zusätzliche Licht kommt. »Und das? Was bedeutet das?«, fragt sie.
    Der Dicke sieht sich um. Er wirkt plötzlich nervös, beinahe ängstlich. »Ich weiß nicht … eine Störung vielleicht …«
    Der Boden bebt. Faller verliert den Halt und fällt auf ihr Hinterteil, halb vor Schreck, halb durch die Erschütterung verursacht. Die Stellwand hinter dem Dicken kippt um und gibt den Blick auf eines der Fenster frei. Die Gebäude draußen strahlen hell, als stünden sie im Kegel eines riesigen Scheinwerfers. Dann verschwindet das Licht so plötzlich, wie es erschienen ist.
    Der Dicke steht da wie erstarrt. »Was …« Weiter kommt er nicht.
    Ein ohrenbetäubender Knall, die Fenster zerbersten. Ein Sturm von Glassplittern tobt durch den Raum. Faller birgt den Kopf unter den Armen. Sie spürt einen Schwall heißer Luft wie aus einem Backofen. Scherben prasseln auf sie herab. Dann ist es vorbei.
    Sie rappelt sich auf, einen Pfeifton in den Ohren, und sieht sich mit aufgerissenen Augen um.
    Die Ausstellungshalle ist nicht wiederzuerkennen. Sämtliche Stellwände sind umgeworfen worden, die Abdeckungen von Schaukästen zerborsten. Alles ist mit einer dicken Schicht aus Glasscherben und Staub bedeckt. Draußen vor |119| dem Fenster ziehen Rauchschwaden vorbei, und sie riecht Feuer. Der Dicke liegt in einer Lache von Blut auf dem Boden und starrt mit offenem Mund und leeren Augen an die Decke. Ein länglicher Splitter ragt aus seinem Hals wie ein transparenter Dolch.
    Faller streift Scherben von ihrer Kleidung. Bis auf ein paar oberflächliche Schnitte ist sie unverletzt. Langsam dämmert ihr, dass eine Katastrophe passiert ist. Ein Experiment muss schiefgegangen sein. Vielleicht ist der Forschungsreaktor auf dem Gelände explodiert. Sie hebt ihre Handtasche auf und nimmt die Digitalkamera heraus, doch sie lässt sich nicht einschalten.
    Faller wirft einen letzten Blick auf den Dicken. Es ist offensichtlich, dass ihm nicht mehr zu helfen ist. Wie betäubt geht sie durch die Trümmer des Besucherzentrums und tritt durch eines der zersplitterten bodentiefen Fenster ins Freie. Der Pfeifton in ihren Ohren lässt allmählich nach. Jetzt hört sie Schreie und das Gellen von Alarmsirenen.
    »Weg hier!«, brüllt jemand. Sie dreht sich in Richtung der Stimme um. Ein junger Mann in weißem Kittel rennt auf sie zu. Seine Augen sind in Panik aufgerissen. »Weg hier!«, brüllt er erneut, dann ist er an ihr vorbei.
    Faller bleibt wie angewurzelt stehen. Der ganze Wald um das Gelände steht in Flammen. Durch die dichten Rauchschwaden hindurch schimmert etwas, das so schrecklich und gleichzeitig so faszinierend ist, dass sie ihre Augen nicht abwenden kann.

|120| 22.
    Jochen Walter runzelt verärgert die Stirn. Auf dem Bildschirm des Laptops ist plötzlich statt des Briefs an Dr. Keller nur noch ein Muster aus kleinen bunten Kästchen zu sehen. Dann wird das Display schwarz. So ein Mist! Ausgerechnet jetzt muss die verdammte Kiste …
    Schreie erklingen. In der Maschine ist es plötzlich unnatürlich hell. Er sieht zu seinem Sitznachbarn, einem jungen Mann in teurem Anzug, Unternehmensberater vielleicht, doch der wirkt ebenso ratlos. Verwirrt öffnet Walter die Blende des Fensters neben sich.
    Ein grelles Licht strahlt ihm mitten ins Gesicht. Es kommt von unten, so als sei die Sonne vom Himmel gefallen. Erschrocken wendet er sich ab. Er spürt Hitze auf seiner Wange. Was zum Teufel ist das? Die Explosion eines Triebwerks? Aber er kann keine Erschütterung spüren, keine Veränderung des gleichförmigen Motorengeräuschs.
    Die harten Schatten, die das grelle Licht wirft, verschwinden plötzlich. Walter wendet sich wieder dem Fenster zu. Was er sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Über dem Zentrum von Karlsruhe steigt ein glühender, in allen Farben schillernder Ball empor. Zuerst denkt Walter an Geschichten über Kugelblitze, die er mal gehört hat. Doch kein Kugelblitz kann so groß sein.
    Das seltsame Gebilde steigt rasch höher, eine Säule aus Rauch hinter sich herziehend. Jetzt sieht Walter, dass der leuchtende Ball selbst eine glühende Wolke ist, die sich in alle Richtungen ausbreitet. Er blickt auf den Boden unter der Wolke und traut seinen Augen nicht. Eine ringförmige, |121| graue Welle breitet sich um das Zentrum der Rauchsäule aus. Es scheint, als sei die Stadt nur eine Spiegelung in einer Wasseroberfläche, in die jemand einen großen Stein geworfen hat.
    »O mein Gott!«, sagt sein Nachbar. »O mein

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