Schwarzfeuer: Roman (German Edition)
Jahreszeit ein oder zwei Schiffsladungen, aber im letzten Jahr … Es war vollkommen ruhig. Nicht einmal Gerros Tulliven ist überfallen worden, und er hat es fertiggebracht, jedes Jahr einige als Wachen verkleidete Räuber einzustellen.«
» Man erzählt sich so einiges«, sagte Melora und hob den Kop f. Ihre Finger tanzten über die Zinken ihrer Gabel. »Der Wahnsinnige Wind.«
»Melora, mein liebes Herz«, sagte ihr Vater sanft. »Das sind nur Geschichten. Unsere Gäste machen sich Sorgen ummögliche Bedrohungen auf dem Weg nach Cardental. Die Wahnsinnigen Winde werden ihnen wohl kaum Schwierigkeiten bereiten.«
»Oh«, erwiderte das Mädchen errötend. Sie ließ den Kopf wieder sinken, und Asharre dachte voller Staunen, dass sie womöglich Tränen verbarg.
Falcien räusperte sich. »Ich wäre interessiert daran, mehr über diese Winde zu hören. In diesen alten Volksmärchen steckt oft ein Körnchen Wahrheit – und selbst wenn es nicht so ist, liebe ich eine gute Geschichte.«
Bassinos nickte, und angesichts der Höflichkeit des Celestianers flackerte Anerkennung über seine groben Züge. »Es kann wohl nicht schaden, die Geschichte zu erzählen. Sie ist sehr alt, aber in der letzten Jahreszeit hat sie anscheinend neues Leben gewonnen. Der Geschichte nach reiten die Geister von Duradh Mal in den Eisenzahnbergen auf den Nachtwinden. Sie sind verflucht, entweder um dessetwillen, was sie im Leben getan haben, oder wegen der Art ihres Todes. Das hängt vom jeweiligen Erzähler ab. Sie können die Letzte Brücke nicht überqueren, bis sie all ihre Sünden gebeichtet haben, und besser zu sündigen als ein Baozite vermag niemand. Also durchstreifen sie die Berggipfel auf der Suche nach Reisenden, die ihre Beichte anhören … Aber die Sünden, die sie begangen haben, sind so schauerlich, und das Leid, das sie als Geister ertragen, ist so furchtbar, dass jeder, der sie anhört, wahnsinnig wird. Männer ziehen sich nackt aus und waten in den Schnee, sodass sie erfrieren, nachdem sie dem Wahnsinnigen Wind gelauscht haben. Frauen springen vom Gipfel oder stürzen sich in die Flüsse. Ihre Tode werden dem Katalog der Sünden dieser Geister hinzugefügt, und so wandern sie weiter und suchen bis in alle Ewigkeit nach neuen Zuhörern.«
»Es ist eine Geistergeschichte?«, fragte Asharre ungläubig.
»Dies ist ein Land der Geister, Mylady. Wir haben nichts anderes zu tun, als Geschichten zu erzählen, um die Winter zu füllen. Alles kann zu einer Geschichte werden, und auf diese Weise hat die Geschichte über den Wahnsinnigen Wind wahrscheinlich begonnen. Irgendjemand hörte einen Wind, der wie ein Schrei klang, und erfand entsprechende Einzelheiten dazu. Jemand anders fand eine arme erfrorene Seele, die bei Nacht hinausgewandert ist und sich verirrt hat. Man füge das eine zum anderen, und schon hat man seine Geschichte. Seltsame Begebenheiten und Unfälle, dazu als Gewürz eine Prise Geisterlegenden. Wenn man sie jetzt hört, lässt der Wind im Sommer Pflanzen erfrieren, färbt winterlichen Schnee blutrot und treibt Menschen das ganze Jahr hindurch in den Wahnsinn. Manchmal kommen die Geister, die ihn reiten, angeblich aus Duradh Mal, manchmal aus Schattenfall. Was immer nach Dafürhalten des Erzählers am besten klingt.«
»Schattenfall?«
Bassinos zuckte nur die Achseln. Er löffelte sich weitere Rüben auf seinen Teller, anscheinend leicht verlegen. Heradion griff die Geschichte auf. »Das ist übrigens ebenfalls eine Geistergeschichte. König Aersival gab dem ersten Lord Rosewayn das Land um Duradh Mal als Lehen. Er hatte es sich verdient, weil er zwei schwierige Feldzüge geführt und die Langen Messer aus dem Rauchwald vertrieben hatte, aber manche Leute sagten, der König habe Rosewayn das Tal gegeben, weil er den Mann so weit wie möglich von der Hauptstadt entfernt wissen wollte. Rosewayn hatte einen üblen Ruf. Einige der Dinge, die er tat, um Gefangene der Langen Messer so weit zu bringen, dass sie ihre Brüder verrieten … Es gab Gerüchte, nach denen er heimlich ein Kliastaner war. So schlimm war es. Viele Historiker behaupten, König Aersival sei der Meinung gewesen, es fiele leichter, sich gegen Rosewayns Exzesse blind zu stellen, wenn der Lord in Cardental war.
Die Celestianer versiegelten die unteren Bereiche von Duradh Mal und einige seiner hohen Türme, aber die zentrale Festung versiegelten sie nicht, vielleicht weil damals irgendein Lord Anspruch auf die Burg erheben wollte. Ich weiß es nicht.
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